Mit Träumen und Zielen ist das so eine Sache. Oft muss man für sie bekanntlich Widerstände überwinden, manchmal helfen auch der Zufall oder besondere Umstände. So wie bei Ben Stacey. "Am Anfang musste ich mir schon den einen oder anderen Spruch von meinen Freunden anhören“, erinnert sich der gebürtige Schweinfurter. Das aber ist passé. "Mittlerweile schauen die Kumpels sogar mal am Spieltag zu.“ Jedoch nicht bei der deutschen Lieblingssportart Fußball, wo der Sales Consultant einer großen Krankenkasse beim SV Löffelsterz in der Kreisklasse Schweinfurt 3 das Tor hütet. Sondern bei einer Sportart, die im Land nur in wenigen Regionen gespielt wird. Rund um Schweinfurt etwa. Stacey ist nämlich auch Trainer der Korbballerinnen des TSV Heidenfeld.
"Wie es dazu kam, ist eine lustige Geschichte“, erzählt der 28-Jährige. "Meine Mum und meine Schwester sind schon immer beim Korbball zu Hause, dadurch habe ich ab und an bei Gauditurnieren mitgespielt. Einmal war ich mit einer Schiedsrichterleistung nicht ganz einverstanden und der Schiri hat zu mir gesagt: 'Dann mach es halt besser.' Gesagt, getan. Stacey machte seinen Schiedsrichterschein, pfiff bald Landes- und heute gar Bundesligaspiele, so wie am kommenden Sonntag, wenn in Bergrheinfeld der nächste Spieltag steigt. Bald stand Stacey nicht nur mit Pfeife auf dem Platz, sondern auch als Trainer an der Seitenlinie. "Meine Schwester Sarah hat damals U19 in Bergrheinfeld gespielt und die haben gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Trainerstelle zu übernehmen.“ Gleich in der ersten Saison wurde das Team unter Stacey Bezirksligameister. Von Thomas Milasevic, einer Korbball-Institution in der Region, konnte er in Bergrheinfeld zuvor vieles lernen, was er noch heute nutzen kann. "Wir sind heute noch befreundet und einiges, was ich kann, habe ich mir von ihm abgeschaut.“ 2019 kam die Anfrage aus Heidenfeld. Den Wechsel hat er nicht bereut, im Gegenteil.
1.000 Euro-Wette leider abgelehnt
Stacey geht seinen eigenen Weg – und das nicht nur als Trainer der Heidenfelder Korbballerinnen, mit denen er vergangenes Jahr in die Bundesliga aufstieg. "Es gab den einen oder anderen, der 1000 Euro wetten wollte, dass wir gleich wieder absteigen. Leider bin ich nicht drauf eingegangen“, lacht er. Heidenfeld steht aktuell auf Platz acht der Tabelle, sechs Punkte vor den Abstiegsrängen. Der Mann mit deutschem und amerikanischem Pass (Fußball ist seiner amerikanischen Verwandtschaft ein Begriff, bei Korbball zuckt sie jedoch mit den Schultern) steht nicht nur als Trainer in der Halle, sondern im Freien auch im Fußballtor. "Das ist auch ein Job, in dem man viel führen muss“, sieht Stacey durchaus Gemeinsamkeiten bei Fuß- und Korbball. Wenn er sich an einem Wochenende zwischen den Sportarten entscheiden muss, was ab und an vorkommt, "dann immer für meine Mädels“.
Von der Unterstützung, die er und sein Team vom Verein und den Fans erfahren, schwärmt Stacey regelrecht. "Es gibt, glaube ich, keinen Verein in der Bundesliga, der diesen Support genießt wie wir.“ Und Stacey will etwas zurückgeben. Mehrere Tage steht er pro Woche in der Halle, trainiert neben der Bundesliga- auch noch die zweite und die dritte Mannschaft des TSV, die beide in ihren Ligen aktuell auf Platz eins stehen. "Das ist positiver Stress, ich habe mich eben irgendwie in diesen Sport verguckt“, lacht er. 'Seine Mädels' und der Verein sind für ihn zu einer Art zweiter Familie geworden.
Korbball-Gen in der Familie und einen großen Traum
Apropos Familie: Die Staceys haben quasi ein Korbball-Gen. Schwester Sarah spielt, Mutter Karin ist Co-Trainerin in Heidenfeld. In der Halle also ist Ben Chef von Mama und Schwester. Und Papa Donald ist sein Assistent, filmt die meisten TSV-Spiele, damit der Sohn Video-Material zur Vorbereitung hat. "Wir wollen attraktiven Korbball spielen, schnell und viel über den Kreis“, sagt Stacey, der große Ziele hat. „Erstmal wollen wir diese Saison im Mittelfeld beenden, nicht absteigen. Und irgendwann können wir vielleicht mal um deutsche Meisterschaft spielen, wer weiß.“ Mit Träumen und Zielen ist das eben so eine Sache. Wie gesagt: Manchmal muss man Widerstände überwinden, manchmal helfen der Zufall oder besondere Umstände. Und manchmal werden Träume auch wahr.