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KORBBALL: DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN
TSV Bergrheinfeld schreibt Geschichte
Die Frauen des TSV Bergrheinfeld sind deutscher Korbball-Meister – (von links) Trainer Thomas Milasevic, Lena Hünlein, Elena Kegel, Amelie Börger, Regina Wildanger, Hanna Rumpel, Ilka Müller, Anne Helmreich und Sabrina Eckert.
Foto: Fotos (2): Wolfgang Müller | Die Frauen des TSV Bergrheinfeld sind deutscher Korbball-Meister – (von links) Trainer Thomas Milasevic, Lena Hünlein, Elena Kegel, Amelie Börger, Regina Wildanger, Hanna Rumpel, Ilka Müller, Anne Helmreich und ...
Wolfgang Müller
 |  aktualisiert: 24.05.2017 04:05 Uhr

Im dritten Anlauf nach 2014 und 2015 wurde der TSV Bergrheinfeld erstmals in seiner Vereinsgeschichte deutscher Korbballmeister bei den Frauen. In einem überraschend einseitigen Endspiel setzten sich die Bergrheinfelderinnen mit 10:3 (5:3) gegen den SV Schraudenbach durch. Dritter wurde Titelverteidiger TuS Helpup. Die Bergrheinfelder Jugend 15 holte Silber, die Wernecker Jugend 19 gewann Bronze.

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„Wir habe gar nicht zu unserem Spiel gefunden“, sagte Schraudenbachs Trainer Ludwig Rumpel nach der Pleite im Finale. Knackpunkte seien das schnelle 0:4 nach zehn Minuten und das spätere 3:6 unmittelbar nach Wiederbeginn gewesen. Sein Team erwischte einen schlechten Start. Selbst kaum gefährliche Wurfchancen gehabt und zudem in der Abwehrarbeit zu zögerlich. Das waren die Schwachpunkte. Bergrheinfeld spielte in typischer Manier um den Wurfkreis und wurde dabei so wenig unter Druck gesetzt, dass Ilka Müller und die Hauptwerferin Sabrina Eckert häufig genau Maß nehmen konnten – und auch aus der zweiten Reihe trafen. „Bis auf zwei Konter haben wir nichts zu gelassen“, sagte Sieger-Coach Thomas Milasevic, für den seine aktuelle Mannschaft die stärkste ist, die er je trainiert hat. Vom unberechenbaren und schnellen Schraudenbacher Spiel war wenig zu sehen. Hinzu kam, dass mit Bergrheinfelds Anne Helmreich die beste Korbhüterin des Turniers einiges abwehrte.

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Werbung für den Korbball

Für Schraudenbach war es dennoch eine gelungene Meisterschaft. Das war den direkten Reaktionen nach Spielschluss zu entnehmen. Bergrheinfeld war einfach besser. Zweiter in der Runde und bei einer deutschen Meisterschaft zu werden, sei für ein Dorf wie Schraudenbach eine große Leistung, sagte Rumpel. Im Halbfinale wurde der bisherige Titelträger Helpup mit 8:5 bezwungen. Bis zwei Minuten vor Schluss stand es nur 6:5, ehe Helpup alles riskierte und die eigene Deckung öffnete, um schneller wieder in Ballbesitz zu kommen. „Das war Werbung für den Korbball“, sagte Rumpel dazu. Schraudenbach spielte gefälliger als Helpup, letzteres hatte aber eine Menge Distanzwürfe auf Lager, die oftmals nur sehr knapp ihr Ziel verfehlten. „Schraudenbach war das Quäntchen besser“, räumte Helpups Trainerin Tanja Nedderhof ein. Um trotzdem zu gewinnen, hätte man mehr Wurfglück gebraucht.

