Keine Münchner Zeitung erschien am Montag ohne eine Duhnke-Story. Der 20-Jährige aus Karlstadt wurde in allen Blättern als „unbekannter Derby-Held“ gefeiert, nachdem er am Samstag ein Missverständnis zwischen Martin Demichelis und Torwart Oliver Kahn frech genutzt und per Flugkopfball das 1:1 erzielt hatte. „Ein Tor gegen Kahn, den ich schon als Kind bewundert habe – das ist ein Wahnsinns-Gefühl. Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, wurde Manuel Duhnke zitiert.
Duhnke, der am Samstagabend gar im „Aktuellen Sportstudio“ zu Wort kommen durfte, war bislang selbst für Löwen-Fans eher ein Nobody gewesen. Seine Referenzen beschränkten sich auf einen Fünf-Minuten-Einsatz im Zweitliga-Spiel gegen Erzgebirge Aue und auf sechs Spiele für die deutsche Militärauswahl. Nach dem Derby gegen den FC Bayern musste der Karlstadter deshalb den Journalisten umso mehr von sich erzählen. Wie in einer anderen Welt fühle er sich, sagte er den Reportern. Klar, in der Regionalliga, wo er die Löwen-Reserve als Kapitän anführt, spielt er vor vielleicht mal zwei-, dreitausend Leuten.
Mit der Beförderung seines früheren Trainers Marco Kurz zum Chefcoach hatte er im Sommer zwar die leise Hoffnung verknüpft, „oben rein zu schnuppern und ein paar Spiele zu bekommen”. Aber er wisse genau, wo er hingehöre, meinte er. Denn es sei eine ganz wichtige Saison für die Regionalliga-Mannschaft, weil in diesem Frühjahr die Weichen für die neue eingleisige dritte Liga gestellt werden.
Fast wäre kein Platz mehr gewesen für Manuel Duhnke. Zumindest auf dem Spielberichtsbogen. denn dort wurde er in der untersten Zeile aufgeführt, als „M. Duhnke“ mit der Rückennummer 32, weil für den vollen Namen der Platz nicht mehr reichte. Wie auf dem Bogen, so stehen in der Zweitliga-Mannschaft der Sechziger viele Namen vor ihm. Noch verhindern vor allem Berkant Göktan und Timo Gebhart, die bei den Profis Duhnkes Lieblingsposition im kreativen Mittelfeld bekleiden, ein Aufrücken nach oben.
Derweil sorgt ein weiteres Mitglied der Familie Duhnke schon jetzt in München für mediales Aufsehen. Es wird davon berichtet, dass von Manuels Bruder Marius, der im Sommer aus der C-Jugend des FC 05 Schweinfurt zum FC Bayern wechseln wird, im Internet auf der Plattform „youtube“ mehrere Videos existieren, in denen der 14-Jährige sein fußballerisches Talent demonstriert. Eine Aufnahme zeigt ihn, während er zu Hause im Garten einen Apfel ein Dutzend Mal jongliert. In den Kommentaren zu diesen Videos tauchen schöne Schlagwörter auf. „Ronaldinho” lautet eins, „Weltklasse” ein anderes. Von seinem großen Bruder, der ebenfalls beim FC 05 in der Jugend spielte, gibt es derweil noch keine „youtube“-Bilder, auch nicht vom Flugkopfball am Samstag.