
Kaum wiederzuerkennen war der FC 05, der sich nach seiner enormen Leistungssteigerung freilich doppelt und dreifach über die Bayreuth-Pleite ärgern wird. Immerhin: Im Spitzenspiel gegen Liga-Primus Türkgücü München zeigten die Schweinfurter eine beachtliche Trotzreaktion und nach dem Pausen-Rückstand ihre beste Halbzeit der Hinrunde. Dass es nur zu einem 1:1 reichte, beschmutzte das aufpolierte Bild nur ein bisschen. Denn das Titelrennen bleibt offen, die immer noch um drei Punkte besseren Münchner haben gezeigt bekommen, dass mit den Grün-Weißen wieder zu rechnen ist.
So wollte auch Kapitän und Torschütze Stefan Kleineheisman die Basis für die Zukunft in diesen 45 Minuten sehen: "Vor der Pause hatten wir zuviel Respekt, danach war es ein beherzter Auftritt. Wir mussten aber auch mehr riskieren, denn bei sechs Punkten Rückstand wäre es schon fast vorbei gewesen." Nun aber surfen die im Selbstbewusstsein gestärkten Schweinfurter fürs Erste weiter im Windschatten der ambitionierten "Türken".
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Spitzenspiel, ja, ja, das war schon eines nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Rasen. Insbesondere die Münchner gingen anfangs ein ungemein hohes Tempo, suchten immer wieder ihre Flügelflitzer, von denen der linke mit Dominik Weiß ein ehemaliger Nullfünfer war. Da hatten die Schweinfurter zunächst Mühe, Schritt zu halten - ehe auch sie im Spiel waren, wohlgemerkt ziemlich gut. Bis dahin hätte es freilich schon 0:2 stehen können, hätte Kasim Rabihic nach seinem Solo den Ball nicht genau auf 05-Keeper Luis Zwick gedonnert (3.) und Benedikt Kirsch seinen Kopfball nach Weiß-Flanke nicht einen Tick zu hoch angesetzt (12.).
Jabiri muss früh verletzt raus
Als der FC 05 dann Adam Jabiri schon nach einer knappen Viertelstunde verletzungsbedingt ersetzen musste, schwante den Fans nichts Gutes. Und täuschten sich dabei. Erstens fügte sich Benedict Laverty gleich gut ein, zweitens präsentierten sich die Schweinfurt jetzt trotzig und giftig. Und sie hatten auf einmal die beste Chance: Gianluca Lo Scrudatos Flanke landete bei Tim Danhof und der brachte es fertig den Ball aus sechs Metern gefühlt genauso weit am rechten Torgiebel vorbei zu zimmern (19.).
Schon klar, das reifere und cleverere Spiel zeigten weiterhin die Türken, die gänzlich ohne selbige in der Startformation auskamen. Vielleicht was es deswegen auch nicht ganz unverdient, dass sie in Führung gingen. Und dabei überhaupt erst in die Gefahrenregion kommen konnten, weil sich die Schweinfurter von einem Einwurf hatten düpieren lassen und nur vorübergehend klären konnten. In der Folgesituation eröffnete sich den Münchnern dann ein regelrechtes Scheibenschießen, bei dem Zwick dreimal parieren konnte, ehe aus zweiter Reihe Kirsch rechts unten zum 0:1 traf (42.).
Der Kapitän nährt die Hoffnung
Dass das verdient war, daran bestand kein Zweifel. Dass das rasch Makulatur war, lag an FC-05-Kapitän Stefan Kleineheismann. Der stocherte aus dem sich nach Korb-Vorarbeit nur wenige Zentimeter vor der Torlinie entwickelnden Gewühl heraus den Ball nur eineinhalb Minuten nach Wiederbeginn über die Linie. 1:1 - und schon war wieder mächtig Stimmung im Willy-Sachs-Stadion. Ein Ausgleich der doppelt Wirkung zeigte.
Die Gäste brachten ihren schnellen Tempofußball plötzlich überhaupt nicht mehr auf den Platz, wirkten geschockt. Die Schweinfurter dagegen beflügelte das Tor. Schon wenig später fast das 2:1, doch irgendwie boxte Türkgücü-Schlussmann Franco Flückiger den Danhof-Aufsetzer noch aus der Ecke (50.). Und bei Kleineheismanns vermeintlich zweitem Treffer, sah Schiedsrichter Thomas Berg ein Handspiel und pfiff es wieder zurück.
Gefährliche Münchner Konter
Dass man die mit 4-1-4-1 bei zwei sehr offensiven Außen anlaufenden Münchner nicht unterschätzen darf, zeigten sie jedoch bei einem ihrer nun seltenen Konter: Marco Holz sah zwar seine zwei mitgelaufenen Kollegen, zog aber ansatzlos aus 18 Metern selbst ab und verzog nur um Zentimeter (65.). Und gegen den rechts heran rauschenden Rabihic rettete Zwick in höchster Not (76.).
Diese Räume waren nichts weiter als logische Konsequenz aus dem Risiko-Spiel des FC 05, der das zweite Tor und den Sieg erzwingen wollte. Doch zum einen hatte das Anrennen Kraft gekostet, zum anderen verteidigte der Tabellenführer beherzt, so dass sich kaum einmal eine Lücke auftat. Und so blieb es letztlich bei dem Remis, das den FC 05 zwar nicht näher an die Tabellenspitze heranbrachte, ihn sich aber als moralischer Sieger fühlen lassen konnte.
Türkgücü München 1:1 (0:1)