Na, dann mal schöne Pfingsten, FC 05. Da durften die Schweinfurter sich zunächst am Samstag geschmeichelt fühlen, erst gegen den späteren Cup-Sieger Eintracht Frankfurt aus dem DFB-Pokal-Wettbewerb ausgeschieden zu sein. Und dann qualifizierten sie sich zwei Tage später prompt erneut für die erste Hauptrunde. Hochverdient: Denn im bayerischen Pokalfinale war der 3:1-(2:1)-Sieg des Regionalliga-Dritten beim noch in die Abstiegsrelegation müssenden Ligakollegen SpVgg Oberfranken Bayreuth nie wirklich gefährdet.
Fürs Siegen und Verteidigen des 2017 in Burghausen gewonnenen Titels gab's schon mal einen Scheck über 5000 Euro aus den Händen des Nürnberger Aufstiegstrainers Michael Köllner, rund 150 000 Euro beschert dem Verein dann die Hauptrunden-Quali. „Damit fällt es uns natürlich leichter, weiteres Personal zu finden“, packte 05-Präsident Markus Wolf bereits den Rechenschieber aus. „Wir sind in Verhandlung mit drei, vier Hochkarätern, wir wollen offensiv, vor allem auf den Außenbahnen noch etwas machen.“ Fürs erste meldete Wolf die Verpflichtung des Mittelfeld-Allrounders Noah Schorn aus der Bundesliga-U19 der TSGHoffenheim.
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Imagegewinn durch den Pokalsieg
Trainer Gerd Klaus freilich war der erneute Imagegewinn durch den abermaligen Pokalsieg noch wichtiger als der materielle: „Das ist das beste Werbemittel für Stadt und Verein. Wir sind ja bundesweit noch nicht so präsent, aber da spricht man wieder von Schweinfurt.“ Dass da ein prominenter Gegner zusätzlich dienlich ist, war Klaus im Moment des Triumphes ziemlich egal: „Wolfsburg vielleicht, weil da mein Neffe Felix künftig spielt. Gescheiter ist aber vielleicht ein schlagbarer Zweitligist. Nur nicht unbedingt wieder Sandhausen, zumal die uns sicher nicht noch einmal unterschätzen.“
Hört, hört, man wähnt sich also sportlich gar nicht so weit von der Zweitliga-Grauzone weg. Kein Wunder, dass Klaus („wir wollen in ein, zwei Jahren eine Liga höher klettern“) und Wolf („nach Pokalsieg und Platz drei käme Pokalsieg und Platz zwei – mindestens“) eine Steigerung des Erreichten jetzt schon für realistisch halten. „Das war die beste Saison des FC 05 Schweinfurt seit dem letzten Zweitliga-Aufstieg“, klopfte Wolf sich, seinem Trainer und vor allem der Mannschaft verbal mächtig auf die Brust.
Ferys Traumtor als Türöffner
Ja, ja, da konnten die Schweinfurter Verantwortlichen vor dem Spiel abwiegeln wie sie wollten: Letztlich hing Erfolg oder Misserfolg dieser Saison 2017/18 von diesem Endspiel ab. Und das war der Mannschaft nach einiger anfänglicher Nervosität auch anzumerken. Hoch fokussiert ging sie spätestens mit der Führung im Rücken zu Werke, mühte sich um Kontrolle und erspielte sich mit offensivem Fußball auch Chancen. Und da die Bayreuther das trotz Fünferkette hinten, aber mit drei Stürmern überraschend zumindest eine halbe Stunde ebenso taten, entwickelte sich ein schönes Spiel. Und so etwas kommt dem FC 05 gelegen. Nach einem entschlossenen Antritt zog Kevin Fery aus 25 Metern ab und sein Schuss knallte von der Latten-Unterkante zum 0:1 ins Tor (9.).
„Er wollte zu meinem Abschied als Trainer noch einmal zeigen, was er drauf hat“, herzte Klaus hernach seinen „Lieblingsschüler“. Doch der wollte sich das Prädikat „Matchwinner“ nicht so ohne weiteres anheften lassen: „Es war eine super Mannschaftsleistung“, urteilte er stattdessen. Worauf sich Stürmer Adam Jabiri einmischte: „Doch, doch, das kann man schon so schreiben, Kevin ist halt zu bescheiden.“ Nun, der 24-jährige Sechser zeigte seine vielleicht beste Saisonleistung, erzielte nicht nur den ersten Treffer selbst, sondern bereitete den dritten vor, schaltete sich gedankenschnell in viele Umschaltsituationen ein und kam zu zahlreichen Torabschlüssen.
