
Die Meisterfeier liegt noch gar nicht lange zurück. Ohne Niederlage – lediglich drei Unentschieden „belasteten“ die ansonsten makellose Bilanz der vergangenen Saison – marschierte die Frauen-Elf des SV Ostheim im 20. Jahr ihres Bestehens zur Meisterschaft in der Bezirksliga. Auf den Aufstieg in die Bezirksoberliga verzichteten die Damen aus dem Hofheimer Stadtteil aber – zu viele Spielerinnen der Meistermannschaft hatten ihr Karriereende angekündigt.
Also geht es auch heuer wieder ab dem kommenden Wochenende in der Bezirksliga an den Start. Die Saison beginnt dabei gleich mit einem Derby, wenn der letztjährige Meister am Sonntag bei der TG 48 Schweinfurt zu Gast ist.
Für Trainer Markus Stühler, der seit zwei Jahren darüber wacht, dass seine Spielerinnen das im Training Erlernte auch in den Spielen auf den Platz bringen, ist der Aufstiegsverzicht kein Beinbruch. Auch Abteilungsleiterin Verena Kuhn und Spielführerin Eva Angermeier trauern nicht etwa einer verpassten Chance nach. Immerhin hat der SVO mit Torfrau Carina Endres, Martina Pieroth, Eva Ankenbrand und Barbara Faust vier Säulen der Mannschaft verloren – und die gilt es erst einmal zu ersetzen.
Die entstandenen Lücken müssen nun vor allem vom eigenen Nachwuchs aufgefüllt werden. Die U 17 der Ostheimer Damen kickt im Kleinfeld in Oberfranken, allerdings nicht ganz so erfolgreich wie die Frauen, dennoch ist man im Hofheimer Ortsteil durchaus stolz auf die eigene Jugendarbeit, auch wenn man vor einem großen Problem steht: Die U 17-Mädchen sind nämlich noch auf der Suche nach einem Trainer. Die Mädchen sind begeistert bei der Sache, trainieren zum Teil auch bei den Frauen mit, sehnen sich allerdings nach einem eigenen Coach. Interessenten können sich auf der Facebook-Seite des Vereins (siehe unten) melden.
Für die Frauen gilt indes: Trotz des Verlustes von vier Stammspielerinnen will die Mannschaft auch heuer wieder vorne mitspielen. „Unter die ersten Drei“ lautet das erklärte Ziel von Markus Stühler. Der Eichelsdorfer, seit 2014 in Ostheim an der Seitenlinie, bezeichnet sich selbst als „Trainer der alten Schule“. Vermutlich auch deshalb verzichten die Frauen auf eine Abwehrkette, setzten lieber auf die Libero-Variante. Angesichts der neuen Torfrauen Verena Slawik und Lisa-Maria Wenzlick will Stühler der Defensive damit ein wenig mehr Sicherheit verleihen.
Die erfolgreiche letzte Saison brachte den Damen auch eine vergrößerte Zuschauerkulisse. Und die besteht bei weitem nicht nur aus Familie und Freundeskreis. Auch Zuschauer aus Ostheim selbst fanden sich bei den Heimspielen ein, feuerten an, freuten sich und feierten schließlich mit der Mannschaft – auch wenn die Kickerinnen immer noch auch mal belächelt werden.
„Wir sind bestimmt keine Exoten, aber ganz sicher etwas Besonderes“, zeigen sich Verena Kuhn und Eva Angermeier stellvertretend für ihre Teamkolleginnen dennoch selbstbewusst. Immerhin sind sie zusammen mit den Damen des TSV Westheim, TSV Limbach, des SC Prölsdorf und neuerdings auch des SV Gemeinfeld die einzigen Frauenfußballerinnen im Landkreis Haßberge.
Wer den Frauenfußball in Ostheim aber nur als „Spaßveranstaltung“ einstuft, irrt. Sowohl die Spielerinnen als auch ihr Trainer sind hochmotiviert. Coach Stühler hat klare Vorstellungen – auf und neben dem Platz.
Um das gesteckte Ziel zu erreichen, werden auch unbequeme Maßnahmen ergriffen. So gibt es in der kommenden Saison erstmals in der 20-jährigen Geschichte des Ostheimer Frauenfußballs einen Strafenkatalog. Darunter findet sich auch ein Obulus für einen falschen Einwurf... In erster Linie soll damit aber die Disziplin gestärkt werden. Wobei Stühler innerhalb der Mannschaft weniger Probleme ausgemacht hat, als dies in vielen Männermannschaften – der Eichelsdorfer war auch schon im Herren- und Jugendbereich als Trainer aktiv – der Fall ist. „Wenn es mal interne Probleme gibt, dann regeln die Mädels das meistens selbst,“ hat der 43-Jährige einen „Zickenkrieg“ noch nicht erlebt.
Gelbe Karten und Platzverweise stehen natürlich auch im Katalog. Grundsätzlich sind die Damen aber um einiges ruhiger – vor allem gegen die Schiedsrichter. „Und auch ehrlicher“, bricht Stühler eine Lanze für seinen rund 20 Frauen umfassenden Kader.
Das Leistungsvermögen der Konkurrenz in der kommenden Saison ist indes nur schwer einzuschätzen. Vizemeister Albertshausen profitierte zwar vom Aufstiegsverzicht der Ostheimerinnen und kickt in der Bezirksoberliga, aber die Absteiger Langendorf und Prosselsheim sowie Auftaktgegner TG 48 Schweinfurt und auch die Spfr. Herbstadt werden zusammen mit Ostheim die größten Chancen auf den Titel eingeräumt.
Seit Anfang August bereiten sich die Kickerinnen nun schon mit zwei Übungseinheiten pro Woche auf die kommende Saison vor. Und sollte sich die Mannschaft mit ihren vielen jungen Spielerinnen als stabil genug zeigen und erneut nach dem Titel greifen, könnte diesmal am Ende durchaus der Aufstieg stehen. Und dann dürfen sich die Dörfer rund um Hofheim wie schon in diesem Jahr erneut auf einen ausgedehnten Autokorso freuen.