Als Emir Bas Ende August im Papara Park, der neuen, hochmodernen Fußballarena des türkischen Topklubs Trabzonspor steht, bekommt er Gänsehaut. Der junge Schweinfurter fiebert leidenschaftlich mit der Elf aus der Heimatstadt seiner Eltern mit. Vor ein paar Jahren hat er sich in seinen Träumen bestimmt selbst noch vorgestellt, wie es wäre, mit dem weinrot-hellblauen Trikot aufzulaufen. In seiner Jugendzeit lebte er den Traum von einer Profikarriere. Heute steht der 22-Jährige für den Türkiyemspor SV-12 Schweinfurt in der Kreisliga auf dem Spielfeld.
Eigentlich wollte er sogar ganz aufhören, erst Türkiyemspor-Trainer Murat Akgün konnte ihn zum Weitermachen überreden. Heute spricht er ganz offen über zerplatzte Träume und die zurückgewonnenen Freude am Fußball.
Die „beste Zeit“ in Ingolstadt
Das erste Mal hatte er noch abgesagt, als sich in der U 15 der FC Ingolstadt 04 bei ihm meldete, verrät Bas. Sein Talent war schon früh in der Jugend unübersehbar. Nach seinem zweiten U-15-Jahr beim FC 05 Schweinfurt, mit einer erfolgreichen Bayernliga-Saison samt vielen Treffern, folgte dann doch der Wechsel zu den Oberbayern. „Das war die beste Zeit meines Lebens“, schwärmt Bas über die U-17-Zeit beim FCI.
Er zog als Teenager aus seinem Zuhause in Schweinfurt aus, um in Ingolstadt dem Traum vom Profifußball näher zu kommen. In seinem zweiten Jahr dort folgte der Durchbruch – als bester Torschütze schoss er das Team in die U-17-Bundesliga. Dann passierte aber das, was er noch heute als einen „Schlag ins Gesicht“ beschreibt. Völlig unerwartet wurde sein Vertrag nicht verlängert, er wurde nicht in die U 19 des FC Ingolstadt übernommen. Die Entscheidung fiel erst spät in der Vorbereitung. Es ist ihm heute noch ein Rätsel, warum ihm die Türe sprichwörtlich vor der Nase zugeschlagen wurde.
Es war der erste große Bruch in der Karriere des Emir Bas. „Ich wusste nicht mehr, wo vorne und hinten ist“, beschreibt er die Gefühlslage von damals. „Ich war einfach sehr enttäuscht, ich hatte dafür so viel geopfert. Dafür dann nicht belohnt zu werden, verstehe ich bis heute immer noch nicht.“
Der FC 05 lockt ihn zurück
Weiter ging es für ihn dafür bei den Würzburger Kickers. Nach einer enttäuschenden Saison mit wenig Einsatzzeiten am „Dalle“ lockte ihn der Heimatklub FC 05 Schweinfurt zurück. Dort durfte er noch als A-Jugendlicher voll beim Regionalliga-Profiteam trainieren und in der U-19-Bayernliga mitspielen. Eine neue Chance, bei der dann jedoch Corona in die Quere kam. Trotz Profivertrag in der Tasche machte ihm die lange coronabedingte Spielpause zu schaffen – und als 19-Jähriger war es denkbar schwer, sich gegen die damals illustre Konkurrenz, mit gestandenen Spielern wie Adam Jabiri, Amar Suljic und Florian Pieper, im Angriff zu behaupten. Zur Saison 2021/22 verlieh in der FC 05 nach Würzburg an den dortigen FV, damit das Sturmtalent in der Bayernliga Spielpraxis sammeln könne.
Das ging gut, bis Harald Funsch bei den Zellerauern Berthold Göbel an der Seitenlinie beerbte. „Da ging alles kaputt“, berichtet Bas, der in der Winterpause zurück zum FC 05 ging. Im Sommer 2022 entschloss er sich, mit dem höherklassigen Fußball erst einmal abzuschließen und sich voll auf seine Ausbildung zu konzentrieren.
„Ich wollte eigentlich komplett aufhören, weil ich keinen Bock mehr auf Fußball hatte.“ Türkiyemspor-Coach Akgün überredete Bas, sein Team zu verstärken. In der Kreisliga fand er wieder den Spaß am Fußball. „Von klein auf war es mein Traum, Profi zu werden, in vollen Stadien für bekannte Klubs zu spielen“, sagt er heute. „Das blieb ein Traum.“
Trotzdem würde er jedem jungen Fußballer empfehlen, ein Angebot aus einem Nachwuchsleistungszentrum eines Profiklubs anzunehmen. Wichtig war es Bas letztlich, es versucht zu haben: „Ich bin mit mir im Reinen, es hat nicht geklappt, das Leben geht weiter.“
Und sportlich läuft es für ihn auch wieder rund. Mit Kapitän Emir Bas, der bislang elf Treffer in zehn Spielen erzielt hat, mischt Türkiyemspor in der Kreisliga Schweinfurt 1 als Zweiter um den Aufstieg in die Bezirksliga mit.