Fußball-Geflüster

Alle Welt, zumindest die dem Fußball zugewandte, ist im Moment im Nostalgie-Wahn. 50 Jahre Bundesliga, da kommt schon mal die eine oder andere Anekdote wieder aufs Tapet, die man als Stürmer eigentlich gerne vergessen würde. So zum Beispiel der berühmteste Pfostenschuss in fünf Jahrzehnten Profifußball, den sich ein gewisser Frank Mill für Borussia Dortmund in der Saison 1986/87 im Olympiastadion gegen Bayern München leistete, als er den legendären Jean-Marie Pfaff schon umrundet hatte und am Ende den Ball doch aus fünf Metern nicht ins Tor, sondern an den rechten Außenpfosten schoss. Zum Glück für Mill gab es wenigstens noch einen Punkt für die Gelb-Schwarzen, am Ende spielte man noch 2:2.

Dass für den FC 05 Schweinfurt stürmende Zeitgenossen ein Mill-Gen haben, ist natürlich eine böswillige Behauptung. Gleichwohl, bei aller Nostalgie geben zwei Szenen aus den vergangenen vier Monaten Grund zum Stirnrunzeln. Am 21. April schaffte der damals noch für den TSV Münnerstadt stürmende FC-05-Neuzugang Simon Snaschel das Kunststück gegen Mühlhausen/Schraudenbach in bester Mill-Manier statt des leeren Tores den Pfosten anzuvisieren, obwohl ihm die Mühlhäuser Abwehr extra den Weg frei gemacht hatte. Immerhin, sein damaliges Team siegte noch 3:1 und auch Snaschel kam zu seinem Treffer. Doch kaum ist der seit wenigen Tagen 23 Jahre alte Dortmund-Fan ein Grün-Weißer, scheint die Mill-Connection auf den FC 05 übergriffen zu haben. Oder wie anders kann man den Pfostenschuss aus drei Metern Entfernung erklären, den Peter Heyer im Spiel gegen Eintracht Bamberg beim Stand von 1:0 für seinen FC hatte? Am besten macht man's wie mit allen ausgelutschten Geschichten: Ab in die Kiste damit. Stürmer werden an Toren gemessen. Und da gab Heyer mit seinem Tor zum 2:0 in Hof die richtige Antwort.