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Fußball: Regionalliga Bayern
FC 05 bewertet angedachten Umbau des Sachs-Stadions positiv
Eine Machbarkeitsstudie der Stadt gibt grünes Licht, sollte der Schweinfurter Fußball-Regionalligist in die Dritte Liga aufsteigen. Warum der Name Willy gestrichen wird.
Das Sachs-Stadion im Wandel: Im Frühjahr 2019 kamen die neuen Sitze, jetzt wird der Name Willy gestrichen und für den Fall eines Drittliga-Aufstiegs erfolgt ein Umbau gemäß der DFB-Anforderungen.
Foto: Michael Bauer | Das Sachs-Stadion im Wandel: Im Frühjahr 2019 kamen die neuen Sitze, jetzt wird der Name Willy gestrichen und für den Fall eines Drittliga-Aufstiegs erfolgt ein Umbau gemäß der DFB-Anforderungen.
Michi Bauer
 und  Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 17.12.2020 02:16 Uhr

Noch spielt der FC 05 Schweinfurt in der viertklassigen Fußball-Regionalliga Bayern. Am Ende dieser von Corona-Unterbrechungenen gezeichneten Saison soll jedoch der Aufstieg in die Dritte Liga stehen. Dazu müssten die Nullfünfer, derzeit mit zwei Spielen weniger als das bis zu fünf Punkte bessere Spitzentrio Tabellenvierter, zunächst die Play-offs der Top-Vier gewinnen und anschließend die Relegation gegen den Meister der Regionalliga Nord. Da das zwar eine große Aufgabe, aber auch keine unlösbare ist, planen Stadt und Verein bereits für den Fall der Fälle: In einer Machbarkeitsstudie hat die Politik Grünes Licht erteilt für den drittligatauglichen Umbau.

Die CSU-Fraktion hatte bereits im Juni 2018 diese Machbarkeitsstudie beantragt, die das im Stadionbau bundesweit erfahrene Planungsbüro Albert Speer und Partner aus Frankfurt erstellt hat. Ergebnis: Für die Dritte Liga wäre ein Denkmal-verträglicher Umbau möglich. Benötigt werden 2000 überdachte Sitzplätze. Die Haupttribüne hat 860, mit einer Stahlrohrtribüne auf der Gegengeraden könnte man weitere 1200 Sitzplätze im 15000 Zuschauer fassenden Stadion unterbringen. Nötig wären auch Rasenheizung, eine Stadionwache, ein neuer Presse-Bereich sowie eine Aufrüstung des Flutlichts. Die Kosten werden auf maximal 4,7 Millionen Euro taxiert, die aber nicht auf einmal anfallen, da der DFB zum Beispiel die Rasenheizung nicht sofort fordert.

Neubau wäre erst für die Zweite Liga nötig

Beim FC 05 wurde die Studie positiv aufgenommen. Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf zeigte sich froh "über die Unterstützung durch die Stadt. Der FC 05 ist aber auch ein Aushängeschild für die Stadt Schweinfurt". Dass derzeit noch nicht über einen Neubau gesprochen wird, könne er "absolut nachvollziehen. So hat das Sachs-Stadion auch noch einmal eine Chance und das ist schließlich auch schön". Ohnehin sei es zunächst das Ziel, in die Dritte Liga aufzusteigen und sich dort erst einmal zu etablieren. Vorher sei es Utopie über zweite Liga und Neubau zu sprechen. 

Mit der Machbarkeitsstudie zum Stadion-Ausbau im Falle eines Drittliga-Aufstiegs rundum zufrieden: FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Mit der Machbarkeitsstudie zum Stadion-Ausbau im Falle eines Drittliga-Aufstiegs rundum zufrieden: FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf.

Trotzdem haben die Verantwortlichen im Stadtrat auch für dieses Szenario über eine Lösung beraten und zumindest einen Standort auserkoren: eine Fläche zwischen Geldersheim und Niederwerrn, nicht weit entfernt von der Autobahnausfahrt Schweinfurt West der A71. Ein weiterer Umbau schiede aus, weil die DFL-Auflagen nicht mehr mit dem Denkmalschutz vereinbar wären. Es würden mindestens 3000 Sitzplätze fällig bei kompletter Überdachung. Die Kosten für diesen nicht von der Stadt zu finanzierenden Neubau werden auf 75 Millionen Euro inklusive Infrastruktur geschätzt.

"So hat das Sachs-Stadion auch noch einmal eine Chance und das ist schließlich auch schön."
FC-05-Präsident Markus Wolf zur Machbarkeitsstudie eines Umbaus für die Dritte Liga

Bleibt der FC 05 erst einmal Regionalligist, ändert sich nichts am bestehenden Willy-Sachs-Stadion. Außer dem Namen: Weil dem Großindustriellen Willy Sachs, der das Stadion 1936 der Stadt gestiftet hatte mit der Auflage, der FC 05 solle dort vorrangig seine Heimspiele austragen dürfen, eine erhebliche Nähe zum NS-Regime und die Ausbeutung von jüdischen Zwangsarbeitern nachgewiesen wurde, wird es nach jahrelangen Diskussionen voraussichtlich noch im nächsten Monat in Sachs-Stadion umbenannt werden. Willy Sachs war Mitglied der SS, pflegte freundschaftliche Beziehungen zu hochrangigen NS-Funktionären wie dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, SS-Reichsführer Heinrich Himmler und dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich.

