
Fortuna ist bekanntlich die Glücks- und Schicksalsgöttin aus der römischen Mythologie. In der bildenden Kunst wird sie häufig mit signifikanten Attributen ausgestattet, etwa mit einem Schicksalsrad. Ob das Abstiegsschicksal am Ende dieser Spielzeit auch Fortuna 96 Schweinfurt ereilen wird, wer weiß das derzeit schon genau. Vielleicht der Fußball-Gott, dem manch ein Anhänger vielleicht eine Nähe zur Glücksgöttin unterstellen mag. Immerhin sind der Fußball und das Schicksal schon oft eine Beziehung eingegangen. Vielleicht auch deshalb haben sich einige Klubs die römische Göttin als Namensgeberin auserkoren, so wie eben die Fortuna aus Schweinfurt, die in der A-Klasse Schweinfurt 1 am Sonntag im Kellerduell den TSV Grafenrheinfeld II zu Gast hatte.
Ein paar junge Frauen haben am Spielfeldrand eine Picknick-Decke ausgebreitet, Männer sitzen auf Klapp- oder Anglerstühlen, einer auf einer Kiste Bier. Daneben, auf einem Bollerwagen, steht eine kleine Metall-Kassenbox, an einem Baum ist ein Hund angebunden. Alle reden miteinander, rufen ab und an den Spielern oder auch dem Schiedsrichter etwas zu. Beschaulich geht es zu, irgendwie familiär auf dem öffentlichen Sportplatz im Schweinfurter Stadtpark. A-Klasse eben.
Einer der jüngsten und kleinsten Vereine der Stadt
In der spielt Fortuna 96 als eines von nur zwei ersten Teams in dieser Klasse, alle anderen sind Spielgemeinschaften oder Reserveteams. Seit Jahren schon. Einmal ist der 1996 von Russland-Deutschen gegründete Verein aufgestiegen in die Kreisklasse. "Mit viel Partystimmung", wie sie betonen. Und gleich wieder abgestiegen. "Auch mit viel Partystimmung", wie sie noch mehr betonen. Mit aktuell knapp 40 Mitgliedern ist die Fortuna einer der jüngsten und kleinsten Vereine der Stadt. Die Spieler kommen mittlerweile nicht nur aus Russland, sondern auch aus Polen, Deutschland, Ägypten oder der Ukraine. Auch die Zuschauenden sind längst nicht mehr nur russisch-stämmig.
"Wir wollen gemeinsam Spaß haben, quatschen, ein Bier trinken. Das ist wichtiger als das Spiel", sagt einer der Zuschauer. "Das Bier ist mit 2,50 Euro das billigste der ganzen Liga", lacht ein anderer, der auf der Bierkiste sitzt. "Es ist ein Verein für alle, unser Verein", sagt Alexander Lingor, eines der rund 20 Gründungsmitglieder und übrigens um ein paar Ecken herum verwandt mit der 149-maligen Nationalspielerin Renate Lingor. Neben ihm steht Viktor Dewaldt, seit über acht Jahren Vorsitzender und mit mehr als 400 Spielen Rekordspieler von Fortuna, und nickt: "Fortuna heißt schließlich Glück."
Fortuna hadert mit dem Schiedsrichter
Die Glücksgöttin, deren Namen der Verein trägt, meinte es am Sonntag freilich nicht gut mit den 96ern. Als Drittletzter empfing das Team von Trainer Alexander Tschubanov den Vorletzten aus Grafenrheinfeld – mit einem Sieg hätte die Fortuna einen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt machen können. Am Ende eines spannenden und torreichen Spiels verlor die Fortuna, die zurecht mit einigen Schiedsrichterentscheidungen haderte, mit 3:4 (1:1).
"Letztlich haben wir das Spiel durch viele Fehlentscheidungen des Schiedsrichters verloren", ärgerte sich Tschubanow und monierte etwa nicht gepfiffene Handspiele und ein gegebenes Abseitstor der Gäste. "Es ist zwar noch alles drin, aber wir müssen jetzt praktisch alle restlichen Spiele gewinnen." Und es wird wohl auch darauf ankommen, dass die Namenspatronin des Vereins ihr Füllhorn, bekanntlich auch eines ihrer Attribute, über dem Verein ausschüttet. Neben Glück sollten vor allem Punkte drin sein, viele Punkte.
Tore: 0:1 Niko Baumgart (21.), 1:1 Andrii Kurinnyi (33.), 2:1 Denes Kremer (48.), 2:2 Max Breitenbach (56.), 3:2 Alexander Stelli (69.), 3:3 Stefan Baumgart (90.), 3:4 Kai Mauder (90.+1).