Als in der Nacht auf Montag im Halbfinale der National Football League der amtierende Meister Seattle Seahawks die Green Bay Packers mit 28:22 nach Verlängerung besiegte und wieder ins Finale einzog, da feierte man nicht nur an der Westküste Amerikas. Auch in Schweinfurt brannte noch spät Licht und lief der Fernseher – unter anderem bei der Familie Baumeister in der Sattlerstraße.
Der 84 Jahre alte Erich Baumeister ist nicht nur begeisterter Sport-Fan, er ist auch der Onkel 2. Grades des General Managers der Seahawks, der „Seeadler“ aus dem Bundesstaat Washington, John Schneider. Der ist mit 43 Jahren der drittjüngste Manager der NFL-Geschichte und baute gemeinsam mit Trainer Pete Carroll ein junges, hungriges Team, das völlig überraschend im vergangenen Jahr zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der NFL den Titel holte und sich derzeit anschickt, den Erfolg zu wiederholen.
Erich Baumeister ist zwar nicht unbedingt Football-Fan, sein Metier ist eher der alpine Skisport. Aber durch den seit Jahrzehnten engen Kontakt mit der amerikanischen Verwandtschaft mit Briefen, Besuchen und Fotos ist er natürlich über den Lebensweg seines Neffens informiert. Erst kürzlich schickte die Frau seines Cousins William Schneider, Sandy, einen begeisterten Bericht, wie es beim Super-Bowl gewesen war und was sie erlebt hatten.
Erich Baumeisters Onkel Karl Schneider stammt aus Weichtungen bei Maßbach und lernte Anfang des 20. Jahrhunderts in Schweinfurt bei der Firma Joachim Maschinenbauer. Dann bekam er die Chance, in den 1920er Jahren in die USA auszuwandern und ging nach Wisconsin, wo viele Deutsche auch heute noch leben. Er arbeitete als Ingenieur bei einer Firma, die Raupen und Bagger konstruierte. Karl Schneider hatte mehrere Kinder, sein ältester Sohn ist William, dessen Sohn John wiederum zwar aufgrund mehrerer Verletzung keine lange Karriere als aktiver Spieler hatte, dafür aber schon sehr früh als Mann hinter den Kulissen in der NFL arbeitete. Unter anderem war er lang Scout für die Green Bay Packers, arbeitete vor seinem Engagement in Seattle für die Washington Redskins. Schneider kam 2010 zu den Seahawks, nur eine Woche, nachdem Trainer Pete Carroll seinen Vertrag unterschrieben hatte. Beide arbeiteten seither daran, das vorher lange erfolglose Team wieder play-off-fähig zu machen, was mit einem radikalen Kurswechsel und vielen jungen Spielern gelang.
Da Schneiders Team wieder im Finale steht, gibt es auch bei den Baumeisters wieder eine lange Nacht. Am Sonntag, 1. Februar, überträgt Sat 1 wieder das Finale, die Seahawks spielen gegen die New England Patriots, bei denen der Deutsche Sebastian Vollmer nach dem Titel greifen will. Die Patriots hatten auf dem Weg zu ihrer achten Super-Bowl-Teilnahme die Indianapolis Colts regelrecht demontiert und mit 45:7 gegen die Colts gewonnen, die kurzfristig auf den Einsatz des ebenfalls aus Deutschland stammenden Linebackers Björn Werner verzichtet hatten.
