Das 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg II ist per se eine Niederlage. Kann dem Vierten gegen den Dritten mal passieren. Doch das 1:2 steht auch für eine FC-05-Mannschaft, die inzwischen sämtliche Saison- und Restrunden-Vorgaben verfehlt hat. In seinem Zustandekommen zeigte es das größte Problem der Schweinfurter nämlich gnadenlos auf: die Einstellung zum Beruf.
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Profi kommt von Professionalität. Dazu gehören neben Kreativität und Leistungsvermögen, auch Zuverlässigkeit und Leistungsbereitschaft. Die Qualität kann man dem nicht so billigen Kader nicht absprechen, das hat er oft genug demonstriert. Aber, von Pokalspielen abgesehen, nie wirklich über die ganze Arbeitszeit - und die beträgt in den Spielen nun einmal 90 Minuten. Hätten die Spieler das einigermaßen hinbekommen, sie dürften sich womöglich über eine Tabellenführung freuen, statt sich über 15 Punkte Rückstand auf Eichstätt zu ärgern. Der VfB steht nämlich da, wo "Arbeitgeber" Markus Wolf seine Angestellten aufgefordert hat zu sein.
Abgeschriebener Platz zwei als Alibi
Statt aber an - das Training mal außen vorgelassen - 34 Arbeitstagen 34 mal ans Limit zu gehen, zeigte sich die Mannschaft offenbar davon überzeugt, auch mit einem lässigen Halbtagsjob das Jahressoll erreichen zu können. Wie oft hatte Trainer Timo Wenzel gesagt: "Die Spieler glauben, nur mit etwas Fußballspielen geht es gegen vermeintlich schwächere Gegner. Geht es aber nicht." Gut, die blutjunge Club-Reserve war jetzt alles andere als schwach, aber offensichtlich hatten die Nullfünfer den seit dem 0:2 gegen Heimstetten letzte Woche abgeschriebenen zweiten Platz diesmal als Alibi auserkoren, nicht mehr als nötig zu tun.
Heraus kam eine gnadenlos schwache erste Halbzeit, in der ein druckloser Maderer-Kopfball die einzige Schweinfurter Strafraumszene war (34.). Die Nürnberger hatten nicht viele mehr, dabei aber durch den von Gianlica Lo Scrudato sträflich vernachlässigten Robin Heußer zum 0:1 getroffen (5.). "Es ist bitter, so früh in Rückstand zu geraten, wenn man in so einem kleinen Tief ist. Das Glück ist in den letzten Spielen nicht mehr bei uns", griff Wenzel ein bisschen zum Pinsel der Schönmalerei - na, ja, zwei Wochen vor dem österlichen Eierfärben irgendwie passend.
Schönmalerei weil: Nicht nur das Glück fehlte gegen die eiskalten Gäste, die stark verteidigten und mit ihrer einzigen Chance nach der Pause, als der FC 05 zu passiv reagierte, Ronny Philps Eigentor erzwangen (70.). Und es nicht nur ein kleines Tief ist. Der Leistungseinbruch in der zweiten Halbzeit von Memmingen, die desolate erste gegen Heimstetten, die blutleere Stunde gegen Nürnberg - das passt nicht zur unisono formulierten Prognose der sportlich Verantwortlichen, man werde "in den zwölf Spielen 2019 eine ganz andere Schweinfurter Mannschaft sehen, auch von den Ergebnissen her". Drei 1:0-Siege, ein 1:1, zwei Niederlagen, die Bilanz und ihr Zustandekommen ähneln den Leistungs- und vor allem Einstellungsschwankungen vor dem Winter.
Adam Jabiris Freistoß klatscht an die Querlatte
Freilich hätte der FC 05 am Samstag das Blatt noch wenden können, doch scheiterte Adam Jabiri mit seinem beiden tollen 25-m-Freistößen einmal an Club-Keeper Nikola Vasilj (49.) und einmal an der Querlatte (87.). Auch muss man der Mannschaft zugestehen, sich in den letzten 20 Minuten noch einmal zusammengerissen zu haben.
Initialzünder war Marco Fritscher in seinem ersten Einsatz 2019, als er mehrmals beherzt antrat, damit auch die üblichen Protagonisten wie Adam Jabiri, Nicolas Andermatt oder auch Kevin Fery mitriss. Ein Ruck war erkennbar - an sich etwas positives, wenn somit nicht die Frage nach der chamäleongleichen Mentalität abermals auftauchen würde. Immerhin gelang Fritscher nach einer Andermatt-Ecke aus dem Gewühl heraus noch der Anschlusstreffer (77.).
Beim Ecken-Schützen stellte sich nach dem ansehnlichen Endspurt Verklärung ein: "In der zweiten Halbzeit waren nur wir am Drücker, das Ergebnis war heute nicht der Leistung entsprechend." War es aber doch, wie auch Wenzel letztlich konstatieren musste: "In der letzten zehn Minuten haben wir uns reingebissen, haben gewollt. Aber in der ersten Halbzeit hatten wir keinen Zugriff auf das variable Mittelfeldspiel der Nürnberger."
Schweinfurt nun schon vier Punkte hinter dem Dritten
Wie sehr den Coach die mentalen Defizite seiner Mannschaft nerven, zeigte sich nach dem Spiel, als er etwas dünnhäutig wirkte in der Aufarbeitung: "Wir wollten uns viel vornehmen, das haben wir gemacht. Wir haben an die Mannschaft geglaubt. Aber wir sind nicht der FC Bayern München, wir sind der FC 05 Schweinfurt. Mit den zwei Niederlagen hintereinander haben wir jetzt aber eine neue Situation." Nämlich die, dass selbst Rang drei, die Vorjahresplatzierung, schon vier Punkte weg ist. Zur Erinnerung: Der FC 05 sollte sich, so das Minimalziel, sportlich verbessern. Und die Pokal-Wurst ist auch längst vom trocken Brot.