Nabil Bentaleb hat ein zartes, fast schon verlegenes Grinsen im Gesicht, als ihm die Journalisten nach dem 2:0-Sieg seines FC Schalke 04 gegen den FC Schweinfurt 05 gratulieren. Nicht nur zum Sieg – nein, der in Lille geborene Algerier ist auch zum „Man of the Match“ gewählt worden. Immerhin hat er ein Mal mehr ins gegnerische Tor getroffen als jeder andere, der da im ausverkauften Willy-Sachs-Stadion vor 15 060 Zuschauern auf dem Rasen stand. Das war's.
Irgendwie symptomatisch für das, was sich 90 Minuten lang auf dem Grün abgespielt hatte. Hatten die Gäste aus Gelsenkirchen nun souverän die zweite Runde erreicht? Oder hatten sie sich mithilfe von Bentalebs Elfmetertreffer (24.) und einem sehr unglücklichen Eigentor von 05-Torjäger Adam Jabiri (75.) zum Sieg gemüht? Auf jeden Fall waren die Königsblauen blass geblieben, was nicht nur am gräulich-hellen Auswärtsdress lag. Ihr bestes Spiel hatten sie sicher nicht in Schweinfurt abgeliefert.
Torschütze mit Unterleibsbeschwerden
„Für uns war es wichtig, in die zweite Runde zu kommen. Unser Gegner hatte einfach nichts zu verlieren. Wir mussten das ganze Spiel lang fokussiert bleiben und konnten es uns nicht erlauben, arrogant zu sein“, erklärte Bentaleb, der das Spielfeld nach 48 Minuten als Erster verlassen musste, weil er Unterleibsbeschwerden bekommen hatte. Zu dieser Zeit erwartete schon eine Mehrheit der Zuschauer, dass die aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber langsam, aber sicher ihre Kräfte verlassen würden.
Weit gefehlt – die von Timo Wenzel exzellent eingestellten Schweinfurter warfen sich immer in die Schussbahn, wenn es gefährlich wurde und gingen „gallig“ in jeden Zweikampf, so dass Guido Burgstaller und Mark-Alexander Uth im Sturmzentrum abgeschaltet waren, als hätte man ihnen den Stecker gezogen – gegen einen Regionalligisten, wohlgemerkt. Wenzels Gegenüber Domenico Tedesco überraschte dann gelinde gesagt mit seiner Aussage, es sei „ein Spiel gewesen, in dem die Jungs gezeigt haben, dass sie schon viel Power haben. Die Spieler hatten den Schalter umgelegt. Wir können auch noch das ein oder andere Tor mehr schießen und in manch anderer Situation noch eiskalt vor dem Tor sein. Dann führst du früher 2:0, dann geht das auch ein bisschen höher aus.“
Tedescos exklusive Sicht auf die Dinge
Eine ziemlich exklusive Sicht auf die Dinge, denn die Knappen ließen zu jeder Zeit ihre Power und Eiseskälte vor dem Tor vermissen. Mitunter gab's ansehnlich vorgetragene Konter, die meist aber durch die aufmerksamen Schweinfurter Defensivkräfte mehr oder minder entzaubert wurden. Da zeigte sich ganz deutlich, dass die Schalker konsequent waren – allerdings zumeist nur darin, ihre guten Ansätze kurz vor dem Schweinfurter Strafraum verpuffen zu lassen, weil die vielen langen Bälle dann doch zu ungenau waren. Tedescos einziger Kritikpunkt bei der Pressekonferenz – sonst lobte der 32-Jährige seine Mannen nach einem schwachen Auftritt in ungeahnte Höhen.
Vor allem die Außen, Weston Mc Kennie und der Ex-Fürther Abdul Rahman Baba auf der linken Seite, brachten nie den erwarteten Druck. Für Baba, einen geschulten Linksverteidiger, wird es knapp eine Woche vor dem Ligaauftakt beim VfL Wolfsburg nach seinem Kreuzbandriss ohnehin noch schwerer: Kurz vor dem Spiel in Unterfranken war die Verpflichtung des marokkanischen WM-Fahrers Hamza Mendyl bekannt geworden. Der 20-jährige Verteidiger kostet sieben Millionen Euro Ablöse und beackert ebenfalls die linke Seite.
Kein Schönheitspreis
Während Baba über die für ihn verzwickte Konkurrenzsituation hinweglächelte und der Regen über dem Sachs-Stadion seinen Höhepunkt erreichte, war Manager Christian Heidel schon in den Katakomben. „Uns war ganz klar, dass wir hier keinen Schönheitspreis gewinnen werden. Wichtig war, eine Runde weiterzukommen“, erklärte er kurz vor Mitternacht. Der Ex-Mainzer war der einzige Verantwortliche, der das Geschehen ganz unverblümt und sachlich beschrieb. Da war es aber auch schon egal, dass der Auftritt ziemlich blass war.