Der Geräuschpegel war am Wochenende, wenn man sich der Enduro-Strecke an der „Schwarzen Pfütze“ bei Oerlenbach näherte, laut – sehr laut. Gummistiefel waren auf dem matschigen Gelände zudem ein äußerst nützliches und kostbares Gut. „Wir sind nicht die Beliebtesten“, lacht Manuel Schad vom MMC Schweinfurt. Als Gast hätte man sich trotzdem nirgends wohler fühlen können als beim vom MMC veranstalteten Enduro-Rennen namens „IGE 3 Stunden Enduro Schweinfurt“.
Anders als bei anderen Wettbewerben in Deutschland kann der MMC aber nicht auf benachbarte Grundstücke der Landwirte zurückgreifen. Wodurch die Veranstalter auf dem vergleichsweise kleinen Areal bei der Erstellung der Strecke besonders findig sein müssen. „Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht haben die Landwirte Angst, wir machen alles kaputt – oder sie bekommen dann keine Subvention mehr“, rätselt Schad. Vor zwei Jahren wurde die Strecke von der „Interessengemeinschaft Enduro“ trotzdem zur besten in Deutschland gewählt.
Schad siegt zwei Mal
Am Samstag und Sonntag gingen dann über 350 Fahrer – vom Kindes- bis zum Rentenalter – den Unebenheiten und Tücken der über sechs Kilometer langen Rennstrecke auf dem Grund.
Die schillerndste Figur im Teilnehmerfeld war aber einer mit Heimvorteil. Der Üchtelhäuser Schad, den man optisch eher beim Surfen verorten würde, räumte auf seiner BMW R 75/6 in den Klassen vier und fünf jeweils den ersten Podestplatz ab. Noch viel mehr als über seinen persönlichen Erfolg freut sich der 39-Jährige über die gelungene Veranstaltung. „Alles ist super gelaufen. Zum Glück hat es auch noch geregnet. Sonst hätten wir hier ein großes Desaster erlebt.“ So konnten die Starter auf einem „griffigen“ Untergrund bei besten Bedingungen schnelle Zeiten fahren. Vom Einsteiger bis zum Profi – für jeden war an der „Schwarzen Pfütze“ etwas dabei. Die meisten Teilnehmer, weit über 100, waren beim Jedermann-Lauf am Start.
„Es ist klasse, dass der Breitensport und die Jugend hier so gut vertreten ist“, findet Schad, bei dem in jedem Satz schier endlose Passion mitschwingt. Seit 20 Jahren hat der zweifache Familienvater sich dem Motorsport verschrieben. „Als ich mir damals mein erstes Enduro-Motorrad geholt habe, gab es erstmal Dresche von den Eltern“, erinnert er sich. In seiner Firma in Üchtelhausen baut er heute BMW-Maschinen für Rallyes und Fernreisen um, wenn er denn nicht selbst auf dem Bike sitzt. Dann kann es schon mal sein, dass Schad Wochenlang unterwegs ist. Im vergangenen Jahr fuhr er auf seiner Maschine zusammen mit einem Freund fünf Wochen lang von Üchtelhausen über Russland, durch die Mongolei bis nach China und wieder zurück. „Wir hatten da kein Service-Fahrzeug oder Ähnliches dabei. Wir waren komplett auf uns alleine gestellt“, sagt Schad mit funkelnden Augen: „Das war geil.“
Der Schrauber liebt es, unterwegs zu sein. Als Nächstes geht es nach Italien. Wenn Schad dann mit seiner Maschine einen Vulkan hochfährt, ist er eine Art Sensation: „Die lieben mich dort. Ich kann zwar kein Wort Italienisch. Aber ich komme dann immer ins Fernsehen, wenn ich dort bin.“
Aufmerksamkeit, die ihm in heimischen Gefilden etwas abgeht. „Wir stehen hier immer etwas als die bösen Buben da“, findet Schad. „Aber wir machen einen ganz normalen Sport, wie Leichtathletik oder Fußball. Nur dass bei uns halt Motoren mit dabei sind.“ Wer sich davon überzeugen möchte, sollte einfach mal bei der „Schwarzen Pfütze“ vorbeischauen. Viel Passion und Leidenschaft sind dort garantiert. Aber Ohrenstöpsel und Gummistiefel sollte man dennoch nicht vergessen.
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