Wenn der FC 05 Schweinfurt am Samstag (14.05 Uhr, live im Bayerischen Fernsehen) zum Topspiel der Regionalliga Bayern zu Gast beim TSV 1860 München ist, wird Bernhard Winkler im Grünwalder Stadion dabei sein. Der 51-Jährige spielte von 1993 bis 2002 für die Löwen, erzielte in der ersten und zweiten Bundesliga insgesamt 80 Tore im Sechzger-Trikot. Bis zum Abstieg im Sommer war Winkler Teammanager beim TSV. Seine Ursprünge hat der gebürtige Würzburger auch bei den Schweinfurtern, mit denen er 1990 in die zweite Liga aufgestiegen ist. Ein Erfolg, den der Ex-Profi bis heute als einen seiner größten bezeichnet.
Frage: Herr Winkler, am Samstag spielt im Spitzenspiel der Regionalliga Bayern der TSV 1860 München gegen den FC 05 Schweinfurt. Auch wenn in Ihnen mittlerweile ein Löwenherz schlägt, ist denn noch ein bisschen Platz für den FC 05?
Bernhard Winkler: Natürlich. Ich habe mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga damals einen meiner größten Erfolge mit Schweinfurt gefeiert. Deswegen wird man im Herzen immer irgendwo verbunden bleiben, auch wenn ich außer dem Nobby Kleider (Schweinfurter Torwarttrainer, Anm. d. Red.) dort keinen mehr kenne.
Apropos Löwenherz: Blutet das nach dem Zwangsabstieg in Liga vier oder freut es sich über die Tabellenführung?
Winkler: Mein Herz blutet momentan eher. Ich hätte erstens nie damit gerechnet, dass wir absteigen. Und zweitens schon gar nicht damit, dass wir doppelt absteigen. Ich habe hier sehr schöne Zeiten mitgemacht und weiß, was der Verein hergibt, wenn man in höheren Gefilden spielt. Natürlich ist die Momentaufnahme in der Liga schön, aber ich glaube wenn jeder ehrlich ist, wäre man lieber noch in der zweiten Liga.
Also ist neben 222-Millionen-Euro-Transfers kein Platz mehr für Fußball-Romantik? Alteingesessene Löwenfans sollen sich ja sogar gefreut haben, endlich wieder daheim im Grünwalder Stadion zu sein . . .
Winkler: Letztlich musst du ja auch in der Regionalliga deinen Verein professionell führen. Und alleine, dass man wieder im Grünwalder spielt, bringt letztlich auch nichts.
Der TSV 1860 galt lange als sympathischer, weil geerdeter Verein. Hat der Klub diesen Weg verlassen? Oder anders gefragt: Ist der Weg mit Investor Hasan Ismaik der richtige für die Löwen?
Winkler: Boah, das ist immer schwierig. Wenn etwas nicht funktioniert, war deswegen nicht alles schlecht. Der Mensch hat sehr viel Geld investiert, aber nicht auf die richtigen Leute gesetzt, die es in seinem Auftrag umsetzen. Da sind sicher große Fehler gemacht worden. Aber es gibt ja auch Beispiele, dass man mit Geld gute Sachen erreichen, auch sportlich schnell nach oben kommen kann. Hier bei 1860 hat es leider nicht funktioniert und das macht einen natürlich traurig. Die letzten Monate war ich als Teammanager ja unmittelbar dabei.
Rein sportlich läuft es in der Regionalliga nach Plan. Können die Löwen sich nur selbst stoppen?
Winkler: Ja gut, das ist alles eine Momentaufnahme. Natürlich sieht es gut aus, aber es wird auch sehr viel gemacht, das Trainerteam funktioniert super, soweit ich das beobachten kann. Nur selber stoppen, das hört sich immer überheblich an. Ich glaube, man ist gut beraten, jeden Gegner und jedes Spiel ernstzunehmen. Dass man nicht alles gewinnen kann, ist klar. Aber ich denke, in der Breite hat 1860 die beste Mannschaft und wird seinen Weg machen.
Dieser Weg kreuzt sich jetzt mit dem des Tabellenzweiten, dem FC 05. Was erwarten Sie vom Spitzenspiel?
Winkler: Die Schweinfurter können, wenn sie die beste Elf auf den Platz schicken und die fit ist, sicher Paroli bieten. Es wird hoffentlich ein spannendes Spiel für die Zuschauer und letztlich muss man sehen, wer die bessere Tagesform hat. Ich glaube auf jeden Fall, dass auch Schweinfurt die Möglichkeiten hat, so ein Spiel für sich zu entscheiden. Da sind ja auch nicht nur Hobbyfußballer, gerade jetzt, wo man sich für den professionellen Weg entschieden hat.
Sie wissen Bescheid über den FC 05 – erst seit diesem Jahr, wo man in der selben Liga spielt?
Winkler: Nein, ich habe die Schweinfurter schon immer verfolgt und auch öfter Spiele angeschaut, wenn sie in der Gegend waren. Wie gesagt, der Verein ist immer irgendwo ein bisschen im Herzen. Ich bin Unterfranke und stehe dazu, werde irgendwann auch wieder in meine Heimat zurückgehen.
Zu Ihren Glanzzeiten bei den Löwen war der FC 05 eine Randnotiz auf der Fußball-Landkarte. Hätten Sie damals damit gerechnet, dass man sich jemals wieder in einem Pflichtspiel treffen würde?
Winkler: Schon. Aber halt eher, weil Schweinfurt nach oben kommt. Dort hat man ein super Umfeld, tolles Stadion, super Trainingsmöglichkeiten. Ich hätte schon damit gerechnet, dass wir bei 1860 vielleicht mal in die zweite Liga absteigen und da auf den FC 05 treffen. Aber in der vierten Liga – nein, sicher nicht.
Beim letzten Ligaspiel zwischen den beiden Mannschaften haben Sie noch für Schweinfurt gespielt. Es war das legendäre 3:3-Unentschieden im Grünwalder Stadion 1990, durch das der FC 05 letztlich in die zweite Liga aufgestiegen ist . . .
Winkler: Ja, für viele Fans und Spieler bis heute eines der größten Spiele, das jemals in diesem Stadion stattgefunden hat. Es wurde noch sehr lange darüber gesprochen durch die besondere Situation. Auch für mich immer noch ein absolutes Highlight, da ist jeder Spieler froh, dabei gewesen zu sein.
Am Samstag sind Sie doch sicher wieder dabei, diesmal auf der Tribüne?
Winkler: Auf jeden Fall schaue ich mir das Spiel an. Ich drücke vordergründig schon 1860 die Daumen und freue mich im Moment, dass der Verein die Möglichkeit hat, wieder nach oben zu kommen. Aber ich glaube, den kleinen Finger kann ich auch für den FC 05 drücken.