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Eisschnelllauf:
Günter Traub jagt von Rekord zu Rekord
Redaktion Sport
 |  aktualisiert: 19.01.2016 03:51 Uhr

Auch mit fast 77 Jahren ist der Rekordhunger der Schweinfurter Eisschnelllauf-Legende Günter Traub noch lange nicht gestillt. Auf seiner Inzeller Hausbahn, wo er sich in den letzten Monaten akribisch vorbereitete, stellte er bei den Auftakt-Meetings über 500 m (49,47) und 3000 m (5:08,36, drittschnellste Zeit weltweit in der AK75) mit den nationalen Bestmarken seiner Altersklasse die Rekorde Nummer 323 und 324 seiner einzigartigen Karriere auf.

Als der Altmeister diese Rekorde-Sammlung erstmals im weltweit größten Statistik-Portal für die Kufen-Flitzer entdeckte, war er selbst erst mal perplex und zugleich stolz, „unter einigen tausend Weltklasse-Läufern aus allen Zeit-Epochen an dritter Stelle zu stehen.“ Erfasst werden in dieser ungewöhnlichen Statistik (unter Speedskatingnews zu finden) nicht wie üblich Erfolge, Titel und Medaillen, sondern ausschließlich die Rekordzeiten.

Traubs einmalige Sammlung umfasst zwei Weltrekorde (1963 und 1968 im Großen Vierkampf), 24 nationale Rekorde im aktiven Bereich, 29 Bahnrekorde auf fast allen Erdteilen, 61 nationale Masterrekorde und 208 Weltbestleistungen in 47 Jahren Masterklassen, allerdings mit größeren Unterbrechungen.

Hexenschuss bremst aus

Und es wären noch etliche Top-Zeiten mehr gewesen, wenn er in der letzten Saison nicht verletzt gewesen wäre und damit die WM auf der superschnellen Höhen-Rekordbahn in Calgary verpasst hätte. Schon ein Jahr zuvor zerstörte ein Hexenschuss in Stavanger seinen Traum vom viertel WM-Titel. Traubs Comeback nach seinem schweren Radunfall mit einem Bruch des Oberschenkelknochens und schwerwiegender Komplikationen im September 2014 ist einmal mehr erstaunlich. Doch neun Monate später drehte er bereits wieder seine Runden in der Inzeller Halle. Sich wieder heran zu kämpfen nach schweren Verletzungen und Krankheiten, das hat den Asket und Tüftler auf den langen Kufen schon mehrfach ausgezeichnet. Der unverwüstliche Franke führt das gelungene Comeback auf seine Lebens- und Trainingsdisziplin zurück, aber auch auf seine neu gewonnene Einstellung.

„Ich bin mehr denn je motiviert und genieße jetzt das tolle Gefühl auf dem Eis, nachdem ich mich vor einem Jahr so elend gefühlt habe.“

Dynamische Schraube in der Hüfte

Ganz ohne Beschwerden und Schmerzen gehe es aber nicht, bekennt der nimmermüde Eisschnelllauf-Pionier, der im Wernecker Orthopädischen Krankenhaus jedoch dank des PRP-Verfahrens („eine Revolution in der Sportmedizin“, so der Diplom-Sportlehrer) fitgemacht wurde. Außerdem erlaubt die dynamische Hüftmetallschraube wieder extreme Körperpositionen in den Kurven, nur Joggen gehe nicht mehr und die Startphase sei nicht mehr so explosiv. Die Ausdauer hat er sich mit tausenden Radkilometern geholt. Dass er zum Saisonauftakt seinen 3000-m-Rekord von vor zwei Jahren gleich um 6,25 Sekunden unterbot, führt der einstige Fitnesstrainer vor allem auf die stiltechnischen Verbesserungen mit seiner holländischen Trainerin Monique Vergeer zurück.

Dies alles stimmt den zwischen Wohnsitz St. Moritz, Inzell und Schweinfurter Familien- und Freundeskreis pendelnden Weltenbummler zuversichtlich für die Saison-Höhepunkte in den nächsten Monaten, wo er Großes vorhat. In Erfurt geht es Mitte Januar um die deutschen Titel seiner Altersklasse, eine Woche später folgen die Sprint-Classics in Inzell. Ende Februar strebt Günter Traub im italienischen Baselga di Pine, einer Freiluftbahn im Trentino, seinen vierten WM-Titel und neue Rekorde an – wenn sein Körper den Jagden von 500 m bis 10000 m standhält. „Es ist ein schmales Band zwischen dem Grenzbereich und dem Desaster“, weiß der Rekorde-Hamsterer aus Erfahrung.

 
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