Um 15.48 Uhr war Historisches geschafft: Die Spieler des TSV Gochsheim rissen nach dem Abpfiff die Arme hoch. 2:0 gegen den FC Coburg, endlich der erste Heimsieg in dieser Saison – genauer gesagt der erste Landesliga-Heimsieg für das Freie Reichsdorf seit 50 Jahren.
"Das fühlt sich gut an", jubelte Trainer Stefan Riegler. Und nicht nur das: Erstmals verließ Gochsheim damit den letzten Tabellenplatz und gibt die Rote Laterne an Ebersdorf weiter. "Das fühlt sich noch besser an", ergänzte Riegler schnell.
Die Erleichterung ist riesengroß
Der Sieg war sichtlich Balsam auf die Gochsheimer Seele. "Eine riesengroße Erleichterung", spürte TSV-Pressesprecher Wolfgang Menzinger. "Das war bisher unsere beste Leistung in der Landesliga." Dem wollte sein Trainer nicht ganz zustimmen: "Defensiv waren wir in der Tat bärenstark, offensiv hatten wir aber schon bessere Tage als heute." Ganz egal, Coburgs Coach Lars Müller konnte nur fair gratulierten: "Der Sieg für Gochsheim war absolut verdient, man hat gesehen, dass sie den Sieg mehr wollten als wir."
Wobei die erste Halbzeit noch weitgehend ausgeglichen verlief. "Es war das erwartet schwere Spiel für uns, vor allem auf dem tiefen Platz", so Coburgs Trainer. Der TSV stand dabei sehr tief und ließ die Oberfranken mit seinen gefährlichen Spitzen Tevin McCullough und Aykut Civelek gar nicht zur Entfaltung kommen. "Wir haben kein Tempo in unsere Angriffe bekommen", kritisierte Müller. "Ich glaube, wir hätten heute nochmal 90 Minuten spielen können und kein Tor geschossen."
Nur ein einziges Mal wurde es gefährlich für Gochsheim, als nach einem langen Ball TSV-Keeper Irnes Husic Kopf und Kragen riskierte und in letzte Sekunde den Einschuss (30.) verhinderte. Sonst räumte der ganz starke Fnan Tewelde alles ab. Umgekehrt lief aber zu diesem Zeitpunkt auch im Gochsheimer Angriffsspiel noch nicht allzu viel. Nur Jonas Heimrich (16.) und Yannick Sprenger verpassten je einmal denkbar knapp (42.).
"Nach der Pause sind wir dann ganz anders ins Spiel gegangen", berichtete Riegler. Weil sein TSV nun einige Gänge hochschaltete und sich die Waage damit immer mehr zugunsten der Hausherren neigte. "Wir hatten eine kampfstarke Mannschaft erwartet, aber wir haben den Kampf nicht angenommen," musste hingegen Coburgs Coach zugeben.
Gochsheims gnadenlose Konter
So blieben die Bemühungen des FC Stückwerk. Prompt konterte Gochsheim die Gäste gnadenlos aus. Nach einem lehrbuchreifen Spielzug über Sprenger war schließlich Alexander Derra zur Stelle und markierte das längst verdiente 1:0 (62.). "Das hat uns zusätzlich genutzt, weil wir nun mehr Platz für unsere Gegenstöße hatten", so Riegler.
Mario Ketterl (63.) und Rico Gmehling (89.) hätten bei Alleingängen bereits den Sieg absichern können, doch beiden fehlte noch das Zielwasser. So war es erneut Derra, der von Gmehling steil geschickt wurde und in der Nachspielzeit den ersten Heimdreier sicherstellte. "Gochsheim hat das wirklich gut gemacht", gab Müller zu.
Platz fünf ist in wieder in Sichtweite
"Heute wird es eine größere Kabinenparty geben", stellte sich Riegler auf eine lange Halloween-Nacht ein. "Das haben sich die Jungs aber auch verdient." Dass der TSV nun wieder Anschluss ans hintere Mittelfeld gewonnen hat und selbst Platz fünf, der eventuell zur Aufstiegsrunde berechtigt, in Sichtweite ist, interessiert Riegler nicht wirklich.
"Wir werden zusehen, dass wir gegen direkte Kontrahenten, die wohl mit in die Abstiegsrunde gehen, noch Punkte holen. Es ist halt schade, dass wir am Anfang so viele Verletzte hatten. Denn jetzt haben wir dazu gelernt und die Verletzten kommen alle zurück. Da geht nach der Winterpause schon noch was."