Und clack. Wurf, Flug, Schwung, Schläger trifft Ball. Und clack. Manchmal kann man Sportarten durch ein ganz bestimmtes Geräusch definieren. Im Basketball das Quietschen der Sportschuhe auf dem Hallenparkett. Beim Fußball das Geräusch, wenn der Spieler mit dem Fuß den Ball trifft. Beim Baseball ist es das Geräusch, wenn der Ball den Schläger trifft. Clack, unverkennbar. Süchtig machend, wenn man den Sport mag.
Neue Heimat
Dienstagabend im März, das Flutlicht ist an am Schweinfurter Kesslerfield, es macht leidlich hell. Das Baseball-Spielfeld lag brach, nachdem die amerikanische Armee die Stadt vor drei Jahren verlassen hatte. Doch nun haben nicht nur die Häuser in Yorktown Village gleich um die Ecke reißenden Absatz bei der Bevölkerung gefunden, sondern die DJK Schweinfurt Giants, eines von nur zwei unterfränkischen Baseball-Teams, freuen sich über eine dauerhafte Heimstatt, die ihnen die Stadt Schweinfurt ermöglicht.
Vor drei Jahren gab es die Giants auch schon, doch damals spielten sie noch auf einem Trainingsplatz der DJK neben der Wern, mussten sich ihr Baseballfeld vor einem Spiel immer erst selbst bauen, Bases aufstellen und ein Netz hinter der Home Plate spannen. Jetzt sieht das Ganze doch vielmehr nach jener liebenswerten Sportart aus, die Millionen Amerikaner begeistert, dem durchschnittlichen Deutschen aber immer noch Kopfschmerzen bereitet.
Ur-amerikanikscher Sport
Wer Amerika verstehen möchte, wer begreifen will, wie dieses Land in seinem Innersten tickt, der kommt an Baseball nicht vorbei. Für actionfixierte Sportfans ist das nichts, dieses manchmal stundenlange, quälende Duell zwischen Pitcher auf dem Wurfhügel und Batter an der Home Base. Für Generationen junger Amerikaner war und ist es aber das Höchste, als Kind mit dem Vater zum Baseball zu gehen. Völlig egal, ob zu den New York Yankees, dem mit 27 Titeln in der über 100-jährigen Geschichte der amerikanischen Profiliga erfolgreichsten und mit über zwei Milliarden Euro Firmenwert wertvollsten Sportteam der Welt, oder zu den Chicago White Sox, die Giants-Trainer Damien Greenwell bewundert.
Schon als Kind spielte der 41 Jahre alte Fachinformatiker Baseball, ein Cousin seines Vaters war Profi bei den Boston Red Sox, einem der bekanntesten Teams der USA. Greenwell spielte auch viele Jahre Football, unter anderem sogar in der German Football League. Doch seine große Liebe ist Baseball, weswegen er auch mächtig stolz darauf ist, dass er seinen 16 Jahre alten Sohn Kilian seit zwei Jahren zum Team zählen kann.
Greenwell und Mathias Cararo trainieren die Mannschaft und spielen auch selbst. Und sie haben große Pläne, nachdem man nun in der Landesliga an den Start geht, was man nach der Meisterschaft 2015 wegen des fehlenden richtigen Baseball-Spielfelds noch nicht konnte. „Ich gebe Brief und Siegel, wir steigen auf“, ist Damien Greenwell überzeugt, die am 23. April mit einem Auswärtsspiel in Bayreuth beginnende neue Saison am Ende erfolgreich zu bewältigen.
Großer Zulauf
Die Voraussetzungen sind top. Mittlerweile haben die beiden Coaches 37 Spieler in ihrem Team, werden sogar zwei Mannschaften melden und wollen auch einen Jugendbereich aufbauen. „Jugend ist wichtig, das ist unsere Zukunft“, betont Greenwell, der auch den Zuschauern bei den Heimspielen ein spannendes Rundumpaket verspricht mit Verköstigung, Regelkunde und natürlich Spaß am Spiel. Ein Erfolgsgeheimnis ist der Zusammenhalt, wie Mathias Cararo erzählt. An diesem Trainingsabend sind gut 20 Mann in grünen Trikots mit für Fußballfans rätselhaft anmutendem Schnitt da, werfen sich einen mit Kork gefüllten Lederball zu, den sie mit einem übergroßen Handschuh auffangen. Es wird gescherzt, geneckt, gelacht – auf Englisch, auf Deutsch, auf Denglisch. Die aus Einheimischen sowie Amerikanern bestehende Mannschaft atmet den Geist dieser uramerikanischen Sportart, auch einige etablierte DJK-Basketballer wie Jan Seume oder Marcel Rink sind nach wie vor dabei. „Wir sind eine große Familie geworden“, freut sich Cararo.
Der 43-Jährige arbeitet in Grafenrheinfeld bei einer IT-Firma, stammt aus Göttingen und war Basketballer. Doch mit 19 kam er zum Baseball und es packte ihn die Leidenschaft. Als Spieler ist er ein Glücksfall für die Giants, sein Schlagdurchschnitt ist mit .586 der zweitbeste des Teams nach dem ehemaligen Coach Aaron Bush (.647), der aus Zeitgründen nur noch als Spieler mit an Bord ist. Ein Schlag-Schnitt von .586 bedeutet, dass Cararo in 58,6 Prozent der Fälle, wo er zum Schlagen dran ist, den vom gegnerischen Pitcher geworfenen Ball auch trifft und einen Hit erzielt.
Üben, üben, üben
Auch als Trainer ist Cararo die perfekte Besetzung im Duett mit Greenwell. Die beiden haben das Training professionalisiert, es wird Taktik geübt, es wird Schlagen und Werfen intensiv geschult, Spielsituationen simuliert und vor allem erklärt, erklärt, erklärt. Das kommt den Spielern der zweiten Mannschaft zu Gute, die sich in den Sport erst einfinden müssen genauso wie den jungen Talenten der ersten Mannschaft, die an ihrer Schlagtechnik feilen, um dauerhaft Hits zu landen.
„Baseball ist ein Talentsport“, sagt Damien Greenwell und meint damit, dass man zwar ein gewisses sportliches Talent brauche, aber grundsätzlich vor allem „Enthusiasmus und Ehrgeiz. Niemand wird als Baseballstar geboren, man muss üben, üben, üben.“ Also zurück ans Schlagmal. Der Pitcher wirft. Der Schlagmann schwingt den Schläger. Der Ball kommt geflogen. Und clack.