Erfüllt sich der Aufstiegstraum doch noch? Spielt der FC Schweinfurt 05 in der kommenden Saison in der Dritten Liga? Spätestens nachdem der Bayerische Fußballverband (BFV) festgelegt hatte, den aktuellen Regionalliga-Ersten zum Zeitpunkt der Meldefrist für die Dritte Liga als Aufsteiger zu ernennen, schien das Thema für diese Saison erledigt. Mit neun Punkten Vorsprung thront derzeit Türkgücü München an der Tabellenspitze. Nun aber könnten die Schnüdel womöglich von einem Rückzieher des Klubs aus der Landeshauptstadt profitieren.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass Türkgücü, das sich nach dem Regionalliga-Aufstieg im Vorjahr mit hohem finanziellen Aufwand an das Projekt Dritte Liga gemacht hatte, womöglich gar nicht mehr aufsteigen will. "Da muss noch viel zusammenkommen, damit das mit dem Aufstieg passt", wird der Türkgücü-Sportdirektor Max Kothny zitiert. Neben der noch immer ungeklärten Stadionfrage - im Stadion an der Grünwalder Straße spielen mit dem TSV 1860 und dem FC Bayern II bereits zwei Münchner Drittligisten - spielen bei den Überlegungen offenbar auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle, nachdem zum Start in die neue Drittliga-Saison weiterhin Geisterspiele drohen. Außerdem berichtet die "Süddeutsche Zeitung" über eine Drohung von Präsident Hasan Kivran, das Projekt aufgrund der Schwierigkeiten bei der Drittliga-Lizenzierung abzubrechen. Die Drittliga-Spielberechtigung hatte der Klub unter Bedingungen - vor allem die einer passenden Spielstätte - erhalten.
Eine große Chance für den FC 05 also, das gesteckte Ziel Dritte Liga durch die Hintertür doch zu erreichen? Präsident Markus Wolf gibt sich zurückhaltend. Auch er scheint angesichts der Corona-Krise gar nicht erpicht darauf zu sein, unbedingt aufzusteigen. "Man muss davon ausgehen, dass in der Dritten Liga auch in der kommenden Saison erst einmal Geisterspiele stattfinden. In der Regionalliga wird erst gespielt, wenn wieder Zuschauer zugelassen sind, solange bleiben die Spieler in Kurzarbeit", stellt er fest. Außerdem erwartet Wolf aufgrund der Krise deutliche Minder-Einnahmen von Sponsorenseite. Unterm Strich könnten dann zwei Millionen Mehrkosten im Falle eines Aufstiegs stehen. "Das wäre eine sehr heikle Entscheidung", so Wolf über einen Aufstieg. Der Sprung in die Dritte Liga könnte unter diesen Umständen ein finanzielles Himmelfahrtskommando werden.
Zumal der Verband den Schweinfurtern Hoffnung gemacht hat: Sollte Türkgücü vor Beendigung der Regionalliga-Saison aufsteigen, dürften die Schnüdel als Tabellenzweiter womöglich im DFB-Pokal-Wettbewerb antreten. Für den FC-05-Präsidenten eine reizvolle Perspektive, denn wenn sein Klub als Zweiter den Sprung in die Dritte Liga wagen würde, fiele diese Startberechtigung ganz sicher weg. "Wir müssten dann womöglich lange Zeit ohne Zuschauer-Einnahmen klarkommen. Und auch im Pokal-Wettbewerb gäbe es nichts zu verdienen."
Eine Entscheidung erwartet Wolf am Ende des Monats. Noch sei ein möglicher Türkgücü-Rückzug nur ein Gerücht. Der FC 05 werde aber in jedem Fall das Gespräch mit Stadt und Sponsoren suchen, um den Finanzrahmen abzuklopfen. Feststeht: Die Lizenz für die Dritte Liga haben auch die Schweinfurter unter Bedingungen erhalten. Das Willy-Sachs-Stadion erfüllt die Drittliga-Ansprüche derzeit nicht. Vor allem die Anzahl an überdachten Sitzplätzen ist zu gering.