Nur eine Sekunde fehlte dem für den Schweinfurter Ruder-Club startenden Karl Tully zum Gewinn der Goldmedaille im Vierer ohne Steuermann bei der deutschen Jahrgangsmeisterschaften der Ruderer.
Vom Start weg hatte sich Tully mit seinem Team vom Bundesstützpunkt Dortmund einen packenden Bord-an-Bord-Kampf mit dem favorisierten Team aus Berlin geliefert wobei der Vorsprung des siegreichen Bootes nie mehr als eine dreiviertel Bootslänge betrug. Bei stark böigen Seitenwind zeigte Tully mit seiner Crew enormes Stehvermögen und konterte jeden Spurt der gegnerischen Mannschaft. Auf den letzten 500 m gelang es der Renngemeinschaft aus Schweinfurt, Dorsten, Dortmund und Minden das Berliner Boot nochmals zu attackieren, Schlag um Schlag verringerte sich der Vorsprung des führenden Bootes, das mit einem Luftkasten doch als Erstes seinen Bugball über die Ziellinie der Kölner Regattastrecke schieben konnte. „Die Jungs haben heute ihr Bestes gezeigt und gegeben“ so Stützpunkttrainer Werner Nowak.
Im Saisonverlauf hatte Tully bereits einige Rückschläge hinnehmen müssen, das Ziel einer Medaille bei den nationalen Titelkämpfen jedoch nie aus den Augen verloren. Tully und sein Zweierpartner Lukas Müller vom RV Dorsten konnten bei den Ranglistenrennen in Duisburg aufgrund einer Erkrankung von Müller nicht die erforderliche Platzierung für eine Berücksichtigung in der nationalen Großbootbildung des DRV erreichen. Nowak glaubte an das Potenzial seiner Schützlinge und hielt an dem am Stützpunkt in Dortmund trainierenden Vierer fest.
Auf der internationalen Hügelregatta in Essen zeigte der Vierer bei extremen Wetterbedingungen mit einem zweiten Platz bereits, dass das Team in der Lage war im Feld der durch den DRV gesetzten Boote vorne mit zu fahren. In Ratzeburg dann erneut ein Rückschlag, als die Mannschaft aufgrund der Erkrankung eines Ruderers den Finallauf abmelden musste. „Schade dass es nicht ganz gereicht hat, aber nach dem Saisonverlauf sind wir dennoch sehr glücklich hier gezeigt zu haben was in uns steckt“ so Tully.
Für den Schweinfurter, der an der Ruhr-Universität in Bochum Medizin studiert und im letzten Sommer sein Physikum abgelegt hat bedeutet diese Platzierung jedoch weitaus mehr. Der 22-Jährige hat beschlossen, nun seine berufliche Ausbildung in den Mittelpunkt zu stellen. „Rudern wird immer meine Leidenschaft bleiben, aber irgendwann ist auch die Zeit, neue Schwerpunkte zu setzen“.