Es ist Halbzeit im Auswärtsspiel-Marathon des TSV Gochsheim. Für sechs Auswärtsspiele am Stück legt die Mannschaft von Coach Stefan Riegler innerhalb von 28 Tagen 650 Kilometer zurück. Die kürzeste Auswärtsfahrt fand am Mittwoch statt. Allerdings kehrten die Gochsheimer mit leeren Händen und viel Verdruss vom Derby aus Dampfach heim.
"Ich habe selten so eine krasse Fehlentscheidung gesehen", ärgert sich Abteilungsleiter Achim Eisend noch zwei Tage später über den Elfmeterpfiff, der zum 1:0-Siegtreffer durch Dampfachs Leon Heppt 13 Minuten vor Schluss sorgte. Ein Blick auf die Bewegtbilder der Stream-Aufnahme lassen Eisends Ärger nachvollziehen.
Sechs Punkte aus neun Spielen sollten reichen
Aus einem "typischen 0:0-Spiel", wie es der Abteilungsleiter beschreibt, wurde also eine unglückliche Niederlage. Laut Eisend war es der bereits vierte "lächerliche Elfmeter", den Gochsheim in dieser Runde gegen sich bekam. Aber trotz der Dampfach-Niederlage blicken die TSV-ler zufrieden auf die jüngste Entwicklung und Punkteausbeute.
Mit großen Schritten nähert sich der Klub – im zweiten Landesliga-Jahr – in Richtung Klassenerhalt. "Ich bin optimistisch, dass wir die nötigen Punkte schon noch holen", sagt Eisend, der vorsichtig prognostiziert, dass 45 Punkte zum direkten Klassenerhalt ausreichen dürften. Also: sechs Punkte aus noch neun verbleibenden Spielen.
Der schwache Saisonstart ist schon lange vergessen
Bei der weitesten Fahrt während der Sechs-Auswärtsspiele-Tour, am Samstag zum SV Vatan Spor Aschaffenburg, geht es dabei gegen einen direkten Konkurrenten. Das Hinspiel gewann Gochsheim mit 2:1. Damals der dritte Sieg in Folge, nach dem Fehlstart mit nur zwei Punkten aus den ersten acht Spielen.
Eisend blickt zurück auf die erfolglosen ersten Wochen der Saison und grübelt etwas, woran es damals lag. "Wir haben da verdient unsere Spiele verloren, wir waren jedes Mal die schlechtere Mannschaft", erinnert er sich. "Es war aber noch nicht so, dass wir Panik bekamen", stellt er auch klar.
Vielleicht ist es der Zeitgeist, der dem TSV da etwas einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. "Viele Spieler gehen heute in den Urlaub, wie sie wollen", erklärt Eisend. "Nicht wie wir früher, als sie ihren Urlaub nach der Runde gerichtet haben. Das gibt es ja fast gar nicht mehr." Eine vernünftige Saisonvorbereitung wird somit immer schwerer. "Die Mannschaft wirkte zum Saisonstart auf dem Platz überhaupt nicht frisch."
Mittlerweile hat sich wieder alles eingependelt. Aus der langen Winterpause ist die Mannschaft stark herausgekommen. Der nach der Runde bevorstehende Abschied von Stefan Riegler, nach zehn Jahren als Trainer, wird vermutlich mit dem Klassenerhalt gekrönt. "Es war für uns gar nicht so einfach einen neuen Trainer zu finden, der auch wirklich zu unserem Konzept passt", sagt Eisend angesprochen auf das Ende der Ära Riegler.
Amateurfußball-Söldner gibt es nicht beim TSV Gochsheim
Ein "Geheimtipp" führte ihn zu Michael Herrmann, aktuell noch Spieler beim Bayernligisten TSV Abtswind. "Es gibt wenigen Mannschaften in der Landesliga, die noch so familiäre Strukturen wie wir hier haben." Das dürfte zum Außenverteidiger, der dann Spielertrainer in Gochsheim sein wird, passen. "Er hat sein Leben lang in Abtswind gespielt", betont Eisend anerkennend. "Das ist keiner, der jedes Jahr woanders hingewechselt ist."
Amateurfußball-Söldner sind nicht Eisends Ding. Die könnte sich sein TSV auch gar nicht leisten. In Gochsheim wird, anders als bei manchem Rivalen, kein Geld and die Fußballer bezahlt. "Bei uns gibt es eine Gleichbehandlung aller Spieler. Hier bekommt nicht einer irgendwelche horrenden Summen." Der Faktor Neid taucht in Gochsheim erst gar nicht auf.
Außerdem spricht eine gewisse Kontinuität der gewachsenen Mannschaft für die Verantwortlichen. Trotzdem berichtet Eisend auch davon, häufig den Kürzeren zu ziehen, wenn Interesse an einem Spieler besteht. Wenn es darum geht, die Mannschaft "punktuell zu verstärken", gehe es meist nur über Kontakte. "Die Spieler wechseln ja meist dahin, wo es Geld gibt."
Dass (erfolgreicher) Landesliga-Fußball auch ohne große finanzielle Mittel funktioniert, zeigen die Gochsheimer bereits im zweiten Jahr. Es brauche vor allem viel helfende Hände, erklärt Eisend. Rein wirtschaftlich macht es fast keinen Unterschied, ob Bezirk- oder Landesliga gespielt wird. Die Auswärtsfahrten nämlich re-finanziert man sich meist durch mitreisende Fans. Die Familie reist natürlich nicht alleine.
Noch sind aber einige Kilometer herunter zu spulen und einige Punkte einzusammeln für das gemeinsame große Ziel.
Landesliga Nordwest, 30. Spieltag
Samstag, 1. April, 16 Uhr:
FC Coburg – FT Schweinfurt
SV Vatan Spor Aschaffenburg – TSV Gochsheim
FC Fuchsstadt – TuS Frammersbach
FC Sand – TSV Karlburg
Sonntag, 2. April, 15 Uhr:
TSV Rottendorf – SV Alemannia Haibach
TSV Lengfeld – TSV Mönchröden
abgesagt: DJK Schwebenried/Schwemmelsbach – TuS Röllbach, FC Lichtenfels – ASV Rimpar, SV Friesen – TG Höchberg