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Coburger Potenzial ist erstligareif
70 bis 80 Stunden pro Woche arbeitet Wolfgang Heyder auch in seinem Coburger Büro, um die Handballer des HSC 2000 Coburg in die 1. Bundesliga zu bringen.
Foto: Ralph Bilek | 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeitet Wolfgang Heyder auch in seinem Coburger Büro, um die Handballer des HSC 2000 Coburg in die 1. Bundesliga zu bringen.
Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 16.11.2017 15:07 Uhr

Den Coburger Handball in die Erstklassigkeit führen – das hat sich Wolfgang Heyder vorgenommen. Der Sport-Manager, unter dem die Brose Baskets Bamberg mehrfach Deutscher Meister wurden, will in Coburg nun Ähnliches mit dem HSC 2000 erreichen.

HT: Herr Heyder, Sie sind – abgesehen von Ihren Kollegen im Fußball – zweifelsohne der bekannteste Manager im deutschen Profi-Sport. Wie kamen Sie zu diesem Beruf?

Wolfgang Heyder: Direkt nach meinem Lehramtsstudium bin ich nicht in den Schuldienst gegangen, sondern habe mich intensiv mit dem Thema Leistungssport als Trainer mit verschiedenen Auswahlmannschaften und über 20 Jahre in der 2. Basketball-Bundesliga auseinandergesetzt. Aus dieser Konstellation heraus wurde ich vom damaligen Hauptsponsor in Breitengüßbach, TSK Tröster, gefragt, ob ich das Management als Geschäftsführer des Bamberger Bundesligateams übernehmen kann und will. So habe ich Anfang 1999 diese Aufgabe in Bamberg übernommen, als der Verein kurz vor der Insolvenz stand.

HT: Nach den großen Erfolgen mit den Brose Baskets Bamberg: Was reizt Sie, nun für den Handball-Zweitligisten HSC Coburg zu arbeiten?

Heyder: Nach dem Ausscheiden in Bamberg gab es aus meiner Sicht aus dem Basketballbereich keine wirklich attraktiven Angebote, so dass ich das Risiko eingegangen bin, die Sportart zu wechseln, was schon an und für sich einen gewissen Reiz beinhaltet. Aber auch das Umfeld in Coburg hat durchaus Potenzial, den Standort in der 1. Handball-Bundesliga zu etablieren.

HT: Worin besteht der größte Unterschied zwischen der Arbeit für den Basketball und den Handball?

Heyder: Grundsätzlich stehe ich in Coburg zur Zeit da, wo ich in Bamberg vor zwölf Jahren den Umzug in die damalige neue Arena vollzogen habe. Was Struktur und Marketingthemen betrifft, gibt es sicherlich aus meiner Sicht einen Werkzeugkasten, mit dem Module in allen Mannschaftssportarten umzusetzen sind. Wenn Sie nach dem Unterschied in den beiden Sportarten fragen, dann sind folgende Punkte auffällig: Handball sehr deutsch, europäisch – Basketball international, multikulturell. Handball ist eine extrem athletische Sportart, Basketball sehr koordinativ und schnellkräftig. Das Klientel im Handball ist viel jünger, Handball lebt auch stark von der Tradition. Handball hat eine erheblich höhere Kommunikationsdichte. Immerhin gibt es 800 000 Verbandsmitglieder, im Basketball sind es nur 200 000. Im Handball hat die Nationalmannschaft einen riesigen Stellenwert, da muss Basketball noch nachziehen.

HT: In Bamberg hat es etwa 15 Jahre gedauert, um die Basketballer an die deutsche Spitze zu bringen. Wieviel Zeit geben Sie sich für den HSC Coburg?

Heyder: Das ist so nicht ganz richtig. Nach meinem Einstieg 1999 waren wir bereits 2003 und 2004 Deutscher Vizemeister und haben 2005 die erste Deutsche Meisterschaft gewonnen. Aber Spaß beiseite. Wo der Weg in Coburg hingeht, ist heute sicherlich noch nicht absehbar. Ich glaube an das Potenzial des Standorts. Es muss jedoch gelingen, die gesamte Region, viele Unternehmen zu aktivieren. Und ich glaube, man wird auch das ein oder andere glückliche Zusammentreffen schaffen müssen, wie es in Bamberg mit Sabine Günther und später mit Michael Stoschek passiert ist.

HT: Wie viele Stunden pro Tag sind Sie für den HSC am Schreibtisch?

Heyder: Sicherlich habe ich jetzt bereits eine 70- bis 80-Stunden-Woche mit dem HSC, da ja auch die Wochenenden nie auszuschließen sind.

HT: Haben sich mit Kollegen aus anderen Vereine oder sogar anderen Sportarten so etwas wie Freundschaften entwickelt?

Heyder: Natürlich haben sich in den letzten über 30 Jahren sehr viele persönliche Freundschaften entwickelt. Gerade auch im sportlichen Bereich. Auch zu etlichen Journalisten, wobei, und das finde ich auch manchmal bedauerlich, das hoch intensive Arbeitsumfeld Leistungssport zu wenig Platz für die Pflege solcher Kontakte lässt.

HT: Wie viele Namen und Handynummern von Sportlern umfasst Ihre persönliche Datenbank?

Heyder: Sehr viele …. !!!

HT: Wie schwierig ist es, die Strukturen in Coburg auf (noch) professionellere Füße zu stellen?

Heyder: Was die Situation in Coburg schwierig, in etlichen Bereichen kompliziert, macht, ist die Tatsache, dass der Verein in den letzten 15 Jahren durch viele Irrungen und Wirrungen in ehrenamtlicher Struktur immerhin auf Zweitliganiveau gebracht wurde, trotzdem ist man in fast jedem Bereich von der nötigen Professionalität ein gutes Stück entfernt. Dies zu kommunizieren und dabei alle Beteiligten mitzunehmen und auf diesem Weg nicht zu verlieren, ist eine wirklich große Herausforderung.

HT: Was sind die Vorzüge im Beruf eines Sportmanagers?

Heyder: Mich hat an dem Beruf des Sportmanagers immer sehr gereizt, dass es nie langweilig wird, dass täglich neue Herausforderungen entstehen. Es bleibt also immer spannend, zudem ist der Job sehr vielseitig. Wirtschaftliche Themen, Vermarktung, Markenbildung, Jugendarbeit, mediale Positionierung und der Leistungssport sind ein ganzheitliches Anforderungsprofil.

HT: Könnten Sie sich vorstellen, doch einmal in den Fußballbereich einzusteigen?

Heyder: In meinem „betagten“ Alter ist das eher unwahrscheinlich, aber ausschließen würde ich das sicher nicht. Und wenn es eine reale Chance gäbe würde ich sie auch nutzen…. !

Wolfgang Heyder

• geboren am 26. Oktober 1956 in Schweinfurt • langjähriger Geschäftsführer der professionellen Spielbetriebsgesellschaft Franken 1st des Basketball-Bundesligisten Brose Baskets Bamberg mit sechs Meisterschaften und drei Pokalsiegen. • Als Basketballtrainer beim FC Baunach, DJK Falke Nürnberg und TSV Tröster Breitengüßbach (jeweils 2. Liga) sowie bei diversen Nachwuchsmannschaften aktiv. 2002 gewann er mit dem TSV Breitengüßbach die Deutsche Meisterschaft der U20-Junioren. • 2002 als Deutscher Basketball-Jugendtrainer des Jahres ausgezeichnet. • 2011 Träger der Fränkischen Verdienstmedaille.

 
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