
Regnerisch, 6 Grad plus, keine Sonne, viel Nebel. Oberhofer Wetter par excellence: Pünktlich zum Biathlon-Weltcup von Donnerstag bis Sonntag dürfen sich Athleten und die erwarteten über 65000 Besucher wieder darauf einstellen, dass es nicht sonderlich kuschelig wird.
Die Wetterprognose ist für die Veranstalter die schlechtmöglichste: Schneeproduktion per Schneekanone ist nur ab minus vier Grad möglich, über Weihnachten und Neujahr aber war es dafür zu warm. Silvio Eschrich, Chef des Organisationskomitees (OK), ließ deshalb vor einigen Tagen 35 Lastwagen-Ladungen mit 2000 Kubikmetern Schnee, der nach dem Biathlon-Wettbewerb "World Team Challenge" vor der Veltins-Arena des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 gelagert worden war, in den Thüringer Wald bringen, um den Weltcup abzusichern – sehr zum Verdruss von Thüringer Umweltschützern.
Der Schnee aus Schalke ist ohnehin eine Absicherung, keine Notwendigkeit. Die Strecken können mit dem in der Oberhofer Skihalle produzierten sowie dem eingelagerten Schnee des vergangenen Winters problemlos präpariert werden. Dem OK ging es darum, Reserven in der Hinterhand zu haben, falls es Probleme gibt. Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz verteidigte deshalb auch die Entscheidung, "es ist besser, den Schnee hierher zu bringen, als ihn schmelzen zu lassen". Der Weltcup habe große wirtschaftliche Bedeutung für die Region, außerdem natürlich auch für die Thüringer Skivereine, die über 500 ehrenamtliche Helfer stellen. Die Stunden, die diese leisten, werden bezahlt, der Erlös für die Nachwuchsförderung verwendet.
Erik Lesser startet erstmal nur im IBU-Cup
Für das deutsche Biathlon-Team spielt die Diskussion um die Schneetransporte eine untergeordnete Rolle. Cheftrainer Mark Kirchner hat einen klaren sportlichen Fokus, will die zuletzt guten Leistungen beim Weltcup in Frankreich vor Weihnachten nun beim ersten Heimweltcup bestätigt sehen.
Bei den Frauen starten bekannte Namen wie Denise Herrmann, Franziska Hildebrand, Maren Hammerschmidt und Vanessa Hinz sowie Marion Deigentesch und Janina Hettich. Franziska Preuß wird trotz überstandener Erkrankung den Weltcup wohl verpassen. Preuß war wegen einer Nasennebenhöhlentzündung zwei Wochen außer Gefecht.
Bei den Männern sind Benedikt Doll, Lucas Fratzscher, Philipp Horn, Johannes Kühn, Arnd Peiffer und Simon Schempp nominiert. Es fehlt Erik Lesser, der laut Kirchner "auch aufgrund von gesundheitlichen Problemen, nicht die Leistungen gebracht hat, die wir von ihm erwarten". Bis auf weiteres muss Lesser nun im zweitklassigen IBU-Cup starten, für den zweifachen Weltmeister ein herber Rückschlag.
Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester wird von den Athleten meist nicht zum Füße hochlegen genutzt, sondern für intensive Trainingseinheiten. Voller Selbstbewusstsein ist im Moment Benedikt Doll nach seinem zweiten Weltcupsieg im Sprintrennen in Le Grand Bornand vor Weihnachten. "Für das ganze Team war es wichtig, zu zeigen, dass wir es können. Jetzt hoffe ich, dass auch die anderen mal aufs Podest laufen, sie haben es auf jeden Fall auch drauf."