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Fußball:
Günter Stottele als Sportrichter Salomon
redsp
 |  aktualisiert: 20.02.2015 14:07 Uhr

Natürlich, es war ein nickliges Spiel, viele Zweikämpfe, viele Fouls, Ende September vergangenen Jahres auf dem Sportplatz in Krum. Die A-Klassisten FSV Krum II und SG Sennfeld II standen sich gegenüber und boten eigentlich nichts, was es nicht auf anderen Sportplätzen geben würde, wenn nach dem einen oder anderen zu harten Einsteigen die Emotionen hochkochen. Doch damals endete das Match mit einem Spielabbruch durch den jungen Schiedsrichter (wir berichteten), der das Kreissportgericht Schweinfurt lange beschäftigte.

Vor kurzem fällten die Sportrichter um den Vorsitzenden Günther Stottele ihr Urteil – und bewiesen salomonische Fähigkeiten, denn der Fall war verzwickt. Rückblick: Bei 3:0 für Sennfeld war Mitte der zweiten Hälfte der Krumer Spielertrainer Marco Schorr von einem Sennfelder gefoult worden. Es folgte ein Gerangel mit Tätlichkeit, die der damals 15 Jahre alte Referee mit Gelb ahndete. Das erzürnte die Krumer, die beim Schiedsrichter mit sechs bis neun Mann protestierten. Dieser empfand die Situation als bedrohlich, er brach das Match ab. Die Sennfelder waren von einem ihrer Verantwortlichen alle vom Platz geschickt worden, an der Rudelbildung nicht beteiligt.

Das Kreissportgericht wertete nun das Handeln des Schiedsrichters, der umfänglich aussagte und auch weiter als Referee Spiele leitet, als gerechtfertigt, da der Schiedsrichter aus der Spielertraube einen Schlag auf den Rücken wahrgenommen hatte, es „Berührungen, Geschiebe und Gestoße“, wie es im Urteil heißt, gegeben haben muss. Deswegen wurde dem FSV Krum wegen Verschuldens eines Spielabbruchs eine Strafe von 50 Euro plus Verfahrenskosten von 20,03 Euro auferlegt, das Spiel wird mit 3:0 für Sennfeld gewertet. Ein Urteil, mit dem nach Einschätzung von Günther Stottele alle leben können, denn die Krumer hätten signalisiert, sie legten keinen Wert auf eine Spielwiederholung. „Die Krumer sind keine Schläger, der Schiedsrichter aber auch kein Lügner“, fasst Stottele seine Erkenntnisse aus den Gesprächen zusammen. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ein älterer, erfahrener Schiedsrichter die Situation anders gelöst und sich durchgesetzt. „Der junge Schiedsrichter war damals überfordert“, so Stottele, es sei aber lobenswert, dass er seine Karriere fortsetze und auch in der Schiedsrichtergruppe Haßberge Unterstützung bekam.

Einspruch des Verbandsanwalts

Brisanz erhält der Fall nicht nur wegen des Spielabbruchs. Sondern wegen der Hintergründe, warum das Urteil erst im Januar endgültig gefällt wurde. Bereits am 23. Oktober hatte das Kreissportgericht sich mit der Causa beschäftigt und ursprünglich eine Neuansetzung verfügt. Damals hatte ein Zeuge, der dem FSV zuzuordnen war und als Schiedsrichter in der Kreisliga gepfiffen hatte, den Sportrichtern versichert, dass genügend Ordner rund um den Platz gewesen seien und dass es keine Schläge durch Krumer Spieler gegenüber dem Schiedsrichter gegeben habe, was dieser selbst dem Zeugen gegenüber versichert haben soll. Der Spielabbruch wäre also ungerechtfertigt gewesen, die richtige Entscheidung Platzverweise für die an der ursprünglichen Rangelei beteiligten Spieler anstatt in der Folge Spielabbruch.

Dann passierte Ungewöhnliches. Als das Urteil beim Bayerischen Fußball-Verband vorlag, legte der Verbandsanwalt Berufung beim Bezirkssportgericht ein. Dieses hob das erste Urteil auf, Neuverhandlung. Die Mutter des Schiedsrichters hatte beim Bezirkssportgericht erklärt, der Hauptzeuge des ersten Verfahrens sei erst nach dem Spiel gekommen und habe die Vorfälle gar nicht sehen können. Der Zeuge war damals für den FC Zeil gemeldet und im Juniorenbereich tätig, wo Zeil eine Kooperation mit Krum hat. „Dem KSG ist anzuraten, den komplexen Sachverhalt in einer mündlichen Verhandlung aufzuklären, wobei neben dem Zeugen [...] zumindest auch die Mutter des SRs als Zeugin gehört werden sollte.“

In der neuerlichen Verhandlung kamen Mutter, Schiedsrichter, Vereinsvertreter und der damalige Zeuge noch einmal ausführlich zu Wort. „Keinem ist nachzuweisen, dass er bewusst gelogen hat“, betont Stottele, für den wie für seine Kollegen Robert Markert und Dieter Winkelmann sich die Situation aber schlussendlich doch so darstellte, dass man die ursprüngliche Neuansetzung nicht mehr als gerechtfertigt empfand. Der Zeuge ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr beim FC Zeil Mitglied, hat seine Ämter niedergelegt und pfeift auch nicht mehr für die Schiedsrichtergruppe Haßberge.

 
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