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Fußball: Regionalliga Bayern
Der FC 05 ist bereit für die Dritte Liga
Sollte Regionalliga-Primus Türkgücü München auf den Aufstieg verzichten, sind die Schweinfurter gerüstet. Das sagt Präsident Markus Wolf und auch, wie es finanzierbar ist.
Hat allen Grund zur Gelassenheit: FC-05-Präsident Markus Wolf darf, weil Spitzenreiter München zögert, mit den Schweinfurtern vom Aufstieg in die Dritte Liga träumen.
Foto: Frank Scheuring | Hat allen Grund zur Gelassenheit: FC-05-Präsident Markus Wolf darf, weil Spitzenreiter München zögert, mit den Schweinfurtern vom Aufstieg in die Dritte Liga träumen.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 20:04 Uhr

Während in den Profiligen der Fußball wieder rollt, ist die Situation in den Landesverbänden unüberschaubar und heterogen. Auch die Regionalliga Bayern und deren Schnittstelle zur Dritten Liga. Alles deutet zwar darauf hin, dass der souveräne  Tabellenführer Türkgücü München zum Aufsteiger bestimmt wird, doch der zaudert. Zum einen fehlt ihm ein Stadion, da neben dem FC Bayern II und dem TSV 1860 aus logistischen Gründen kein dritter Drittligist im Grünwalder Stadion spielen dürfte. Zum anderen macht Klubboss Hasan Kivran keinen Hehl aus wirtschaftlichen Bedenken. Nutznießer wäre der FC 05 Schweinfurt, der als Tabellenzweiter in die Dritte Liga aufsteigen dürfte. Präsident und Hauptsponsor Markus Wolf äußerst sich zur Realisierbarkeit dieses Szenarios.

Frage: Bei einer Fortsetzung der Regionalliga Bayern im September würde zum Beginn der Runde 2021/22 ein erneuter Terminkonflikt mit der Dritten Liga anstehen. Wären also Abbruch und Neustart im September nicht sinnvoller?

Markus Wolf: Die meisten Regionalligen haben ja abgebrochen, oder wollen noch abbrechen. Es muss eine einheitliche Lösung in Deutschland geben. Und zwar schnell, weil wir ja planen müssen. Für uns wäre die Einhaltung des Stichtages 30. Juni wichtig. Da hängen Sponsoren- und Spielerverträge. Wir haben nach dem DFB-Bundestag die Situation, dass man sich zusammensetzen will, um die Meldefrist für die Dritte Liga festzulegen. Aber noch gibt es keinen Termin. Das muss aber Mitte/Ende Juni passiert sein.

Planungssicherheit sieht anders aus.

Wolf: Es nervt. Aber wir haben im Hintergrund unsere Hausaufgaben gemacht: Sollte Türkgücü auf den Aufstieg verzichten, wären wir bereit und in der Lage, in die Dritte Liga aufzusteigen. Aber wir spielen auch noch ein Jahr Regionalliga, wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammengestellt, mit der wir auch ein Jahr später aufsteigen können.

Dass Türkgücü, das noch keine Drittliga-Spielstätte nachweisen kann, für sein Zögern offiziell finanzielle Gründe ins Feld führt…

Wolf: … ist nachvollziehbar. Es ist definitiv so, dass bei einem Aufstieg in die Dritte Liga von einem Delta (Red.: einem höheren Aufwand) von zwei Millionen Euro auszugehen ist. Denn wir müssen vom Worst Case (Red.: schlimmsten Fall) ausgehen, und der ist, dass es Geisterspiele in der ganzen Saison 2020/21 geben wird.

Andererseits führt Türkgücü Gespräche mit der Stadt bezüglich Olympiastadion als Austragungsort der Heimspiele.

Wolf: Je länger das alles dauert, umso wahrscheinlicher wird dies, weil offensichtlich Dinge geklärt werden können. Während des ganzen hin und her haben auch wir das Delta von zwei Millionen festgestellt, aber nochmal: Wir können die Dritte Liga finanziell stemmen. Der Aufstieg läge dann nur noch am Erteilen der Lizenz durch den DFB.

Was muss in Schweinfurt nachgebessert werden?

Wolf: Rasenheizung. Mehr überdachte Sitzplätze. Infrastrukturelles am Stadion. Doch das ließe sich meiner Meinung nach mit Ausnahmegenehmigungen für die erste Saison gewährleisten. Und darüber hinaus ist die Machbarkeitsstudie für das Stadion in Zusammenarbeit mit der Stadt im Entstehen.

