
Fabian Sagstetter sitzt am Steuer seines Autos. Der Kapitän der deutschen Faustball-Nationalmannschaft vom TV Oberndorf ist zusammen mit Vereinskollege Maximilian Lutz auf der Heimfahrt von der Europameisterschaft in Kaltern (Südtirol). Im Gepäck die Goldmedaille, die das Männer-Team nach dem 4:1-Erfolg über Österreich umgehängt bekam.
Nach der abendlichen Titel-Feier mit der Mannschaft, einem gemütlichen Frühstück und einem Kurzbesuch im Hotelpool ging es gegen Mittag wieder in Richtung Schweinfurt. Zu ausufernd war die Party aber wohl nicht. "Alles im Rahmen", sagt der 31-Jährige während des Telefonats. "Es gab keinerlei Verluste", lacht Sagstetter. Vor dem tollen Alpenpanorama über dem Kalterer See lässt es freilich trefflich feiern. Und am Hotelpool natürlich auch. "So lange, bis sich die Nachbarn beschwert haben."
Maximilian Lutz' Debüt ein "unfassbares Erlebnis"
Deutschland hat damit den Titel von 2018 verteidigt, den insgesamt 15. EM-Triumph und den vierten in Folge geholt. Fabian Sagstetter vom TV Oberndorf war bei den letzten vier Turnieren immer dabei, Maximilian Lutz feierte bei seinem Debüt in Kaltern den ersten Titelgewinn.
Für ihn sei es "ein unfassbares Erlebnis" gewesen – allein schon "diese Professionalität bei der Nationalmannschaft. Du musst dich um nichts kümmern", schwärmt Lutz von seinem ersten großen Turnier. "Alle haben das gleiche Ziel, arbeiten hart dafür. Und wenn du dann am Ende belohnt wirst und ganz oben stehst, ist das sensationell."

Die Schweiz, Italien und Österreich waren die drei Hürden in der Vorrunde, die der Titelverteidiger zu überstehen hatte. Hürden deshalb, weil diese Nationen zusammen mit Deutschland auch gleichzeitig die Top-Nationen im Faustball, vermutlich eine der ältesten Sportarten der Welt, stellen.
"Die Gruppen wurden vorab gesetzt", erklärt Sagstetter auf der Heimfahrt. "Die Topfavoriten wurden alle in die Gruppe A gelegt, damit auch auch die 'kleinen' Nationen in den Genuss des Viertelfinals kommen können", führte der Oberndorfer aus. Da war dann natürlich Schluss für Dänemark, Belgien, Tschechien und Serbien. Im Halbfinale waren die vier 'Großen' wieder unter sich.
Comeback-Qualitäten der deutschen Mannschaft
Topfavorit Deutschland fand allerdings schwer ins Turnier, musste im ersten Match gegen die Schweiz gleich die ersten beiden Sätze abgeben. "Wenn die Schweiz das Spiel 3:0 gewinnt, dürfen wir uns nicht beschweren", so Sagstetter. "Wir haben dann gewechselt, der Schweiz ein anders Bild geliefert und ein cooles Comeback hingelegt", macht der Kapitän deutlich, dass die Mannschaft schon zum Auftakt ein Statement abgeliefert habe.
Für den früheren Eltmanner Volleyballer sind internationale Meisterschaften und der Favoritenstatus zwar schon Routine, "aber auch diese Rolle muss man annehmen. Wir sind immer die Gejagten", hebt Sagstetter hervor, dass man sich diesen Status immer wieder neu erarbeiten muss.

Der Titelgewinn sei vor allem auf das gute Zuspiel zurückzuführen. "Mit dem ersten und zweiten Ball waren wir ein gutes Stück vor den Anderen. Und mit Patrick Thomas haben wir den aktuell weltweit besten Angreifer im Kader". Ein weiteres Pfund seien auch die Alternativen auf der Bank gewesen. "Wir waren unheimlich ausgeglichen", hebt der Schweinfurter hervor. Das schließe auch die sechs Debütanten ein, die sich nahtlos ins Team eingefügt hätten. "Jeder hatte seine Einsatzzeiten und seine wichtigen Momente im Turnier". So wie Angreifer Lutz.
Nach dem 4:0 im Halbfinale gegen Italien wartete mit Österreich im Endspiel ein Gegner, der es den Deutschen bereits in der Vorrunde schwergemacht hatte. Und wieder hätte das Spiel kippen können, doch nach dem verlorenem dritten Satz zeigten Sagstetter, Lutz und Co. erneut Comeback-Qualitäten, gewannen das Finale letztlich mit 4:1.