Ach, da gehst du also zum Federball?“, wurde ich vor meinem Badminton-Schnuppertraining bei der DJK Schweinfurt von einem Freund gefragt. Tja, wenn es nur so einfach wäre, zählt Badminton doch als schnellste Ballsportart weltweit. Der Geschwindigkeitsrekord beim Aufschlag stammt aus dem Jahr 2013 und wurde von Tan Boon Heong aus Malaysia mit sagenhaften 493 Stundenkilometern aufgestellt.
Doch zunächst wurden mir vom Trainer der DJK Schweinfurt, Ralf Friedrich, einige Grundlagen beigebracht. Einer der größten Fehler, den Laien machen, ist der sogenannte Bratpfannengriff. Mit der richtigen Schlägerhaltung ist man nicht nur flexibler, sondern schont durch den Unterarmschwung auch das Handgelenk. Nach einiger Unterweisung wurde ich denn auch in ein Doppelmatch mit einbezogen und ich stellte fest: das geht wirklich verdammt schnell. Während Friedrich den Rückraum deckte, stand ich eigentlich nur am Netz und sah die Bälle an mir vorbeifliegen. „Beim Badminton kommt es auf jeden Fall auf Schnelligkeit an, es ist ein Reaktionsspiel. Allerdings kommen noch Koordination, Ausdauer und Taktik dazu“, meinte mein Trainer mit einem Lächeln.
Und unterstreicht die körperlichen Anforderungen zudem durch Zahlen: „Es ist schon erstaunlich, wenn man betrachtet, dass bei einem hochklassigen Tennismatch die Spieler ungefähr acht Kilometer laufen, beim Badminton jedoch zwölf bis 14.“ Koordinativ muss die Laufarbeit parallel zur richtigen Schlagtechnik perfekt funktionieren. Das wird vor allem im Jugendbereich extra trainiert, wie der zweite Übungsleiter Matthias Dommaschk mit einem persönlichen Erlebnis illustriert: „Unser Jugendtrainer hat für die Laufübungen sogar eine Art eigenes Lied komponiert, also mehr einen Rhythmus. Das mag zwar für den Außenstehenden etwas komisch rüberkommen, aber für den Trainierenden ist es tatsächlich eine große Hilfe.“
Ursprünge in England
Vorgänger des immer noch sehr beliebten Hallensports gab es viele. In Europa entwickelte sich das Spiel unter den Namen Battledore and Shuttlecock oder Jeu de Volant Federballspiel zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung des höfischen Adels, wobei es hierbei darauf ankam, den Ball möglichst lange in der Luft zu halten. Ein Rekord ist aus dem Jahr 1830 urkundlich überliefert, der insgesamt 2117 Schläge für einen Ballwechsel zwischen Mitgliedern der Somerset-Familie zählte.
„Der Unterschied zum Federball ist, dass wir nicht versuchen, den Ball möglichst lange hin und her zu schlagen, sondern ihn so zu spielen, dass der Gegner ihn nicht mehr zurückschlagen kann“, meint Friedrich. Für zusätzliche Spannung und Geschwindigkeit sorgt die 2006 eingeführte Rally-Point-Methode. Das heißt, es werden zwei Gewinnsätze zu je 21 Punkten gespielt, in denen jeder Fehler als Punkt für den Gegner gewertet wird. Auch direkt beim Wechsel des Aufschlags.
Der Name Badminton stammt aus England, genauer gesagt aus der Grafschaft Gloucestershire vom Landsitz des Earl of Beaufort, genannt Badminton House. Dieser hatte 1872 das sogenannte Poona als britischer Kolonialoffizier aus Indien mitgebracht. Bereits 1893 wurde in England der erste Badmintonverband gegründet, seit 1899 fanden englische Meisterschaften statt. Das große Problem waren in dieser Zeit die geeigneten Spielstätten – oftmals wurden Partien sogar in Kirchen ausgetragen. In Deutschland brauchte es etwas länger. Den Durchbruch schaffte man erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 1953 entstanden in Westdeutschland, 1958 in der DDR Badminton-Verbände, 1967 die European Badminton Union.
Schon 1934 war die International Badminton Federation (IBF) gegründet worden. Mittlerweile wird Badminton in über 156 Nationen von ungefähr 14 Millionen Spielern aktiv betrieben. Und bei allen körperlichen Anstrengung ist es möglich, trotz schwerer vorhergehender Verletzungen oder fortschreitenden Alters den Sport weiter zu betreiben. „Ich komme ja auch vom Fußball. Da hatte ich einen Kreuzbandriss. Anschließend wurde mir vom Arzt gesagt, dass ich kein Squash spielen darf, Badminton aber schon. Das liegt daran, dass man hier wirklich koordinierte Bewegungen ohne gegnerischen Einfluss machen kann. Unser ältester Mitspieler ist inzwischen auch 74 Jahre alt“, sagt Friedrich.
Schweißtreibend ist das Spiel trotzdem allemal. Zwar ist eine Seite des Feldes im Einzel lediglich 5,18 Meter breit und 5,94 Meter lang bzw. im Doppel 6,10 Meter breit und 6,70 Meter lang. Was sich nach wenig anhört, ist allerdings durch die hohe Geschwindigkeit und das Maß an zu bewältigender Laufarbeit nicht mit ein bisschen Federball zu vergleichen.