Solches brauchten die Bergrheinfelder auf dem Weg ins Finale eher nicht. Die zweite Halbzeit beim 9:4 (5:1) gegen Altmeister Findorff Bremen war die erste einigermaßen ernst zu nehmende Herausforderung. Denn die Bremerinnen, die vor der Pause zu sehr auf ihre erfahrene Spielerin Nadja Neunaber als Werferin setzten, holten nach der Pause zwischenzeitlich auf 5:8 auf. Aber Bergrheinfeld ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Eine Stärke, die das Team schon die ganze Saison auszeichne, so Milasevic. Überhaupt war das Halbfinale die Turnierphase, bei der mit der SG Findorff eine norddeutsche Mannschaft mitgehalten hat, wie es eigentlich bei einer Deutschen sein sollte. Denn die Gruppenspiele waren ernüchternd aus Sicht der Bundesliga-Nord-Teilnehmer. Wie schon im Vorjahr gingen sämtliche sechs Gruppenspiele gegen die Teams der Süd-Liga verloren. Auffallend gegenüber dem Vorjahr schien, dass mit weniger Tempo, Ideen und Inspiration agiert wurde. Auch die Wurfqualität ließ bei den Norddeutschen zu wünschen übrig.

Fehlende Cleverness ärgert Kraus

Für mächtig Spannung sorgte der Nachwuchsbereich. Das Endspiel der Jugend 15 ging in die zehnminütige Verlängerung, ehe sich die SG Findorff mit 5:3 (2:2, 2:1) gegen den TSV Bergrheinfeld durchsetzte. Es war ein ungleiches Duell: Die größeren Norddeutschen spielten dem von Hannah Rumpel und Nicole Triebel betreuten Team die Bälle beim Kreisspiel über die Köpfe hinweg und hatten mehr als genug Würfe, die allerdings unpräzise gerieten oder von Bergrheinfelds guter Korbfrau Emily Neuhauser pariert wurden. „Findorff hat den Größenvorteil gnadenlos ausgenutzt. Das war im Gruppenspiel nicht so“, sagte Triebel. Dieses hatte Bergrheinfeld glücklich mit 2:1 gewonnen. Dennoch ist die Silbermedaille ein schöner Erfolg für diese sehr junge Mannschaft, der die Turniererfahrung fehlt und die im Finale übernervös wirkte – was sich in einer hohen Zahl von Abspielfehlern äußerte. Anzumerken ist noch, dass es ein in Sachen System „reifes“ Spiel war, da beide Mannschaften mit springender Korbhüterin agierten. Manndeckung gab es generell in dieser Konkurrenz eher selten.

Die SpVgg Hambach belegte Rang fünf, schrammte am Halbfinaleinzug vorbei. Im letzten Gruppenspiel stand es in der letzten Minute 6:7 gegen Sudweyhe, was gerade noch für's Weiterkommen gereicht hätte: 25 Sekunden vor Schluss verwarfen die Niedersachsen einen Viermeter – Glück gehabt aus Hambacher Sicht. Aber am Ende halt doch nicht. Denn die Gastgebermannschaft verspielte den Ballbesitz und kassierte mit dem Schlusspfiff noch das 6:8. „Eine solche Uncleverness habe ich in 40 Jahren Trainertätigkeit noch nicht erlebt“, ärgerte sich SpVgg-Coach Detlev Kraus. Das Spiel um Platz fünf gewann die SpVgg mit 10:3 gegen den TV Urbar.

Gruppen-Pech für Niederwerrn

Bei der Jugend 19 holte der bayerische Meister TSV Werneck die Bronzemedaille mit einem 15:1 gegen die SG Findorff im „kleinen Finale“. Dass es nicht zu mehr reichte, lag an der vor allem in der Höhe überraschenden 1:4-(0:4)-Pleite gegen den FC Gessel-Leerßen. Dies war die erste anspruchsvolle Aufgabe für den TSV nach einem 14:0 über Honnefeld und dem 10:3 über Findorff. „So wie es gelaufen ist, hat Gessel verdient gewonnen“, sagte Wernecks Trainer Michael Reinhart. „Wenn die ersten drei Bälle nicht auf die Kante, sondern reingegangen wären, wäre es vielleicht anders gelaufen“, ergänzte er.

