
Eines muss Gerald Dietz gleich mal klar stellen: „Wir fahren da nicht zum Blümchen pflücken, sondern das, was das Auto kann.“ Rennfahren und Gleichmäßigkeitsprüfung, das wird ja immer ein wenig belächelt. Im Fall von Gerald Dietz und seinen Kollegen im Veteranen Fahrzeug Verband völlig zu Unrecht. Dietz wurde in der vergangenen Saison in der GLP Pro-Tour mit zehn Rennen im tschechischen Most, in Oschersleben, auf dem Hockenheimring und auf dem Nürburgring deutscher Meister. In der Serie fahren Formel-Fahrzeuge, Sportwagen, Tourenwagen und GT-Autos, Dietz gewann mit seinem BMW E30 320 iS die Tourenwagen- und die GT-Wertung sowie die Gesamtwertung.
Bei der VFV-Gleichmäßigkeitsprüfung sind die Rennen 20 Minuten lang. Die beste Runde des Fahrers wird als Richtzeit genommen, dann gilt es, dieser Rundenzeit möglichst nahe zu kommen. Dietz schafft das teilweise bis auf wenige Hundertstel Unterschied. So liefert der für den AC Schweinfurt startende Rennfahrer auch den Beweis, dass Gleichmäßigkeitsprüfungen absolutes rennfahrerisches Können voraussetzen. „Ich kann nur gleichmäßig fahren, wenn ich schnell fahre“, erzählt er schmunzelnd. Zum anderen ist es die Quintessenz des Rennsports, die Ideallinie auf einer Strecke zu finden, also das Fahrzeug nicht auf dem kürzesten, sondern dem schnellsten Weg über den Kurs zu bringen.
Diese schnellstmögliche Runde so oft wie möglich zu wiederholen ist die große Kunst – von der Formel 1 über die DTM bis zur VFV.
Motorsport im Blut
Dem 50 Jahre alten Projektleiter Automotive BMW beim Automobilzulieferer Preh in Bad Neustadt ist der Motorsport in die Wiege gelegt, sein Vater Dieter fuhr selbst Bergrennen, ist heute immer noch als Mechaniker mit an der Rennstrecke dabei. Der Aufwand ist ja nicht eben klein, sieben Wochenenden im Jahr ist der verheiratete Vater von zwei Kindern unterwegs, im Wohnmobil geht's an die Strecke, das Auto auf dem Hänger. Zwischen den Rennen und vor allem im Winter wird am Fahrzeug gebastelt, die Sammlung professioneller Werkzeuge in Dietz' Werkstatt ist beeindruckend.
Genauso wie sein Auto. Der BMW ist ein Schmuckstück, lässt nicht nur Fans der Münchner Autobauer das Herz aufgehen. In edlem Silbergrau hat sich Dietz einen so genannten „Italo M3“ geangelt, ein Auto, das BMW in den 1980er Jahren ausschließlich für Bella Italia baute. Dem 2,0-Liter-Motor entlockt Dietz mit Hilfe einer neuen Renneinspritzanlage 205 statt 194 PS, bei 1167 Kilogramm Leergewicht entspricht das einem beachtlichen Leistungsgewicht von 5,69 Kilogramm pro Pferdestärke.
Überrollkäfig, Schalensitze, Prosche-Bremmsanlage sind weitere Details, doch Dietz hat auch darauf geachtet, dass sein Schmuckstück noch nahe am Original ist. Schließlich wurden vom „Italo M3“ nur 2540 Stück gebaut. Deswegen wurde an der Karosserie nicht massiv Gewicht reduziert, auch das Cockpit ist noch Original.
Für Auto-Enthusiasten sind die durchaus erstaunlich gut besuchten VFV-Rennen immer ein besonderes Erlebnis – ob BMW, Alfa Romeo, Ferrari, Mercedes, hier findet sich alles, was Rang und Namen hat und die Herzen von Motorsport-Fans höher schlagen lässt. Für die Fahrer geht es um Rennsport, aber auch um Kameradschaft und Fachsimpeln. „Wir fahren Rennen, das ist klar, aber es will auch keiner dem anderen absichtlich ins Auto fahren“, so Dietz. „Der Titel im vergangenen Jahr war eigentlich nur schönes Beiwerk“, erzählt Dietz, „ich fahre, weil's Spaß macht.“ Das wird auch nächste Saison so sein, wenn der „Italo M3“ nach der Winterpause wieder raus darf auf die Rennstrecke. Ganz sicher nicht zum Blümchenpflücken. Die kauft Gerald Dietz seiner Frau lieber im Blumenladen.