Doch die Altstadt-Kicker, die ja in den nächsten Tagen gegen den TSV Aubstadt noch zweimal um den Regionalliga-Verbleib spielen müssen, ließen sich zumindest von Ferys Traumtor nicht beeindrucken. Mutig spielten sie mit schnellen Kontern nach vorn und wurden belohnt: Kristian Böhnleins scharfe Flanke von links verwertete Ivan Knezevic aus vier Metern zum 1:1 (19.). Was wiederum den FC 05 wenig beeindruckte: Fery verzog nur knapp (22.), Florian Pieper traf den rechten Pfosten (28.), Adam Jabiri zielte ein bisschen zu hoch (31.) und Christopher Kracun toppste haarscharf neben den linken Pfosten (34.).
So war es nur eine Frage der Zeit, wann das 1:2 fallen würde. Einen von Jabiri abgelegten Ball setzte Pieper aus der Drehung in Gerd-Müller-Manier ins linke Eck (41.). Gefährdet war die Pausenführung nur noch einmal, als 05-Keeper Alexander Eiban einen Böhnlein-Schuss gerade noch über den Querbalken bugsieren konnte (42.).
Auch nach dem Wechsel hatten die Schweinfurter zunächst die besseren Aktionen und Pech, als Jabiri nach einer Fritscher-Flanke per Kopf nur den Pfosten traf (55.). Aber: Die Partie wurde nun um einiges zerfahrener, die Ballverluste auf beiden Seiten häuften sich – und das tat den Bayreuthern ein klein wenig besser als den Nullfünfern. Deren rund 700 mitgereiste Fans waren dennoch bester Laune, feierten ihre Mannschaft und auch sich selbst. Schade nur, dass kurz nach der Pause einige wenige Störer mit grün-weißen Nebeltöpfen für eine mehrminütige Unterbrechung gesorgt hatten, gleichwohl diese ob der vergleichsweise geringen Rauchentwicklung etwas überzogen von Schiedsrichter Wolfgang Haslberger war. Vor dem Spiel hatten auch die Bayreuther Anhänger gezündelt – in gelb-schwarz.
Jabiri sorgt für die Entscheidung
Sportlich lief's in der letzten halben Stunde dann mehr und mehr auf eine Mischung aus Kämpfen und Taktieren hinaus. Die größeren Reserven hatten dabei letztlich die Schweinfurter, die auch die nötige Geduld aufbrachten und nicht den Fehler machten, bei frühsommerlichen Temperaturen die Entscheidung übermotiviert erzwingen zu wollen. Vielmehr resultierte das 1:3 aus einer schönen Ballstafette, an deren Ende der überragende Fery herrlich von rechts flankte und Jabiri mit dem Kopf aus sechs Metern nur noch einzunicken brauchte (73.). Damit war die Entscheidung gefallen, denn die Bayreuther wussten jetzt, dass sie besser ihre Kräfte für die Relegation bündeln sollten.
„Eine geile Sache“ fand Fery den Pokalsieg, wollte sich aber noch nicht auf die Intensität der anschließenden Feier im ViP-Zelt auf dem Gelände des Willy-Sachs-Stadions festlegen. Kollege Jabiri, dem Physiotherapeut Peter Hofmann ein schmuckes, türkises Prinzessinen-Krönchen aufgesetzt hatte, das der Regionalliga-Torschützenkönig gar nicht mehr abnehmen wollte, wurde da konkreter: „Open End!“ Nun spätestens am Dienstagmorgen um Vier werden die Schweinfurter Spieler ihre Plätze im Zelt verlassen haben – und eingetauscht gegen die eines Flugzeuges. Denn da ging's bereits ab nach Mallorca. Und was in Malle dann so passiert, das bleibt ja bekanntlich in Malle.
Die Statistik des Spiels
BFV-Pokalfinale SpVgg Oberfranken Bayreuth – FC 05 Schweinfurt 1:3 (1:2)
Bayreuth: Hempfling – Held, Dengler, Kolbeck, Weber, Weimar (74. Coleman) – Schmitt (81. Ulbricht), Wolf – Hobsch (59. Makarenko), Böhnlein, Knezevic.
Schweinfurt: Eiban – Messingschlager, Strohmaier, Wolf, Fritscher (81. Weiß) – Fery, Kracun – Willsch, Paul – Pieper (50. Kling), Jabiri (89. Janz).
Schiedsrichter: Wolfgang Haslberger (TSV St. Wolfgang). Zuschauer: 3248. Tore: 0:1 Kevin Fery (9.), 1:1 Kristian Böhnlein (19.), 1:2 Florian Pieper (41.), 1:3 Adam Jabiri (73.). Gelb: Wolf – Messingschlager, Strohmaier.