Niederwerrn wurde Fünfter und führte eine Benachteiligung in der Gruppeneinteilung an: „Es ist eine Genugtuung, dass unsere beiden Gruppengegner das Finale erreichten“, sagte Co-Trainer Michael Müller. Aber da die Gruppeneinteilung von den letzten Turnierergebnissen der Landesturnverbände (LTV) abhängig sei, wie Landesfachwart Klaus Tropsch erklärte, und zudem keine zwei Mannschaften des gleichen LTV in einer Gruppe spielen, könne so etwas vorkommen. Jedenfalls war das Ausscheiden des VfL arg bitter. Da wurde gegen den späteren Silbermedaillengewinner Gessel-Leerßen ein 1:5-Rückstand zum 5:5 egalisiert und die Niedersachsen schienen platt, retteten sich aber über fünf Minuten mit diesem Spielstand zum Schlusspfiff. Damit war Niederwerrn raus. Trainer Stefan Carr sprach dennoch von einem guten Turnier, weil man gegen die späteren Finalisten alles in allem gut mitgehalten habe.

Deutsche Korbball-Meisterschaften in Dittelbrunn

Frauen

Vorrunde: SV Schraudenbach – TSV Heiligenrode 8:3, TSV Thedinghausen – TuS Helpup 1:5, TSV Bergrheinfeld – TSV Heiligenrode 9:1, SG Findorff – TuS Helpup 3:9, TSV Bergrheinfeld – TSV Thedinghausen 13:2, SG Findorff – SV Schraudenbach 4:10. Endstand: 1. TSV Bergrheinfeld 22:3 Körbe/4 Punkte, 2. SV Schraudenbach 18:7/4, 3. TuS Helpup 14:4/4, 4. SG Findorff 7:19/0, 5. TSV Heiligenrode 4:17/0, 6. TSV Thedinghausen 3:18/0. Halbfinale: Bergrheinfeld – Findorff 9:4, Schraudenbach – Helpup 8:5; Platz 5: Heiligenrode – Thedinghausen 10.8; Platz 3: Findorff – Helpup 6:12; Finale: Bergrheinfeld – Schraudenbach 10:3.

Jugend 19

Gruppe 1: TSV Werneck – TV Honnefeld 14:0, TV Honnefeld – SG Findorff 3:7, TSV Werneck – SG Findorff 10:3; Endstand: 1. TSV Werneck 24:3/4, 2. SG Findorff 10:13/2, 3. TV Honnefeld 3:21/0.

Gruppe 2: FC Gessel-Leerßen – TuS Helpup 5:8, TuS Helpup – VfL Niederwerrn 6:2, FC Gessel-Leerßen – VfL Niederwerrn 5:5; Endstand: 1. TuS Helpup 14:7/4, 2. FC Gessel-Leerßen 10:13/3, 3. VfL Niederwerrn 7:11/1. Halbfinale: Werneck – Gessel-Leerßen 1:4, Helpup – Findorff 14:4; Platz 5: Honnefeld – Niederwerrn 4:11; Platz 3: Werneck – Findorff 15:1; Finale: Gessel-Leerßen – Helpup 5:9.

Jugend 15

Gruppe 1: TSV Bergrheinfeld – SG Findorff 2:1, SG Findorff – TV Urbar 10:1, TSV Bergrheinfeld – TV Urbar 9:2; Endstand: 1. TSV Bergrheinfeld 11:3/4, 2. SG Findorff 11:3/2, 3. TV Urbar 3:19/0.

Gruppe 2: TuS Sudweyhe – TuS Helpup 5:7, TuS Helpup – SpVgg Hambach 4:5, TuS Sudweyhe – SpVgg Hambach 8:6; Endstand: 1. TuS Helpup 11:10/2, 2. TuS Sudweyhe 13:13/2, 3. SpVgg Hambach 11:12/2. Halbfinale: Bergrheinfeld – Sudweyhe 6:3, Helpup – Findorff 2:3; Platz 5: Urbar – Hambach 3:10; Platz 3: Sudweyhe – Helup 7:4; Finale: Bergrheinfeld – Findorff 3:5 (2:2, 1:2) n. V..

Im Endspiel der Jugend 15 mussten sich Luisa Kling (links) und ihr TSV Bergrheinfeld der körperlich überlegenen SG Findorff um Carlotta Schukat nach Verlängerung geschlagen geben.
| Im Endspiel der Jugend 15 mussten sich Luisa Kling (links) und ihr TSV Bergrheinfeld der körperlich überlegenen SG Findorff um Carlotta Schukat nach Verlängerung geschlagen geben.
 
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