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„Haßfurt wird die Entscheidung um den Gesamtsieg bringen“
redsp
 |  aktualisiert: 11.05.2015 15:26 Uhr

Haßfurt Am Wochenende macht die Bayern-Rundfahrt Station in Haßfurt. Beim traditionellen Radrennen werden auch in dieser Saison wieder einige große Namen der Szene vertreten sein. Wir haben uns im Vorfeld mit Rundfahrtchef Ewald Strohmeier unterhalten.

Frage: Herr Strohmeier, wie kommt es, dass die Bayern-Rundfahrt dieses Jahr ausschließlich durch die nördlichen Landesteile führt?

Ewald Strohmeier: Zum einen endet die Rundfahrt ja auch in diesem Jahr wieder in Nürnberg. Und zum anderen findet im Juni der G7-Gipfel auf Schloss Elmau statt, wodurch die Polizei in Süd-Bayern stärker belastet wird. Daraus erklärt sich die Nordlastigkeit. Aber wir freuen uns sehr, dass wir wieder einmal in Ober- und Unterfranken sind.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Abstechern in die fränkischen Regionen?

Strohmeier: In Unterfranken hatten wir mal ein Einzelzeitfahren in Bad Neustadt und einmal sind wir in Lohr am Main gestartet. Unsere Erfahrungen sind gut, keine Frage. Franken ist radsportbegeistert.

Warum steuert die Bayern-Rundfahrt eigentlich vorzugsweise die kleineren Orte an?

Strohmeier: Zum einen haben wir nicht so viele größere Städte in Bayern, als dass wir uns darauf konzentrieren könnten. Außerdem haben größere Städte oftmals nicht die nötige finanzielle Ausstattung. Augsburg ist dafür ein Beispiel. Bei den kleineren Städten ist zudem die Begeisterung riesengroß. In diesem Jahr etwa ziehen die Etappenorte Waldsassen, Selb, Ebern und Haßfurt richtig groß was auf.

Was kostet es, Etappenort zu sein?

Strohmeier: Mit 20 000 bis 40 000 Euro muss man rechnen. Aber die Etappenorte haben ihre Sponsoren, die mithelfen, das zu stemmen.

Sie hatten Haßfurt erwähnt, wo in diesem Jahr ein Einzelzeitfahren stattfinden wird. Was erwarten Sie sich davon?

Strohmeier: Die Strecke ist relativ flach, die Berge sind weiter weg von Haßfurt. Die Straßen sind okay und zu viele Winkel gibt es auch nicht. Es sind natürlich schon einige Kurven dabei, aber letztendlich wird Haßfurt schon die Entscheidung im Kampf um den Gesamtsieg bringen.

Wer sind Ihre Favoriten?

Strohmeier: Wenn ich sage, einer ist Favorit, dann hat der Pech gehabt, denn ich habe bis jetzt immer danebengelegen. Ich meine, für den Gesamtsieg wäre Jan Barta vom deutschen Team Bora ein Kandidat, aber da gibt es auch den Spanier Igor Anton, der hat erst kürzlich die Asturien-Rundfahrt gewonnen. Die Frage ist halt, wie die Fahrer über die Berge kommen. Wir haben zwar keine riesigen Anstiege, aber gerade die dritte Etappe von Selb nach Ebern hat um die 3 500 Höhenmeter.

Parallel laufen der Giro d?Italia, das zweitgrößte Radrennen der Welt, und die Kalifornien-Rundfahrt. Sind Sie mit ihrer Teilnehmerliste zufrieden?

Strohmeier: Wir haben den besten Sprinter der Welt am Start, John Degenkolb. Da sind wir schon sehr zufrieden, das ist klar. Oder auch den Franzosen Nacer Bouhanni und den Iren Sam Benett, der die letzte Etappe in Nürnberg 2014 gewonnen hat. Ich glaube, wir kriegen wieder ein richtiges Sprinter-Festival.

Wie wichtig ist es, dass Degenkolb, der in diesem Jahr die großen Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix gewonnen hat, seinen Start zugesagt hat?

Strohmeier: Degenkolb ist sehr, sehr wichtig, weil da die Medien natürlich darauf anspringen. Langsam kommen ARD und ZDF wieder. Wir haben dieses Jahr deutlich mehr Medien-Zuspruch als vorheriges Jahr.

Die zahlreichen Dopingskandale haben speziell dem deutschen Radsport in den vergangenen Jahren sehr geschadet. Ist das Thema für die Bayern-Rundfahrt noch eine Belastung?

Strohmeier: Eigentlich nicht mehr. Man erkennt mittlerweile an, dass der Radsport ein Vorreiter in Sachen Dopingbekämpfung ist. Und die Leute haben gesehen, dass andere Sportarten auch nicht heilig und trotzdem groß in den Medien sind. Aber, und das muss ich auch sagen, diese gehen leider nicht so strikt gegen Doping vor, wie der Radsport.

Im Bayerischen Fernsehen bekommt man nicht viel mit vom einzigen deutschen Mehretappenrennen. Warum eigentlich?

Strohmeier: Da ist es leider nicht besser geworden, das ist wirklich ein großes Manko. Die ARD hat es kapiert, aber der BR wohl noch nicht. Der ist sehr fußball- und wintersportlastig. Auch der neue Sportchef ist nicht unbedingt ein Radsportfan. Das ist natürlich schade für uns.

Was wünschen sie sich für die 36. Austragung der Bayern-Rundfahrt?

Strohmeier: Dass sie unfallfrei über die Bühne geht und schönes Wetter.

Etappenplan

12. Mai: Offizielle Teampräsentation in Regensburg

13. Mai, 1. Etappe: Regensburg – Waldsassen, 221,3 Kilometer

14. Mai, 2. Etappe: Waldsassen – Selb, 179,5 Kilometer

15. Mai, 3. Etappe: Selb – Ebern, 205,9 Kilometer

16. Mai, 4. Etappe: Haßfurt – Haßfurt, 26,1 Kilometer, Einzelzeitfahren

17. Mai, 5. Etappe: Haßfurt – Nürnberg, 197,8 Kilometer

Zur Person

Ewald Strohmeier steht seit der ersten Austragung an der Spitze der Bayern-Rundfahrt. Der 65-Jährige aus Wartenberg bei München war in seiner Jugend selbst aktiver Radrennfahrer, stellte aber schon mit knapp 20 Jahren sein erstes Rennen auf die Beine. Strohmeier bewies danach sein Talent als Organisator von Radsport-Events. 1980 erblickte die Bayern-Rundfahrt das Licht der Welt, wurde anfangs aber noch als Südbayern-Rundfahrt und als Veranstaltung für Senioren ab 35 Jahren ausgetragen, seit 1989 ist es ein Profirennen. Der zweifache Familienvater – Tochter Veronica und Sohn Florian sind beide ebenfalls im Team der Bayern-Rundfahrt aktiv – entwickelte das Rennen zu einem international anerkannten Wettbewerb, der alljährlich auch die Stars der Szene anlockt. Strohmeier kann auf mittlerweile 35 Austragungen seines Rennens zurückblicken.

 
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