Auf der „sportlichen“ Geburtstagsfeier von Alt-OB Kurt Petzold inmitten seiner „Waldläufer“ im Hockeyclub-Sportheim freute sich Einer schon wieder auf die nächste Eiszeit: Günter Traub, weltbester Eisschnellläufer seiner Altersklasse 75 und gerade mal drei Jahre jünger als der einst marathon-erprobte Jubilar, kam in bester Stimmung aus St. Moritz in heimatliche Gefilde zum Gratulieren.
Nach seinem Mitte Januar erlittenen folgenschweren Verletzungspech mit Muskelabriss, das alle WM-Titelträume zerstörte, blieb ihm eine erneute Operation erspart und der Heilungsprozess stimmt ihn zuversichtlich für ein neues Comeback. „Der nächste Winter kommt ganz bestimmt“, brennt der frühere Nationaltrainer der USA und Italiens wieder auf das vierwöchige Sommertraining auf seiner Inzeller Hausbahn, wo es stets interessante Begegnungen mit Masters-Läufer aus verschiedenen Ländern gebe. „Wir haben da immer viel Spaß zusammen.“
Bis es soweit ist, hält sich der einzige deutsche Vierkampf-Weltrekordler (1963, 1968) während seines Heimaturlaubs auch mit Radtouren im hiesigen Umland fit, wo er die mitradelnden „Waldläufer“ schon mal ins Schwitzen bringt. Auch nach drei verkorksten Wintern ist der Tatendrang des drahtigen Fitness-Experten ungebrochen. Verletzungen und Unfälle just vor und während der Saisonhöhepunkte warfen ihn aus der Bahn. In der gerade beendeten Saison führt er zwar – dank Topläufen im Frühwinter - auf allen Strecken zwischen 500 und 3000 m (auf seiner Spezialstrecke sogar 17 Sekunden schneller als sein Hauptrivale Toon Kooijmans) die Weltbestenlisten an, doch der Lohn für harte Trainingsarbeit in Form zweier WM-Titel (Sprint und Vierkampf) blieb ihm verwehrt.
Nach einem Startunfall am 24. Januar beim 500-m-Sprint in Inzell war Schluss mit der Hatz. Er war die Folge eines zu harten Trainingsprogramms im Inzeller Kraftraum. Traub, auch mit 77 immer noch ein innovativer Geist und die allerneuesten Trainingsmethoden erprobend, übertrieb es mit den Schnellkraft-Treppen- und Strecksprüngen unter Belastung. Die Stakkato-Starts im Sprint führten dann letztlich den Muskelabriss in der Leistengegend herbei. Traub: „Doch ich bin mit einem blauen Auge davon gekommen, das wächst wieder zusammen.“
Jetzt also ein neuer Anlauf und es muss nicht die letzte Saison sein, verstrahlt er Optimismus. Schließlich habe er sich nach erfolgreicher Tätigkeit als Fitness-Trainer in St. Moritz, wo er heute noch die meiste Zeit wohnt, erst 1999 wieder voll dem Eisschnelllauf gewidmet. Was den Kufen-Pionier vor allem antreibt, ist endlich ein Start auf der bekannt schnellen Höhenbahn im kanadischen Olympiaort Calgary, wo nach der Weltmeisterschaft in Fort St. John noch Masters-Wettkämpfe geplant sind.
Große Ziele wie Titel („aus Holland kommen immer wieder Jüngere nach“) und neue Bestzeiten mag er sich aber vorerst nach drei Jahren voller Rückschläge nicht stecken. „Der Weg ist das Ziel“, heißt sein Credo, zusammen mit anderen Läufern Spaß zu haben am „schwerelosen Gleiten, an der perfekten Körperbalance. Mit zunehmenden Alter stellt dies in einer technisch so schwierigen Sportart allerhöchste Anforderungen.“ Es gehe um nichts anderes als das Alter zu überlisten.