
Gut ein Jahr ist es her, dass Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt die Schnüdel-Akademie ins Leben gerufen hat. Durch das neue Nachwuchs-Konzept sollte unter anderem die Abmeldung der U-23-Mannschaft überwunden und dafür gesorgt werden, dass die jungen Spieler früher eine Chance bei den Profis bekommen. Christian Brauner, U-15-Trainer und neuer Leiter des Schweinfurter Nachwuchsleistungszentrums, zieht kurz vor der zweiten Saison Bilanz.
Frage: Herr Brauner, Anfang Juli des vergangenen Jahres wurde die Schnüdel-Akademie der Öffentlichkeit präsentiert. Was hat sie dem Jugendbereich gebracht?
Christian Brauner: Grundsätzlich hat sich die Durchlässigkeit in Richtung Profi-Bereich verbessert. Ziel ist nach wie vor, möglichst viele unserer Jugendspieler im Trikot der ersten Mannschaft auf dem Rasen zu sehen. Zwei bis drei sollen es pro Jahrgang schaffen. Derzeit sind Jan Reichert und Nicolas Pfarr fester Bestandteil des Teams, zudem trainieren drei A-Jugendliche regelmäßig mit. Das Ganze hat früher nicht immer so gut geklappt. Der letzte Jugendspieler, der über Jahre hinweg Teil der Ersten war und ist, ist Kevin Fery.
Bei den Würzburger Kickers, die auch vermehrt auf die Jugend setzen wollen, gibt es mit dem TSV Aubstadt einen Kooperationspartner. FC-05-Sportleiter Björn Schlicke hat durchblicken lassen, dass mit anderen Vereinen bezüglich einer Partnerschaft verhandelt wird. Wie ist der Stand der Dinge?
Brauner: Die Gedanken sind da, das stimmt. Björn Schlicke befindet sich in Gesprächen, ganz konkret ist allerdings noch nichts. Das Ziel muss sein, die Spieler im Sichtfeld zu behalten, wenn sie aus der U 19 herauskommen, um sie später zurückholen zu können. Leihgeschäfte könnten da eine Option sein.
Eine eigene U 23 gibt es ja nicht mehr. Die Abmeldung hat im vergangenen Sommer für mächtig Wirbel gesorgt. Ist es ruhiger geworden?
Brauner: Die Aufregung hat sich noch nicht ganz gelegt. Es ist natürlich keiner zufrieden, wenn nach der A-Jugend zehn, elf Spieler den Verein verlassen müssen. Ich bin mir allerdings sicher, dass diese Jungs bei anderen Vereinen unterkommen, weil sie eine gute Ausbildung bekommen haben.
Stärkt der FC 05 damit unabsichtlich die Konkurrenz?
Brauner: Laut Präsident Markus Wolf wollen wir in die Dritte Liga. Für die brauchen wir starke Spieler. Wenn die zunächst durch das Raster fallen, heißt das nicht, dass wir sie nicht wieder nehmen. Natürlich müssen Einsatz und Leistung passen. Wir können es einfach nicht verhindern, dass andere Klubs ein Auge auf unsere Spieler werfen. Möglichst viele von ihnen möchten wir allerdings im Verein behalten.
Im Jugendbereich gab es zuletzt wieder Änderungen. Sie sind jetzt nicht mehr nur Trainer der U 15, sondern auch Leiter des Leistungszentrums. Wie kam es dazu?
Brauner: Trainer suchen auch nach neuen Herausforderung. Der vorherige NLZ-Leiter Norbert Feidel ist nun Trainer beim VfL Volkach. Als mir der Posten vom Bayerischen Fußball-Verband, der für die Vergabe zuständig ist, angeboten wurde, musste ich nicht lange überlegen. Stefan Braungardt, der eigentlich auch noch Trainer sein sollte, ist nun als Koordinator für die U 16 bis U 19 zuständig. Er macht das, was ich für die U 11 bis zur U 15 mache, für die älteren Jahrgänge.
Wie viele Stunden in der Woche beschäftigen Sie sich denn mit dem FC 05?
Brauner: Das ist schwer zu sagen. Vorbereitung, Nachbereitung, das Training, die Spiele - bei mir läuft viel am Computer. Zudem führe ich Gespräche mit den Trainern, den Assistenten und Betreuen der Teams, die in meinen Aufgabenbereich fallen. Das kostet viel Zeit.
Haben Sie schon Änderungen im NLZ eingeführt?
Brauner: Ich arbeite gerade mit Björn Schlicke an einem Roten Faden für den Jugendbereich. Da soll beispielsweise festgesetzt werden, dass, sagen wir, der Rechtsverteidiger stets hoch stehen soll. Auf die Vorgabe eines festen Spielsystems wollen wir allerdings verzichten. Wenn es im Team drei gute Innenverteidiger gibt, kann der Coach gerne auf Dreierkette umstellen. Gibt es nur zwei, kommt die Viererkette zum Einsatz. Zudem haben wir nun, wie die erste Mannschaft, den Ausrüster gewechselt. Somit gibt's ein einheitliches Auftreten.
Auftreten - gutes Stichwort. Was wird von den Teams ab der C-Jugend in sportlicher Hinsicht erwartet? Die Saison beginnt ja am Wochenende.
Brauner: Die U 19 strebt nach ihrem Klassenerhalt in der Bayernliga einen Platz im vorderen Mittelfeld an. Bei der U 17 und der U 16 lautet das Ziel Klassenerhalt. Die U 16 hat eine ganz schwere Aufgabe, weil die Spieler in der U-17-Landesliga gegen Ältere antreten müssen. Wenn meine U 15 nach Platz vier im Vorjahr im vorderen Mittelfeld landet, wäre ich zufrieden. Die Spitzenteams sind deutlich stärker. So ist das halt mal, wenn man den Weg mit den eigenen Spielern geht und es auf dem Weg durch die Jugend nicht ganz so viele Wechsel gibt.
