Er geht am Ende der Saison weg. Er ist nicht mehr Kapitän. Und er ist deswegen auch ein bisschen angesäuert. Und trotzdem: Wer Florian Hetzel kennt, der weiß, dass der Innenverteidiger alles geben wird in den verbleibenden sieben Partien, um mit dem FC 05 Schweinfurt die Klasse zu halten. „Das ist das wichtigste Spiel der Saison bisher, da müssen wir gewinnen“, lautet seine unmissverständliche Aussage für das Spiel am Gründonnerstag (19.30 Uhr, Willy-Sachs-Stadion) gegen den TSV Rain/Lech, das abgeschlagene Schlusslicht der Fußball-Regionalliga Bayern.
„Ein Endspiel, der Druck ist immens auf die Mannschaft“, sagt auch Trainer Gerd Klaus. Und erwartet einen Gegner, der mit seiner Elf nicht das macht, was sein Rezept in München war. Will heißen: Klaus rechnet mit relativ offensiven Rainern, ähnlich wie bei deren 2:0-Sieg in Bamberg vorletzte Woche. „Die können befreit aufspielen. Wir dürfen kein Tor zulassen, dann können wir ihnen den Spaß schnell nehmen.“ Druckvoll, mit zwei Spitzen (Jäckel/Heyer), soll das 05-Spiel aussehen. Neben Tom Jäckel rücken zudem ein paar andere in München geschonte Spieler in die Startformation. Ganz sicher Daniel Mache und Michael Krämer, vielleicht auch Steffen Krautschneider. Dafür dürfte Djelaludin Sharityar trotz seiner tollen Vorstellung auf der Sechs rausfallen, denn sein Länderspiel-Engagement für die afghanische Nationalmannschaft nur einen Tag nach dem Bayern-Spiel war doch etwas kraftraubend. Youngster Kevin Fery, der an seiner Seite ebenfalls unermüdlich gerackert hatte, wird dagegen für seine Leistung belohnt werden.
Seine Leistung konstant ruft seit vielen Jahren Florian Hetzel ab. Der 25-Jährige ist eigentlich aus der Innenverteidigung gar nicht weg zu denken. Nächste Saison wird er dennoch fehlen. Denn er hat sich aus familiären Gründen entschlossen, künftig kürzer zu treten. In einer Gochsheimer Spedition muss er oft Schicht arbeiten und schon um vier Uhr früh raus. Dazu Frau und zwei Kinder – nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. „Als ich meiner Familie meinen Entschluss mitgeteilt habe, standen mir Tränen in den Augen. Fußball ist mein Leben. Aber lieber versäume ich mit 25 etwas im Fußball, als dass ich mit 35 sagen muss, dass ich Zeit mit meinen Kindern versäumt habe“ – ein Einsicht, die Hochachtung verdient.
Trotzdem ist Hetzel ein klein wenig verärgert. Denn seit knapp zwei Wochen hat er die Kapitänsbinde an Bastian Lunz verloren. Nach dem Hof-Spiel hatte Gerd Klaus ihm diesen Schritt mitgeteilt, Offizieller Grund: Der Noch-Kapitän hatte ausgerechnet beim Abschlusstraining gefehlt. Hetzel: „Meine Frau und ein Kind waren krank. Hätte man mir einfach gesagt, dass ich nicht mehr Kapitän bin, weil es Jemand machen soll, der nächste Runde noch da ist, ich hätte es verstanden.“ Ein Abschied im Groll wird es aber nicht. Dazu hängt Hetzel zu sehr am FC 05, bei dem er mit einem Jahr Unterbrechung (U19 Würzburger FV) seit 2002 (damals U15) spielte. Künftig soll es halt ein verein sein, der nur zweimal die Woche trainiert („es wird auf Bezirksliga hinauslaufen“). Die U23 der Nullfünfer sei kein Thema gewesen: „Wenn man einen Schnitt macht, sollte man ihn richtig machen. Aber man hat es mir auch nicht angeboten.“ Mitgeteilt hatte Hetzel seinen Abschied der sportlichen Führung des Vereins schon im Winter.
„Ich habe die letzten zwei Jahre unter Gerd Klaus noch einmal viel lernen dürfen. Zum Beispiel, dass man schnelles Kurzpassspiel auch in dieser Liga spielen kann“, freute sich der 25-Jährige vor allem auch, dass es mit der Regionalliga geklappt hat. Von deren Erhalt für die Schweinfurter er zu hundert Prozent überzeugt ist: „Wir sind stark genug. Wir haben inzwischen 16, 17 Mann, die das alle drauf haben.“
Dass die Vorkommnisse mit Fans und Polizei in München (wir berichteten) die Mannschaft irritieren könnten, glaubt Hetzel nicht: „So aufgelöst habe ich unsere Fans noch nie gesehen. Die waren geschockt. Wir haben drüber geredet, aber wir können das fern halten von uns.“ Das unterstreicht auch sein Trainer Gerd Klaus: „Das wirkt sich nicht auf die Mannschaft aus. Auch einen Punktabzug halte ich für ausgeschlossen. Aber: Es ist nicht schön zu sehen, wenn die Leute, die uns immer begleiten, eingesperrt sind und bluten.“