Hat der FC 05 ein Problemchen in der Offensive? Die nackten Zahlen sprechen dafür. Zu Buche stehen aus den beiden jüngsten Ligapokal-Auftritten eine dürftige Chancenverwertung beim 1:1 in Fürth und ein 0:0 gegen den TSV Aubstadt - drei torlose Halbzeiten für die Mannschaft von Trainer Tobias Strobl, die sich ja den Drittliga-Aufstieg auf die Fahnen geschrieben hat. Erträglich gemacht haben die numerische Magerkost freilich eine starke Abwehrleistung der Gäste und die erdrückende Überlegenheit der Schweinfurter mit dem Ball.
Strobl sprach gar vom vielleicht besten Spiel unter seiner Regie "bei Ballverlust-Sequenzen". Fürwahr: Kapital vermochte Aubstadt daraus deswegen nicht zu schlagen, weil die Schweinfurter in der Rückwärtsbewegung sofort wieder alles im Griff hatten - trotz gleichzeitiger bedingungsloser Offensive. So einseitig wie an diesem feucht-kühlen Dienstagabend war's lange nicht mehr zugegangen im Derby zwischen dem FC 05 und den Grabfeldern. Gefühlt 85 Prozent Ballbesitz hatten die Gastgeber vor der Pause - und ein deutliches Chancenplus. Nur rein wollte kein Ball. "Weil wir einen Tick öfter in die Box hätten flanken müssen und Aubstadt dort mehr beschäftigen", so Strobl.
Dreimal fehlen nur Zentimeter
Aber auch, weil den Schweinfurtern dreimal bei Kopfbällen ein paar Zentimeter fehlten. Nach Danhof-Flanken von links zielte erst Sascha Marinkovic zu hoch (3.), dann Lukas Ramser daneben (15.). Und schließlich rettete TSV-Keeper Andre Koob gerade noch gegen Marinkovics zweiten Versuch (39.). Allerdings: Eine Minute zuvor hätte es auch ganz anders stehen können, als der Aubstadter Andre Rumpl aus 25 Metern von der linken Seite unerwartet abzog und sich Luis Zwick im 05-Tor mächtig strecken musste.
An diesem Gesamteindruck änderte sich auch nach der Pause nicht viel. Aubstadt zeigte seine Tugenden - das seien nun mal "rennen, laufen, kämpfen", wie es TSV-Coach Viktor Kleinhenz formulierte. Oder mit anderen Worten: "Begeisterung, Laufbereitschaft und Intensität" - in diesen Bereichen sei seine Elf deutlich verbessert im Vergleich zur Aschaffenburg-Pleite aufgetreten. "Wir müssen in so einen Spiel so spielen. Wir haben insgesamt vielleicht 200 Regionalliga-Partien Erfahrung im Kader, bei Schweinfurt hat das der ein oder andere Spieler alleine. Der FC 05 hat eine geniale Spielanlage."
Ohne die zündende Idee
Doch den Schweinfurtern fehlte trotz Spielkontrolle, Wille und Ballsicherheit die zündende Idee, das Bollwerk auszuhebeln. "Mit geraden Bällen war es kaum möglich auf dem rutschigen Boden hinter die Aubstader Abwehr zu kommen. Und im Eins gegen Eins waren wir nicht risikofreudig genug", hatte Strobl wenig zu kritisieren - aber das entscheidende. So probierte es Kristian Böhnlein mal aus 18 Metern, doch auch sein Drehschuss segelte am Lattenkreuz vorbei (59.). Und in der Nachspielzeit hatte Nicolas Pfarr nochmal eine Halbchance - dann durfte Aubstadt aufatmen und den Punkt feiern. "Jetzt müssen wir im Ligaspiel gegen Illertissen die richtige Balance finden zwischen Euphorie und Tagesgeschäft", blickte Kleinhenz schon nach vorn.
Bis zum nächsten Heimspiel müssen sich die Schweinfurter Fußballfreunde etwas länger als gedacht gedulden: Die für kommenden Samstag angesetzte Partie gegen den VfR Garching musste abgesagt werden wegen eines Corona-Falls im Umfeld der abstiegsbedrohten Oberbayern. Was Strobl überraschend deutlich zur Attacke blasen ließ: "Ich rege mich fürchterlich auf darüber. Es bleibt das Gefühl, dass der ein oder andere in der Liga das ausnutzt. Diese Absage stößt in unserem ganzen Team auf Unverständnis."