Dem Pionier des deutschen Eisschnelllaufes erging es in dieser Wintersaison nicht anders als seinen Enkeln bei Olympia: Der aus dem ERV hervorgegangene, in Schweinfurt nach wie vor verwurzelte Ex-Weltrekordler Günter Traub, der am 13. März seinen 79. Geburtstag gefeiert hatte, blieb ohne die gewohnten Medaillen bei den internationalen Senioren-Wettbewerben. „Eine verkorkste Saison“, lautete deshalb das Fazit des nach wie vor ehrgeizigen Altmeisters.
Doch ein Blick in die diesjährige Weltbestenliste seiner Altersklasse 75 – 80 stimmt den Kufen-Oldie versöhnlich: im Mini-Vierkampf dank seiner Stärke auf den längeren Distanzen Rang zwei hinter dem niederländischen Dominator Frans Rietveld, Vierter im dank Startproblemen ungeliebten Sprint-Vierkampf und Rang drei hinter zwei Norwegern auf den 3000 Metern, der längsten Strecke des Mini-Vierkampfes. Auch über 500 m (9.), 1000 m (4.) und 1500 m (7.) bewies er erneut seine Klasse.
Eine Sturzverletzung, eine langwierige Erkältung und seine fortschreitende Arthrose-Beschwerden ließen diesmal nur wenige Rennen zu. Nach dem starken Saisonauftakt in Erfurt mit der Deutschen Meisterschaft und Inzell begann die Misere ausgerechnet auf dem St. Moritzer See, unweit seiner Wohnung, wo nach 48 Jahren der Eisschnelllauf wieder Auferstehung feierte. Doch ein schneereicher Winter und Tauwetter machten das Natur-Oval kaum einmal rennfähig, zudem war die Eisdecke für die schweren Eisbereitungsmaschinen nicht dick genug. Traub, der dank seiner Erfahrung mit Rat und Tat mithalf, ging als einer Ersten aufs Eis und bekam gleich die Tücken einer See-Piste zu spüren. Der einstige Fitness-Coach der Promis blieb in einem der Risse und Spalten der holprigen Bahn hängen und zog sich eine starke Muskelverletzung zu, ausgerechnet vor den Saisonhöhepunkten im Januar.
Zur Masters-WM der Allrounder reiste er zwar ins Trentino, entschloss sich aber vor dem ersten Wettkampftag, aus Baselga di Pine abzureisen. „Auf der offenen, kalten Bahn spürte ich meine Wehwehchen, ich fühlte mich nicht wohl und rechnete mir wenig aus.“ Ein Irrtum, wie Traub feststellen musste: „Eine voreilige, kopflose Entscheidung. Ich hätte selbst unter diesen schlechten Vorzeichen in der 75 bis 80er Klasse einen guten zweiten Platz erreichen können.“ Eine Woche später traf sich die Masters-Elite in Inzell zu den „Sprint-Games“, wo Traub trotz seiner Handicaps nochmals alles hineinlegte. Mit „ganz passablen Zeiten“ lieferte er sich als Vierter mit dem Russen Shklyaer und dem Holländer de Vries einen harten Kampf um Rang zwei hinter dem überragenden Weltmeister Frans Rietveld.
Neue Ziele und Anreize warten nun auf Traub. Künftig wird er in der Altersklasse 80 bis 85 starten, wo er wohl mit seiner nach wie vor imponierenden Leistungsstärke kaum Konkurrenz aus Norwegen, Holland oder Russland fürchten dürfte.