„Die Tour de France, das ist die Champions League. Und die Bayern-Rundfahrt ist sozusagen in der Europa League.“
Ein einfacher Vergleich, mit dem Tilman Rieger Mitte der Woche in Haßfurt versucht, in der Radsportprovinz die Bedeutung des Etappenrennens durch den Freistaat verständlich zu machen, bei dem er als Vizechef fungiert. Denn wer – eingefleischte Fans ausgenommen – kann schon mit Begriffen wie „Grand Tours“ oder „Hors Categorie“ etwas anfangen, wie sie der Radsportweltverband UCI festgelegt hat.
Am 13. Mai wird die fünftägige Bayern-Rundfahrt in Regensburg gestartet, an drei Tagen rollen die 133 Radprofis auch über Straßen des Landkreises Haßberge. Ziel ist am 17. Mai Nürnberg. Tatsächlich gilt das Rennen mittlerweile als bedeutendstes Etappenrennen der Republik. „Ein Status, den wir uns hart erarbeiten müssen jedes Jahr“, sagt Rieger. Doch im Grunde ist die Bayern-Tour nur nach oben gerutscht, nachdem andere Rundfahrten vor Jahren aus dem Rennkalender verschwunden sind, allen voran die Deutschland-Tour, aber auch Etappenrennen wie Rheinland-Pfalz und Niedersachsen-Rundfahrt oder Regio- und Drei-Länder-Tour. Der Grund für deren Niedergang ist hinlänglich bekannt: ausbleibendes TV- und Sponsoreninteresse nach zahllosen Dopingskandalen. Umso bemerkenswerter, dass die Hauptgeldgeber hierzulande, die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken, dem Rennen durch den Freistaat die Stange gehalten haben.
Am 15. Mai ist Ebern Ziel des dritten Tagesabschnitts des Rennens. Am Tag darauf findet in Haßfurt ein Einzelzeitfahren über 26 Kilometer statt. Durchaus möglich, dass beim Kampf um die Uhr die Entscheidung um den Gesamtsieg fällt. Denn schwere Bergankünfte, gar im Hochgebirge, hat die 830 Kilometer lange Bayern-Rundfahrt nicht im Programm.
Deutschlands bester Zeitfahrer Tony Martin wird indes nicht dabei sein; sein belgisches Team „Etixx-Quick Step“ steht nicht auf der Meldeliste. Auch Top-Sprinter Marcel Kittel fehlt wohl, mutmaßen die Veranstalter. Dessen Team Giant-Alpecin, das inzwischen mit einer deutschen Lizenz in der höchsten Kategorie „World Tour“ unterwegs ist, steht aber am Start. Dazu kommen vier weitere Word-Tour-Teams, einige „Zweitligisten“ und eine Reihe deutscher Nachwuchs-Equipes, darunter das fränkische Team „Heizomat“. Dessen Teamchef ist der Rhöner Markus Schleicher, ein ehemaliger Telekom-Profi, der in Motten (Lkr. Bad Kissingen) zu Hause ist.
Die Bayern-Rundfahrt kollidiert in diesem Jahr mehr mit anderen Rennen als sonst, was Auswirkungen auf das Starterfeld haben wird. Die Tour wurde vorverlegt, weil zum traditionellen Termin Ende Mai im oberbayerischen Elmau der G7-Gipfel stattfindet. Da kann sich die Polizei nicht um die Absicherung von ein paar Radrennfahrern kümmern.
Infos unter www.bayern-rundfahrt.com