"Wir können die Dritte Liga finanziell stemmen. Der Aufstieg läge dann nur noch am Erteilen der Lizenz durch den DFB."
Markus Wolf zum finanziellen Risiko
Schaut es eher nach einem Neu- oder Umbau aus?

Wolf: Mein persönliches Empfinden geht eher in Richtung Neubau. Die Auflagen seitens des DFB werden immer strikter, wo vor 20 Jahren noch für die Zweite Liga funktioniert hat, funktioniert heute längst nicht mehr.

Die Corona-Krise hat auch den Geschäftsmann Markus Wolf getroffen. Und doch wird der Etat in der Dritten Liga wachsen müssen. Sie sind der einzige Großsponsor. Passt das zusammen?

Wolf: Die Krise geht auch an Wolf-Möbel nicht spurlos vorüber, aber das ist alles im Rahmen. Ich werde meinen persönlichen Beitrag am FC 05 einhalten, wie er vor der Krise für die Regionalliga oder die Dritte Liga budgetiert war. Es gibt aber Gespräche mit weiteren regionalen und überregionalen Sponsoren.

Ist ein zweiter Großsponsor in Sicht?

Wolf: Nein.

Wie hoch bewerten Sie das unternehmerische Risiko für den FC 05 in der Dritten Liga?

Wolf: Nicht anders als in der Regionalliga. Wir gingen ja nicht mit zwei Millionen Euro Schulden in die Liga und sind im Winter pleite. Wir haben das zu erwartende Delta so kompensieren können, auch durch Gespräche mit Banken.

Banken?

Wolf: Es geht um einen höheren Dispo-Rahmen, mit dem wir uns absichern können für Zeiten, in denen keine Einnahmen da sind. Wir haben es hinbekommen, das abzusichern durch Bürgschaften.

"Wir müssen vom Worst Case ausgehen, und der ist, dass es Geisterspiele in der ganzen Saison 2020/21 geben wird."
Markus Wolf zur Corona-Krise
Gab es, analog zu denen bei Türkgücü, Gespräche mit Spielern über Gehälter?

Wolf: Ja. Es ging darum, ob sie sich der Krisen-Situation anpassen. Die Gespräche haben mit keinem Spieler länger als eine Minute gedauert, alle haben sich bereit erklärt, auf einen gewissen Teil zu verzichten. Das war charakterlich überragend.

Klingt auf Kante genäht. Hätte es Charme, wenn die Regionalliga nicht abgebrochen und Türkgücü als Meister vorzeitig als Drittliga-Aufsteiger aus der Wertung genommen würde? Dann wäre der FC 05 Teilnehmer an der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde als beste bayerische Amateurmannschaft.

Wolf: Andererseits hätten wir in der Dritten Liga TV-Gelder von über 800000 Euro. Dementsprechend wäre beide Szenarien gesichert.

Wie würde eine Regionalliga-Saison 2020/21 aussehen können? Da Sie ja vom Worst Case ausgehen, würde ein Spielbetrieb nur mit Geisterspielen funktionieren. Die schließt der BFV aus.

Wolf: Da muss jetzt ein Plan B her. Wir können doch nicht über ein Jahr Pause machen. Ich habe gegenüber der Arbeitsgruppe Regionalliga Bayern Vorschläge gemacht. Eine Möglichkeit sehe ich in den Videos auf dem Portal "Sport total". Man könnte die Übertragungen von Geisterspielen mittels „Eintrittsgeldern“ verschlüsseln und so den Vereinen Spieltagseinnahmen garantieren.

Personell hat der FC 05 mit hochkarätigen Neuverpflichtungen einen Schritt Richtung Dritte Liga gemacht.

Wolf: Ja. Und wir sind in intensiven Gesprächen mit Stürmer Sascha Marinkovic von der SpVgg Bayreuth. Es sieht ganz gut aus. Und wir sind in intensiven Gesprächen bezüglich einer Verlängerung mit Tim Danhof.

Im Aufstiegsfall täte noch ein Drittliga-erfahrener Routinier gut. Wäre der drin?

Wolf: Wir haben mit den Genannten einen starken 25-Mann-Kader. In der Dritten Liga müsste man erst sehen, ob man wieder vor Zuschauern spielen kann. Bleibt es beim Worst Case, bleibt der Kader wie er ist.

 
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