
Pop-Musik auf Zimmerlautstärke, ein vollbesetzter Zuschauerraum und zehn hochkonzentrierte junge Menschen. Zu finden war dieses Szenario am Sonntagnachmittag im Luftgewehr-Schießstand im Schützenhaus in Bergrheinfeld. Die BSG war Ausrichter des vierten Wettkampftages in der Bayernliga Nordwest. Zu Gast waren die Teams SSG Dynamo Fürth 2, FSG Hilpoltstein und SV Kleinrinderfeld. Eingeläutet wurde der Tag mit einem Gottesdienst in der Bergrheinfelder Bartholomäus Kirche zum „Sebastiani-Sonntag“. Tradition und Schützensport sind schließlich eng miteinander verbunden.
Nach den ersten beiden Duellen und dem gemeinsamen Mittagessen der Teams und Vereinsmitglieder, stehen sich die Mannschaften aus Fürth und Kleinrinderfeld gegenüber. Fünf Schützen stellt jedes Team. Geschossen wird in „Duellen“, jeweils die Erstgesetzten jeder Mannschaft gegeneinander, daneben die Zweitgesetzten und so weiter. Ermittelt wird das „Ranking“ auf Basis der individuellen Leistungen aus dem Vorjahr. Wer ein Duell für sich entscheidet, bessert nicht nur sein eigene Bilanz auf, er sammelt auch einen Punkt für seine Mannschaft. Wer die meisten Mannschaftspunkte holt, gewinnt am Ende. Eine erfrischend unkompliziertes Regularium.
Nach einer 15-minütigen Vorbereitungszeit geht es los. In den folgenden 50 Minuten müssen die Schützen 40 Schuss abgeben. „Mit der Zeit kommt man eigentlich gut hin“, verrät Peter Hemmerich, Teamchef des BSG Bergrheinfeld, der interessiert am Eingang der Schießanlage das Geschehen beobachtet. Aus zehn Metern gilt es, den kleinen schwarzen Punkt möglichst zentral zu treffen. Wer wie genau getroffen hat, verrät eine Grafik auf der Leinwand.
Ausgeprägter Teamgeist
Im Raum nebenan bereitet sich währenddessen die Heimmannschaft auf den nachfolgenden Vergleich gegen Hilpoltstein vor. Am Vormittag unterlag die BSG knapp mit 2:3 gegen Fürth. Auch wenn am Schießstand jeder Sportler ganz alleine für sich ist – der Teamspirit ist bei den Bergrheinfeldern schon eine halbe Stunde vor der anstehenden Begegnung deutlich spürbar.
„Wir sind ein eingeschworener Haufen“, erklärt Steffen Herdel, der einzige Mann in der Mannschaft, die mit ihm, Kristin Hemmerich, Sabrina Schneider, Kimberly Höfler, Magdalena Müller und Laura Dorsch ausschließlich aus Eigengewächsen besteht. „Wir sind alles Schützenkinder“, sagt Sabrina Schneider und lacht dabei. Mit zwölf Jahren ging es jeweils auf die Pfade der Eltern. Bis heute blieben alle dabei. „Die Gemeinschaft ist einfach überragend“, findet Herdel: „Hier im Verein wird Tradition und Sport perfekt gelebt“.
Sportlich geht es durchaus anspruchsvoll zu. Nicht grundlos ist Luftgewehrschießen eine olympische Disziplin. „Nach einem Wettkampftag bin ich abends oft so fertig, als wäre ich einen Marathon gelaufen“, gibt Kristin Hemmerich einen Einblick in die Sportart. „Körperlich ist das nicht anstrengend“, ergänzt Kimberly Höfler: „Aber du musst sehr konzentriert und fokussiert sein. Außerdem zeigt dir der Monitor ständig an, ob du gerade hinten liegst oder führst. Da darf man sich nicht zu sehr beeinflussen lassen“.
Ein mentales Training, das auch in anderen Lebensbereichen hilfreich ist. „Als ich mit dem Schießen angefangen habe, bin ich auch in der Schule besser geworden. Das Lernen fiel mir dann viel einfacher“, erinnert sich Sabrina Schneider zurück an ihre Teenagerzeit.
Jacke sorgt für Stabilität
Während die Bergrheinfelder Akteure ihre Sportkleidung, die aus einer speziellen Jacke und Hose besteht, die zur Stabilität beiträgt, sowie Schießschuhen mit besonders flacher Sohle, geht die Partie am Schießstand eine Tür nebenan dem Ende entgegen. Kleinrinderfeld bleibt wie schon am Vormittag gegen Hilpoltstein (1:4) auch gegen Fürth chancenlos und verliert mit 0:5.
Mit einem unterfränkischen Sieg sollte es an diesem Tag nichts mehr werden, auch Bergrheinfeld verliert das abschließende Duell mit den Mittelfranken aus Hilpoltstein (2:3). Die Stimmung trüben kann das nicht. Ein guter Moment, um zu fragen, wie Schützen mit Vorurteilen gegenüber ihrem Sport umgehen. „Sicherheit geht immer vor, das lernt hier jeder“, betonen die Akteure. „Ich bin damals sogar nicht zur Bundeswehr, weil ich es gewohnt bin, nur auf Zielscheiben zu schießen“, sagt Herdel: „So habe ich es hier gelernt.“