In der Jugend spielte der gebürtige Fürther beim Kleeblatt, beim Club und in den DFB-Auswahlen, später brachte es Daniel Adlung auf 287 Zweitliga-Spiele für die SpVgg Greuther Fürth, Alemannia Aachen, Energie Cottbus und den TSV 1860 München. Nach einem Jahr in der ersten Australischen Liga bei Adelaide United kehrte der Mittelfeldspieler zurück nach Fürth, wo er über die U23 langsam ins Trainergeschäft wechseln wollte. Bis im Januar Markus Wolf, Geschäftsführer des FC 05 Schweinfurt, mit seinem jahrelangen Werben endlich Erfolg hatte: Adlung wechselte innerhalb der Regionalliga Bayern von Mittel- nach Unterfranken.
Bei den Nullfünfern soll der 33-Jährige mit dem markanten Vollbart neben Stürmer Adam Jabiri (36) nicht nur zweiter Routinier sein, sondern mit seiner Erfahrung dem zentralen, offensiven Mittelfeld mehr Stabilität verleihen. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht Adlung über seine Zeit in der Corona-Krise, das Abenteuer Australien und die Ziele mit seinem neuen Verein, der ihn zunächst bis Sommer ausgeliehen hat.
Daniel Adlung: Natürlich. Auch wenn wir in Fürth noch trainieren durften, weil das durch die Zweitliga-Mannschaft unter Profifußball läuft. Aber es gab halt weder Spiele, noch einen gewohnten Rhythmus. Andererseits gab es durch die Pause auch Gelegenheit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Ich habe im ersten Lockdown das Gärtnern für mich entdeckt. Ich habe mich versucht, dann Resultate gesehen und mich gefreut, wenn alles schön war.
Adlung: Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass in diesen beiden Staffeln sehr viele Vereine spielen, die eine höherklassige Vergangenheit haben. Da steckt auch mehr Geld dahinter. In Bayern spielen Viele "just for fun". Ich denke, dass Bayern da richtig entschieden hat, auch wenn es bitter ist für die wenigen Vereine ist, die unter professionellen Bedingungen arbeiten. Es hat letztlich die Vernunft gesiegt.
Adlung: Es ist schon wichtig für die Gesellschaft, dass Abwechslung und ein bisschen Normalität in den Alltag kommt. Es fühlen sich für viele Menschen ja alle Tage gleich an. Und für nicht Berufstätige noch gleicher. Für viele Leute ist es daher nicht leicht zu verstehen, dass der Profifußball in seiner eigenen Blase lebt.
Adlung: Es können aktuell allgemein kaum Angebote für Kinder und Jugendliche stattfinden. Den Kindern fehlt in ihrer Entwicklung Normalität. Es ist ein Zwiespalt: Ich will, dass mein Kind gut aufwächst, aber ich will es auch keiner höheren Gefahr aussetzen. Aber gerade leistungsorientiert Sport treibenden Kindern geht neben der Lebensqualität auch ein Stück Ausbildung verloren. Es geht auch um die Vereine. Wenn einige die Krise nicht überleben sollten, müssen Kinder womöglich noch weiter zum nächsten fahren - und sind wieder die Leidtragenden.
Adlung: Es war strategisch der richtige Zeitpunkt für mich und einen Verein mit so ambitionierten Zielen. Wie es tatsächlich mit der Saison weitergeht, ist aber reine Spekulation. Nur: Wir haben den Vorteil in Bayern, dass wir die unterbrochene Saison zu Ende spielen und somit viel weniger Spiele haben. Das wäre auch in wenigen Wochen möglich.
Adlung: Nun, das muss man auf dem Trainingsplatz zeigen, indem man vorangeht und seine Fähigkeiten einbringt. Es bringt nichts, diese Rolle nur auf dem Papier inne zu haben. Ich bin nicht der Typ, der sich vor Verantwortung scheut. Deswegen denke ich schon, dass ich einer sein kann. Ich bin nach Schweinfurt gewechselt, um den Jungs ein Stückchen meiner Mentalität mitzubringen und ein Mosaiksteinchen zu sein im großen Ganzen.
Adlung: Ich habe das Ziel, mit dem FC 05 noch etwas Großes zu erreichen. Und die Chance, mit diesem Verein selbst noch einmal in den Profifußball zurückzukehren. Das Alter steht in der Vita. Aber solange ich Bock auf Fußball habe, hält mich diese Zahl nicht davon ab, Leistung zu bringen. So lange der Körper mitmacht, auch noch einige Jahre. Wenn ich nur just vor fun mitkicken wollte, hätte ich in Fürth im gemachten Nest bleiben können und beispielsweise die Trainerausbildung vorantreiben. Ich habe das Feuer noch in mir.
Adlung: Ja. Insgesamt sind die Regionalligen sehr professionell aufgestellt. Es spielen viele Jungs mit Profi-Erfahrung. Auch Trainer und Verantwortliche sind nachgewiesenermaßen Fachleute. Der Sprung, zumindest in die Dritte Liga, ist nicht ganz so groß.
Adlung: Einen sehr hohen. Es war eine Bereicherung, eine andere Kultur, ein anderes Lebensgefühl kennenzulernen. Im Urlaub erfährt man ja nur die schönen Sachen, da ist immer alles toll. In so einem Land zu leben und zu arbeiten, ist etwas ganz anderes. Das Sportliche, das aus der Ferne gerne belächelt wird, ist im Rahmen der Möglichkeiten auf einem sehr hohen Niveau.
Adlung: Oh ja. Man merkt schnell, wie begeistert und begeisternd die Leute in Schweinfurt sind. Die Spiele in Schweinfurt waren immer etwas besonderes für mich. Schweinfurt ist eine Arbeiterstadt, wo die Leute nach sportlichen Erfolgen lechzen. Der FC 05 ist ein Traditionsverein.
Adlung: Hundertprozentig, weil es nachhaltiger ist. Natürlich gibt es Leipzig oder Hoffenheim, wo eine enorme Investoren-Power dahinter steckt. Aber es gibt auch Beispiele wie Uerdingen oder Türkgücü München, wo es in ein, zwei Tagen wieder vorbei sein kann, der Investor hinschmeißt und der Verein vor dem Aus steht. Das nachhaltigere Produkt sind traditionelle Klubs auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis. Aktuell drängen genau diese Vereine aus den Regionalligen nach oben und nicht irgendwelche Emporkömmlinge.