Stadionführung mit Nazigrößen am 23. Juli 1936: Zur Eröffnung des von Willy Sachs (Zweiter von rechts) gestifteten Stadions kamen auch Heinrich Himmler (Zweiter von links) und Hermann Göring (Mitte) nach Schweinfurt.
Foto: Sachs-Archiv | Stadionführung mit Nazigrößen am 23. Juli 1936: Zur Eröffnung des von Willy Sachs (Zweiter von rechts) gestifteten Stadions kamen auch Heinrich Himmler (Zweiter von links) und Hermann Göring (Mitte) nach Schweinfurt.

SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek und ihr Kollege Adi Schön von den Freien Wählern hatten den Antrag eingereicht, dem 1958 gestorbenen Willy Sachs die Ehrenbürgerwürde posthum zu entziehen und das Stadion umzubenennen, den neuen Namen unterstützen als Unterzeichner des Stadtratsantrags CSU, SPD, Grüne, Freie Wähler, Linke, FDP, proschweinfurt und die Initiative Zukunft/ödp; lediglich die AFD hatte sich anders positioniert. 

Auch die Fan-Szene unterstützt die Umbenennung

Wolf begrüßt die Umbenennung in Sachs-Stadion. Der Vorstand habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, schließlich sei der FC 05 Mitglied des Bündnisses "Schweinfurt ist bunt" sowie der Initiative "Respekt - kein Platz für Rassismus. "Wir stehen für einen respektvollen Umgang mit Sportlerinnen und Sportlern, egal, welcher Herkunft", so Wolf. Das sei nicht vereinbar mit der veröffentlichten Vita von Willy Sachs.

Das unterstütze auch die aktive Fan-Szene, gleichwohl es einige gebe, die aufgrund der persönlichen Erinnerungen gerne weiterhin den alten, seit 84 Jahren unveränderten Namen gesehen hätten. "Sie können sich mit dem politisch unbelasteten Namen Sachs-Stadion aber anfreunden", fasst Wolf den Tenor in der organisierten Anhängerschaft, die beispielsweise die Umbenennung nach einem Sponsoren ablehnt, zusammen. Wolf weiter: "Der Name Sachs bleibt erhalten, das ist uns wichtig, auch als Dank an tausende Arbeiter und Angestellte des Unternehmens, die der Stadt dieses Stadion erst ermöglicht haben." Auch die geplante Erinnerungstafel vor dem Stadion hält er für sinnvoll.

 
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  • N. M.
    Grotesk. Da diskutiert man über den Willy vor dem Sachs wegen einer NS-Vergangenheit und veranlasst ausgerechnet das Planungsbüro Albert Speer für eine Machbarkeitsstudie?
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  • F. R.
    75 Millionen Euro inklusive Infrastruktur in den Conn Barracks wären bei einem Neubau gleich gegenüber des Sachs-Stadions, jenseits des Kasernenwegs, nicht aufzuwenden. Da die bestehende Stadion-Infrastruktur (Zufahrten, Parkplätze, Bushaltestellen) weiter genutzt werden könnte und auch die schönen Trainingsplätze dann direkt neben einem neuen Stadion lägen. Die Einsparungen bei der Infrastruktur fallen zudem für die Stadt viel höher ins Gewicht, da sie diese i. Ggs. zum eigentlichen Stadionbau selbst finanzieren müsste.

    Wir haben einen idealen Stadionplatz, um den uns WÜ beneidet, den Speer nur deshalb nicht vorschlagen konnte, weil der nördliche Teil des Stadions ein Stück über die Carus Allee hinaus in das Areal der Landesgartenschau hineinragte.

    Die LGS steht überall im Wege, mit immer neuen Kosten, mit Korrespondenzprojekten bereits bei 40 Mio. Und dann generiert sie noch vermeidbare Zusatzkosten für die Stadion-Infrastruktur!
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  • E. B.
    Soweit man in der vielzitierten Publikation Dornheim nachlesen kann, war Willy Sachs schon Jahrzehnte zuvor mit Göring befreundet. Und das gab es die NSDAP noch gar nicht.
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  • E. B.
    Wie immer, das Tagblatt berichtet schon jetzt vom "Sachs-Stadion, noch ist aber der Name Willy Bestandteil des Namens und ich bitte die Autoren, das zu berücksichtigen. Zudem möchte ich wissen, wieviele "jüdische" Zwangsarbeiter hier bei uns in Schweinfurt ausgebeutet wurden.
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