Erst vier Pflichtspiele hat der FC Gerolzhofen in diesem Kalenderjahr verloren. Davon nur eines in der laufenden Saison. Damit stehen die Rot-Weißen aktuell zwar an der Spitze der Fußball-Kreisliga Schweinfurt 1, haben aber erneut einen Widersacher, der ihnen den direkten Aufstieg vermiesen könnte. Fünf Punkte liegt die Elf von Julian Göbel vor dem TSV Ettleben/Werneck, der aber zwei Spiele weniger auf dem Konto hat. Nachholen wird er diese vor der Winterpause aber nicht mehr. Deshalb wäre es, so der Spielertrainer, psychologisch wichtig, als Erster ins neue Jahr zu starten.
Momentan stehen die Gerolzhöfer auf dem Tabellenplatz, auf dem sie sich selbst sehen, nämlich auf dem ersten. Denn für Julian Göbel und seine Jungs zählt dieses Jahr nur der Aufstieg. Am besten direkt. Eigentlich hatte der 30-Jährige bereits in der Vorsaison mit dem Sprung in die Bezirksliga geplant. Doch die bärenstarke DJK Hirschfeld und die eigenen Nerven machten seinem Vorhaben einem Strich durch die Rechnung. Deshalb soll es nun im zweiten Anlauf unbedingt gelingen, nicht nur der Tradition, sondern auch seiner talentierten Mannschaft wegen. „Die Jungs sind zu stark für die Kreisliga“, findet der Coach, der im Januar erstmals Papa wird.
Auch Göbel selbst wünscht sich am liebsten den Titel. Denn der frühere Landesliga-Kicker, der nach seinem Mittelfußbruch am Sonntag seine Saisonpremiere feierte und gleich zum Sieg traf, verkündete bereits vor sechs Wochen seinen Abschied zum Saisonende. Nach drei Jahren ist Schluss als Spielertrainer bei seinem Heimatverein. „Es war eine unglaublich schwierige Entscheidung, die mich emotional mitgenommen hat. Aber rational war es die einzig mögliche“, erklärt Göbel, der all seine Spieler schon seit Jahren kennt und deshalb eher der kumpelhafte Trainer ist. Ein solches Verhältnis habe aber seine Grenze – und die sei im kommenden Sommer erreicht.
Dann hoffentlich als Bezirksligist. Die Weichen dafür haben die Gerolzhöfer in den bisherigen 16 Spielen eindrucksvoll gestellt. Erst dreimal mussten sie Punkte abgeben. Im ersten Spiel gegen eine damals starke SG Sömmersdorf/Obbach/Geldersheim (1:1). Vier Wochen später in Wülfershausen (1:1) und zuletzt Mitte Oktober in Abtswind (1:2). Vor allem über das Remis gegen die DJK und die Niederlage im Kräuterdorf ärgert sich Göbel: „Der Punktverlust in Wülfershausen war völlig unnötig, weil wir nicht gut gespielt haben und sie ersatzgeschwächt. In Abtswind hat der Schiedsrichter mehrere Mal sehr fragwürdig zu unseren Ungunsten entschieden. Das belegen die Videobilder.“
Wahrscheinlich würde Göbel darüber kein Wort verlieren, gäbe es nicht wie im Vorjahr eine Mannschaft, die ähnlich fulminant aufspielt wie der FC. Nämlich Aufsteiger TSV Ettleben/Werneck, der bisher zwölf seiner 14 Partien gewann. „Es ist schon ein Wahnsinn, dass wir nicht deutlich vorne sind mit dieser Bilanz“, sagt der 30-Jährige kopfschüttelnd. Während nämlich der Neuling nahezu nach Belieben trifft und sich kaum eine Blöße gab, müssten die Gerolzhöfer aufgrund ständiger verletzungsbedingter Ausfälle in einigen Spielen um den Erfolg bangen. Selten siegte der Tabellenführer deutlich, geschweige denn, dass er spielerisch überzeugen konnte. „Die Jungs sind damit scheinbar zufrieden. Ich bin es nicht. Souverän ist das bisweilen nicht“, moniert Göbel, dessen Team meist starke Phasen reichen, um den vollen Ertrag einzufahren. Nur im Spitzenspiel gegen Ettleben/Werneck hätten seine Schützlinge über die gesamte Spielzeit überzeugt und verdient gewonnen.
Dieser Sieg war es auch, der den FC nun in die komfortable Lage von fünf Punkten Vorsprung bringt, selbst wenn der Verfolger noch zweimal mehr ran darf. „Es ist psychologisch wichtig, auch in der Winterpause oben zu stehen, damit wir als Gejagter ins neue Jahr starten. Letzte Saison sind wir ständig hinterhergerannt, was sehr nervenzehrend war“, sagt Göbel, der abschließend natürlich mit zwei Siegen gegen Eisenheim/Wipfeld und Eßleben hofft, um der Bezirkliga noch näher zu kommen.