Bei so einem Wetter würde sich ein Dachs eher nicht vor den Bau trauen: Ein wenig Enthusiasmus war am Samstag schon gefragt, beim regenreichen, nebligen "Panorama-Baumwipfel-Lauf" rund um Oberschwarzach, Handthal und Ebrach. Vor einigen Jahren war der noch bekannt als "Wiebelsberger Dachs-Lauf" - benannt nach dem Wein. Die abwechslungsreiche Landschaft hat gerade jetzt, im Herbst, etwas Wildromantisches, die Stimmung war laut den Veranstaltern gut. "Der Wind kommt heute von achtern", kommentierte Dieter Schilling die steife Brise im Tal, der auf dem Sportplatz der DJK Oberschwarzach die Moderation übernahm.
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Der von der Waterkant stammende Vereinsvorsitzende ist "Schietwetter" gewohnt. Insgesamt 545 Laufbegeisterte fanden sich zwischen den Weinbergen und Ausläufern des Steigerwalds ein - mit dem 21 Kilometer-Halbmarathon als Hauptlauf. "Mehr als sonst", freute sich Schilling, dessen Tochter Jule tapfer auf der berühmten Aussichtsplattform ausharrte.
Maskenpflicht auf dem Gelände
Coronabedingt sind Laufveranstaltungen in diesem Jahr rar. Entsprechend groß war der "Run" auf die Holzstege und Pfade über oder unter den Baumwipfeln. "Es ist eine wirklich schöne Strecke", fand Peter Steiner, treuer Laufbotschafter aus Baden-Württemberg. Gleich, ob Eichhörnchen-Bambini, Youngster, Herrenberg-Genuss- oder Hörnlein-Erlebnisläufer, jede Altersgruppe kam auf ihre Kosten. Infektionsrisiko? "Beim Fußball ist es gefährlicher", fand Steiner als Senior des VfB Gutenzell.
Tatsächlich herrschte Maskenpflicht auf dem Gelände, die beim Baumwipfel-Lauf Nummer drei diszipliniert eingehalten wurde: bis zum Start, wo die Hüllen rund um Mund und Nase fallen durften. Auch in den Duschen und Umkleiden gab es ein strenges Hygienekonzept. Die Österreicher pausierten in diesem Jahr, die Luxemburger und Liechtensteiner nicht. Die Pacemaker liefen wieder als mobile Zeitanzeige vorneweg, mit entsprechendem Banner auf dem Rücken. Wer einfach nur mal frische Luft tanken wollte, in fränkischer Natur, war ebenfalls richtig.
Einer der Läufer setzte auf eine spezielle Vorbereitung
Vor lauter Regen und Mundschutz musste der Reporter allerdings aufpassen, sich zwischendurch nicht zu verhören. Sebastian Apfelbacher, Vorjahressieger beim Halbmarathon, kam nicht etwa aus dem "Kältehaus", sondern seinem heimischen "Kelterhaus". Der 41-jährige Dettelbacher ist leidenschaftlicher Winzer und gerade schwer mit der Weinernte beschäftigt, wo ihm das Wetter ebenfalls zu schaffen macht - wenn auch mehr der Frost im Frühjahr und die Dürre der vergangenen Wochen.
Dem Läufer der TG Kitzingen war von vorneherein klar, dass mit René Amtmann (vom TSV Thüngersheim) sowie Philipp Zabel (RC am Schwanberg) zwei starke Mitbewerber am Start waren: "Ich habe Philipp Zabel schon vor zwei Monaten getroffen. Er hat sich speziell für Oberschwarzach vorbereitet - mit den steilen Passagen, aber auch Abschnitten, wo man schnell laufen kann." Apfelbacher landete tatsächlich auf Rang sechs und musste Zabel und Amtmann die Spitzenplätze überlassen. Am Ende einer fordernden Weinsaison 2020 darf sich der Önologe hoffentlich mit einem guten Schoppen trösten: "Wir hatten früher selber mal Weinberge bei Handthal."
Tatsächlich ging es dort nicht nur ums Schwitzen auf schlammigen Wegen, sondern auch um den Ruhm des Rebensafts. Oberschwarzachs Weinprinzessin Franziska Baumann gab sich persönlich die Ehre. Mit Corinna Barthelme nahm ihre Frankenwinheimer Amtskollegin teil und wurde Beste der Frauen.
Fürs nächste Jahr ist ein regulärer Wettlauf der gekrönten Häupter Frankens geplant. Dann gibt es noch die Genussläufer wie Thorsten Wozniak, seines Zeichens Bürgermeister von Gerolzhofen. "Nach dem Lockdown ging's heuer super", sagte der Halbmarathonläufer: "Es macht schon wieder Spaß." Am Ende hatte der laufstarke Rathauschef die selbst gesetzte 1:50er-Marke geknackt und landete auf Platz 47 unter immerhin 204 Teilnehmern, den aufgeweichten Pfaden zum Trotz. Philipp Zabel schaffte es in einer Stunde und zwanzig Minuten aufs Siegertreppchen, größere Unfälle gab's keine.