Nach Abpfiff brach es aus den Spielern und den Fans von Türkiyemspor SV heraus. Losgelöst und erleichtert lagen sie sich am heimischen Hutrasen in den Armen. Vorausgegangen war eine echte Nervenschlacht für den Spitzenreiter, der auf dem Weg zum Titel in der Kreisliga Schweinfurt 1 zu stolpern drohte. Das lag auch daran, dass der Kontrahent FV Egenhausen, für den es sportlich in diesem letzten Saisonspiel um nichts mehr ging, einen bockstarken Auftritt vor der großen Kulisse von über 700 Zuschauerinnen und Zuschauern hinlegte.
"Wir waren total angespannt", sagte nach Schlusspfiff Trainer Murat Akgün. Seine Mannschaft ließ schon in der Vorwoche mit der Nullnummer beim SV Mühlhausen/Schraudenbach einen "Matchball" liegen. Der TSV Grettstadt rückte den Schweinfurtern noch einmal gehörig auf die Pelle. "Die Jungs waren nervös, das hat man ja von Anfang an gesehen", erklärt Akgün. "Wir haben versucht, unser Spiel durchzuziehen."
Das gestaltete sich gegen tief stehende, ungemein diszipliniert verteidigende Gäste, mit ihrem überragenden Abwehrchef Michael Kraus, für die Hausherren in der ersten Hälfte schwierig. Nach einigen Distanzschüssen und Halbchancen für Türkiyemspor, folgte kurz vor der Pause der Paukenschlag. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß an der Mittellinie war Egenhausens Jonas Pfeuffer auf und davon, ließ zwei Gegenspieler und am Ende sogar Schlussmann Ömercan Aktas stehen und traf zum überraschenden 0:1. "Die Mannschaft hat das gut weggesteckt", zieht Akgün Bilanz. Sie ließen sich vom Rückschlag nicht aus der Bahn werfen, griffen stattdessen noch entschlossener an. Nach einem langen Diagonalpass setzte sich der stark aufspielende Linksverteidiger Amir Gilmanov im gegnerischen Strafraum durch und netzte kurz vor dem Pausenpfiff zum 1:1 ein.
Das Nervenflattern hatte aber längst kein Ende. Ein Blick auf die Blitztabelle zur Halbzeit: Wäre jetzt Schluss gewesen, wäre der TSV Grettstadt Meister geworden. "Die Mannschaft war aber voll motiviert und hat einfach daran geglaubt, dass sie das Spiel gewinnt", erklärt Akgün, dessen Team fokussiert aus der Kabine kam und geduldig auf den zweiten Treffer spielte. Arda Mamaras Flachschuss verfehlte das Egenhäuser Tor noch hauchzart (56.). Auf der Gegenseite hätte Jonas Pfeuffer beinahe für den nächsten Schocker gesorgt. Seine Riesenchance ging knapp am Tor vorbei (61.).
Emir Bas besorgt die Führung für Türkiyemspor
Vier Zeigerumdrehungen später war dann der Meistertitel zum Greifen nahe. Nach einem Freistoß von außen staubte Kapitän Emir Bas zum 2:1 ab. Die verbleibende Spielzeit, inklusive der großzügigen Nachspielzeit von über fünf Minuten, die der souverän pfeifende Schiedsrichter Egon Mann spielen ließ, gelang dem Gast kein erneuter Lucky Punch.
"Wir haben die ganze Saison nur Gas gegeben", berichtete Siegtorschütze Bas nach dem vollendeten Meisterstück. "Wir hatten es nicht einfach. Ich bin stolz auf die Mannschaft, das Trainerteam und die vielen Fans. So etwas ist nicht üblich in der Kreisliga." Nun geht es für den 2012 gegründeten Klub erstmals hoch in die Bezirksliga.
Fußball: Kreisliga Schweinfurt 1, Männer
Türkiyemspor SV-12 – FV Egenhausen 2:1 (1:1)
Türkiyemspor SV-12: Aktas – Dorsch, Kocamaz, Topuz, Kirchner, Bas, Marmara, Chibani, Gilmanov, Yeniay, Aktepe. Eingewechselt: Nyukhalov, Deniz, Akdemir, Tekerek, Zeyrek.
Egenhausen: Breitenbach – M. Rettner, Römert, F. Pfeuffer, C. Rettner, Kümmet, Weis, Fuchs, L. Rettner, J. Pfeuffer, Kraus. Eingewechselt: Bonengel, F. Pfeuffer, Wenzel.
Schiedsrichter: Egon Mann (DJK Seubrigshausen). Zuschauende: 723. Tore: 0:1 Jonas Pfeuffer (41.), 1:1 Amir Gilmanov (45.), 2:1 Emir Bas (65.).
