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FUßBALL: REGIONALLIGA BAYERN
Ein halbes Leben als Torwarttrainer
Mahlzeit: Als Torwarttrainer im Rentenalter muss man auf sich und seinen Körper achten. Für Norbert Kleider gibt's zwischen zwei Trainingseinheiten einen Salat.
Foto: Simon Snaschel | Mahlzeit: Als Torwarttrainer im Rentenalter muss man auf sich und seinen Körper achten. Für Norbert Kleider gibt's zwischen zwei Trainingseinheiten einen Salat.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 13.10.2017 03:14 Uhr

Rolf Lamprecht, Werner Lorant, Elmar Wienecke, Niko Semlitsch, Georg Baier, Franz Brungs, Erwin Albert, Djuradj Vasic, Hans-Jürgen Boysen, Rainer Hörgl, Rainer Ulrich, Rüdiger Mauder, Bernd Häcker, Wolfgang Hau, Werner Dreßel, Frank Lerch, Klaus Scheer, Udo Romeis, Gerd Klaus. Alteingesessene Anhänger des FC 05 Schweinfurt haben sie längst erkannt, die Auflistung ehemaliger Trainer des Regionalligisten. Die der Torwarttrainer im gleichen Zeitraum, nämlich seit der Saison 1985/86, fällt um satte 18 Neunzehntel kürzer aus: Norbert Kleider. Und Ende.

Länger würde die Liste auch nicht werden, suchte man nach Kleider'schen Vorgängern. „Torwarttrainer gab es damals ja fast nirgendwo“, erzählt der 66-Jährige, „ich konnte aus beruflichen Gründen nicht mehr richtig spielen und dann hatte ich eben die Idee, mich um die Keeper zu kümmern“. 33 war Kleider damals, war drei Jahre zuvor nach drei Profijahren beim TSV 1860 München und vier Spielzeiten beim damaligen Zweitligisten Bayern Hof zurück zu seinem Heimatverein nach Schweinfurt gewechselt. Und ist nun im 33.

Jahr als Torwarttrainer bei den 05ern, mit denen es am Samstag im Topspiel der Regionalliga Bayern im mit rund 12 000 Zuschauern wohl ausverkauften Grünwalder Stadion gegen die Münchner Löwen geht – „ein besonderes Spiel, aber nicht für mich speziell“, sagt Kleider. Verbindungen zu den Sechz'gern sind nicht mehr vorhanden: „Das ist so lange her und da ist ja niemand mehr, den ich kenne. Der Verein, das sind ja letztlich die Leute, die gerade da sind.“

Stadtderby vor 78 000 Fans

Mit „seinen“ Löwen von einst habe der TSV 1860 auch deshalb nichts mehr zu tun, weil man jegliche Bodenständigkeit verloren und mit dem Zwangsabstieg in die vierte Liga die Quittung bekommen habe. „Da weiß ich wirklich nicht, was ich dazu sagen soll“, so Kleider. Vergessen hat der Schweinfurter Torwarttrainer seine Zeit in München deswegen freilich nicht. „Die Stadt ist schon super, auch wenn du natürlich das nötige Kleingeld verdienen musst, um das auch auszunutzen“, sagt Kleider schmunzelnd. Eine von fünf Bundesligapartien spielte der Schlussmann vor 78 000 Zuschauern im Olympiastadion, im Derby gegen den FC Bayern mit Klaus Augenthaler, Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge.

Im November 1979 war das, die Roten behielten mit 2:1 die Oberhand – trotzdem: „Das war schon das Größte, davon habe ich noch jede Menge Bilder und Zeitungsausschnitte daheim.“

Nicht weniger gerne erinnert Kleider sich an das letzte Punktspiel der Schweinfurter gegen den TSV 1860, im Mai 1990 holten die 05er vor 32 000 Zuschauern im Grünwalder Stadion am letzten Bayernliga-Spieltag ein 3:3 und zogen damit vor den Löwen in die Aufstiegsrunde ein, schafften letztlich den Sprung in die 2. Bundesliga. „Ein großes Highlight“, für Kleider, „auch wenn ich selbst nicht mehr gespielt habe“. Ein neuerliches 3:3-Unentschieden würde er für das Aufeinandertreffer am Wochenende unterschreiben. Wobei: „ein 0:0 wäre mir lieber“, sagt Kleider, ganz Torhüter, lachend.

Nach Gerd Klaus ist Feierabend

Die Erinnerungen an die großen Spiele seiner Laufbahn werden für Norbert Kleider derzeit immer präsenter. Der Umbruch beim FC 05, die Umstellung auf Profifußball, „zweimal täglich Training, die Anreise am Tag vor dem Spiel, das ist schon ein bisschen wie früher“. Viele andere Dinge naturgemäß nicht – auch Kleiders Verständnis für das Torwartspiel: „Damals musste man nur Bälle halten, jetzt musst du auch Fußball spielen können. Damals bin ich gemütlich mit dem Ball in der Hand bis zur Strafraumgrenze gelaufen und habe das Ding nach vorne gehauen. Jetzt wird da schon mehr verlangt.“ Veränderungen, von denen seine eigene Torwartschule nicht unberührt bleibt, natürliche trainiere man inzwischen fortschrittlicher. „Damals in Hof und zum Teil auch München hat der Co-Trainer dich in den Sandkasten gestellt und so lange Bälle halten lassen, bis du kaputt warst“, erinnert sich Norbert Kleider und grinst deutlich breiter, als er es seinerzeit getan haben dürfte.

Wie lange der 66-Jährige seine Tage noch auf dem Fußballplatz verbringen wird, weiß er selbst nicht genau. „So lange es mir Spaß macht und körperlich funktioniert, mache ich auch weiter.“ Gelegentliche Widersprüche von seiner Ehefrau „schlage ich sofort nieder“, sagt Kleider lachend. Weiß aber auch: „Ewig wird es nicht weitergehen. Ich glaube, dass ich einen Trainerwechsel nicht mehr mitmachen würde.“ Ein 20. Name wird also nicht auf die lange Liste seiner Vorgesetzten im Trainerstab kommen.

 
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