Wer am Samstag zufällig auf dem Gelände der TG Schweinfurt im Lindenbrunnenweg 51 vorbeischauen wollte, hörte schon von weitem ein auffälliges Klackern. Regelmäßige Frankreich-Reisende würden das Geräusch vermutlich sofort identifizieren. Das fränkische Gehör ist da etwas hilflos. Mit etwas visueller Hilfe dürfte aber auch jeder unbedarfte Franke einigermaßen verstehen, was vonstatten ging. Es wurde Boule gespielt. Besser gesagt: Pétanque.
Das Spiel als solches ist recht simpel. Gespielt werden, kann es – im Gegensatz zu vielen artverwandten Kugelspielen – immer und überall. Bei einem Wettbewerb sollte das Spielfeld jedoch mindestens drei Meter breit und zwölf Meter lang sein. Im Mittelpunkt einer jeden Partie steht das sogenannte Schweinchen – die hölzerne Zielkugel. Jeder Spieler muss versuchen, von einem vorab auf dem Boden gezeichneten Abwurfkreis aus mit einer seiner Metallkugeln, die zwischen 650 und 800 Gramm wiegen, möglichst nahe ans Schweinchen heranzukommen. Das sieht alles aus der Ferne sehr einfach aus, ist es selbstverständlich aber nicht wirklich.
Aber warum spielt man Pétanque eigentlich im Verein – und nicht etwa einfach nur etwas nebenher im Park? „Das könnte man einen Badmintonspieler auch fragen“, lautet die Antwort – oder besser gesagt die Gegenfrage von Norbert Lohaus, dem ersten Vorsitzenden der Schweinfurter Kugelleger.
Der Vergleich mit Dart
Die anwesenden Protagonisten am Samstagmittag draußen bei der TG nehmen ihren Sport ernst. Sechs Teams versammelten sich ab 10 Uhr, um den ersten Spieltag der Bayernliga-Saison auszuspielen. Jede Mannschaft muss dabei drei Mal ran. Gerade ist der Pétanqueclub Nürnberg an der Reihe. Die Mittelfranken sind in der Szene dafür berüchtigt, dass sie sich gerne mal etwas mehr Zeit lassen.
Somit war genügend Leerlauf für die Schweinfurter, um mal eben einen kleinen Crashkurs rund um das Spiel, bei dem es vor allem um Konzentration, Geschicklichkeit und Übung geht, zu geben. Nun muss dann auch der Reporter ran. Im „Doublette“, also einem Doppel aus Schweinfurter Tagblatt und Schweinfurter Kugelleger wurde kurzerhand das aufstrebende Team vom 1. Bouleclub Mechenhard, die in dieser Saison in die Bundesliga aufsteigen möchten, zu einer Freundschaftspartie herausgefordert.
Kuggelleger verlieren alle Spiele
Das Schweinfurter Duo behielt dank Anfängerglücks – und der zwölfjährigen Boule-Erfahrung von Matthias Mock von den Kugellegern deutlich die Oberhand. „Wir haben haushoch gewonnen“, lachte der 27-jährige Schweinfurter, der einst über die Eltern eines Freundes auf die Sportart gestoßen ist und diese gerne mit dem weit populäreren Dartsport vergleicht.
Anders als beim Dart kann man beim Pétanque aber wenigstens den ganzen Tag die frische Luft genießen, anstatt in dunklen Kneipen sein Glück zu versuchen. „Nach einem Spieltag ist man abends komplett fertig“, meint Mock, der eigentlich ein begeisterter Fußballer ist.
Knappe Resultate
An diesem Tag liegen noch gut acht Stunden vor ihm und seiner Mannschaft. Einen weiteren Sieg konnte er nach dem freundschaftlichen Vergleich nicht mehr einfahren. Die Kugelleger verloren alle ihre drei Spiele gegen Niedernberg, Nürnberg und Mechenhard – jeweils mit 2:3.
„Das war unglücklich. Jetzt stehen wir mit einem 0:3 da. Für uns zählt jetzt nur noch der Klassenerhalt“, so Mock nach dem missglückten Heimspieltag. Aber abgerechnet wird auch beim Pétanque immer erst zum Schluss.
Die Ergebnisse
BCI Röthenbach – 1.BC Mechenhard 4:1
PCNC Nürnberg – BC Oettingen 2:3
Schweinfurter Kugelleger – BF Niedernberg 2:3
1.BC Mechenhard – BF Niedernberg 4:1 BC Oettingen – BCI Röthenbach 0:5 Schweinfurter Kugelleger – PCNC Nürnberg 2:3
1.BC Mechenhard – Schweinfurt 3:2
BC Oettingen – BF Niedernberg 1:4
PCNC Nürnberg – BCI Röthenbach 5:0