Ein Teil der 313 Zuschauer beim ersten Heimspiel der Saison war nach Spielschluss noch im Icedome verblieben, um mit der Mannschaft nach rund einem Jahr Abstinenz das Wiedersehen und auch den ersten Dreier der Saison zu feiern. Am Schluss forderten sie von Neuzugang Esbjörn Hofverberg vehement die Rolle auf dem Eis ein. Und Hofverberg lieferte, wie er auch in den 60 Minuten zuvor geliefert hatte.
"Es ist schon etwas kurios", blickt der seit vergangener Woche 51-Jährige auf einige bewegte Tage in Schweinfurt zurück. "Ich hatte mit der Mannschaft bisher zwei Trainingseinheiten, aber drei Spiele." In der dritten Partie reichte es nun auch zum ersten Sieg mit den "Mighty Dogs", zu dem der Deutsch-Schwede wie bereits am Freitag in Königsbrunn einen Treffer beisteuerte. Zumindest offiziell. "Mein Schuss wurde von Joshua Bourne noch abgefälscht. Den Treffer darf er für sich verbuchen", so Hofverberg nach der Partie, auch wenn sein Name offiziell im Spielberichtsbogen als Torschütze geführt wird. "Ich muss keine Tore erzielen. Dafür haben wir genügend Jungs, die das gut können", tritt der Routinier, der im Eishockey schon so ziemlich alles erlebt hat, wohltuend und authentisch bescheiden auf.
Der Wechsel nach Schweinfurt ging schnell über die Bühne
Zu den "Jungs", auf die er sich bezieht, gehören in jedem Fall Bourne, Christian Masel und Dylan Hood, die gegen Pfaffenhofen gemeinsam zehn Scorerpunkte beisteuerten. Aber auch vom Rest der Truppe hat Hofverberg einen sehr positiven Eindruck: "Das sind alles gute, junge Leute, die Eishockey spielen wollen, aber auch bereit sind, zu kämpfen. Die Mannschaft hat eine gute Einstellung", ist die neue Nummer 55 froh, so kurzfristig in Schweinfurt gelandet zu sein.
"Gerald Zettner und Steffen Reiser haben mich kontaktiert, ich bin hergekommen, wir haben uns unterhalten und geeinigt und dann war ich hier", lief alles schnell und unkompliziert. Dabei kannten sich die drei vorher nur flüchtig "als Spieler. Steffen ist ja etwas jünger, Gerald mein Alter. Da sind wir uns natürlich schon über den Weg gelaufen."
Dass er aktuell noch auf dem Eis steht, während die anderen beiden ihre aktive Laufbahn schon seit Jahren beendet haben, "hat sicherlich etwas mit den Genen, aber auch mit dem Kopf zu tun", weiß er um die Besonderheit, dass ein 51-Jähriger noch in der Bayernliga spielt, ohne darum großes Aufhebens zu machen. Sein ebenfalls jüngerer Trainer, Andi Kleider, sieht da noch mehr Faktoren: "Er tut vor, bei und nach jedem Training alles dafür, damit das so geht. Mit seiner Erfahrung, seiner Fitness und seiner Einstellung ist er brutal wichtig für uns und ein tolles Vorbild für die jungen Spieler."
Genau darin sieht der in Korea geborene und bei Adoptiveltern in Schweden aufgewachsene Verteidiger, der auf normalem Weg des Einbürgerungsprozesses die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hat, seine Stellenbeschreibung: "Als erfahrener Spieler muss ich natürlich mehr Verantwortung übernehmen und die Mannschaft führen. Auf dem Eis, aber auch in der Kabine, was mindestens genauso wichtig ist. Und gerade dann, wenn es nicht so läuft, muss man auch für die nötige Ruhe sorgen."
Das solche Phasen auch innerhalb eines Spieles wohl noch öfter ins Haus stehen, war auch gegen Pfaffenhofen zu sehen, als die Schweinfurter bei ihrer 1:0-Führung zu Beginn des Mitteldrittels mächtig unter Druck gerieten, dann aber mit dem 2:0 durch Hood (27.) die richtige Antwort geben konnten.
Und auch im Schlussabschnitt, in dem die Hausherren neben zwei Gegentreffern auch noch weitere hochkarätige Chancen zuließen, die meist von einem starken Benedikt Roßberg im Schweinfurter Tor entschärft wurden, hätte es nochmal eng werden können. Doch mit Hofverbergs Schuss von der blauen Linie (49.), ob abgefälscht oder nicht, wurde den Gästen der Zahn endgültig gezogen.
Die Rückennummer gibt keine Hinweise aufs Karriereende
Und wie er in dieser Situation die Scheibe forderte, zeigte sinnbildlich, dass er bereit ist, genau die Führungsrolle zu übernehmen, die er selbst skizziert hat und zudem mit Leistung auf dem Eis vorlebt. Wie lange? Auf die Frage, ob die Rückennummer 55 auf sein angestrebtes Karriereende hindeutet, antwortete er lachend: "Das wäre schön, wenn es so lange gehen würde."