Mit einer starken Leistung verabschiedete sich der 1. FC Nürnberg in die Winterpause, doch zur Pokal-Überraschung reichte es nicht. Der VfL Wolfsburg zog mit seinem 2:0-Sieg nach Verlängerung ins Viertelfinale ein. Der im Sommer von 1860 München zu den Norddeutschen gestoßene Innenverteidiger Felix Uduokhai sorgt in der 96. Spielminute für die Führung des Erstligisten, der durch Daniel Didavi noch erhöhte (119.).
"Unser Team hat einen starken Kampf geliefert und vieles richtig gemacht. Leider haben wir es verpasst, den Ball bei der Vielzahl von Chancen über die Linie zu drücken", sagte der vom Ausgang des Achetlfinalspiels enttäuschte Club-Trainer Michael Köllner. Wie die Fans die Mannschaft angefeuert hätten und sie auch nach dem Abpfiff gefeiert hätten, "gibt uns Mut und Energie. Ab dem 3. Januar werden wir wieder mit voller Kraft angreifen."
Karlstädter Grün springt problemlos im VfL-Tor ein
Köllner hatte seine Startelf gegenüber dem Liga-1:1 in Kaiserslautern auf zwei Positionen verändert. Patrick Erras und Eduard Löwen ersetzten Ondrej Petrak (nicht im Kader) und Tobias Werner, der als Joker kam. Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt setzte auf frische Kräfte, brachte nach der 0:1-Niederlage in Köln gleich fünf neue Feldspieler und musste unfreiwillig auch den Torwart wechseln. Für Koen Casteels, der sich im Training verletzt hatte, kam der Karlstadter Max Grün zu seinem zweiten Saisoneinsatz.
Der 30-jährige Unterfranke hatte sich dafür nicht gerade die besten Bedingungen ausgesucht, denn nasser Nebel sorgte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für einen seifigen, schwer zu bespielenden Rasen. Doch Grün packte bei einem Schuss des Nürnbergers Enrico Valentini gleich sicher zu (3.).
Der interessante Vergleich zwischen einem ambitioniertem Zweitligisten und einem mittelmäßigem Erstligisten brachte in der ersten Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel. Und das war aus Sicht der Club-Fans schon mal erfreulich. Die Gastgeber übernahmen sofort die Initiative, nach 20 Minuten fand Wolfsburg besser ins Spiel. Auf die VfL-Schlüsselspieler Maximilian Arnold, Junus Malli und Mario Gomez hatte sich der Club jedoch gut eingestellt. Den meisten Betrieb machten Tim Leibold und Löwen über die linke Seite.
Allzu viel Packendes in den Strafräumen ließ die taktische Disziplin, mit der beide Mannschaften zu Werke gingen, jedoch nicht zu. Da sorgte ein Schrägschuss von Löwen ans Außennetz schon für freudige Erregung (30.
). Als Hanno Behrens in Strafraumnähe resolut abgeräumt worden war, setzte Ewerthon seinen folgenden Schlenzer neben den Wolfsburger Kasten (32.). Deutlich knapper verfehlte Valentini mit einem etwas zu hoch angesetzten Effetball (40.). Die beste Chance hatte jedoch der Bundesligist. Club-Torwart Fabian Bredlow verhinderte im Herauslaufen gegen die zweite VfL-Spitze Landry Dimata den Pausenrückstand (41.).
Die zweite Spielhälfte entsprach viel deutlicher dem, wie man sich ein packendes Pokalspiel vorstellt. Zehn Minuten lang setzte Wolfsburg die Nürnberger gehörig unter Druck, doch im Abschluss gelang den Gästen nichts Zwingendes. Der Club löste sich aus der Umklammerung und kam mit Tempogegenstößen zu einem Chancen-Dreierpack. Nach Leibolds Schuss klärte Marcel Tisserand mit letztem Einsatz gegen den nachsetzenden Behrens auf der Torlinie (56.), Edgar Salli und Mikael Ishak (beide 60.) fanden jeweils in Grün ihren Meister.
Offener Schlagabtausch
Im offenen Schlagabtausch, der die 26 104 Zuschauer begeisterte, waren nun waren wieder die „Wölfe“ an der Reihe. Der Innenpfosten des Club-Gehäuses verwehrte Gomez nach einer leichtsinnigen Leibold-Rückgabe den zweiten Pflichtspieltreffer in dieser Saison (68.), dann konnte der VfL-Kapitän Bredlow aus kurzer Distanz nicht überwinden (68.) und wurde wenig später ausgewechselt. Zum zweiten Mal an diesem Abend rettete für den Zweitligisten der linke Pfosten, als Divock Origi trotz Bedrängnis abgezogen hatte (79.).
Auch durch den eingewechselten Ex-Nürnberger Daniel Didavi bekam der Favorit in der Schlussphase ein deutliches Übergewicht. Eckstoß auf Eckstoß flog in den Club-Strafraum doch die gefährlicheren Szenen hatte bis zum Ende der regulären Spielzeit paradoxerweise die Gastgeber durch den wenig später verletzt gegen Rurik Gislason ausgewechselten Salli (87.) und den für Löwen gekommenen Werner.
In die Verlängerung startete Wolfsburg mit der nicht unverdienten Führung. Einen weiteren Eckstoß drückte Joshua Guilavogui per Kopf vors Nürnberger Tor, wo Uduokhai vollendete (96.). Der Club regierte zunächst geschockt auf den Rückstand. In der letzten Pause versuchte Köllner seine Mannschaft noch einmal aufzurichten und brachte Patrick Kammerbauer für Erras. Für die letzten sechs Minuten kam dann auch noch Cedric Teuchert als im Pokal zulässiger vierter Wechselspieler. Doch Wolfsburgs Didavi nutzte eine zu kurze Kopfball-Abwehr noch zum alles klärenden 0:2 (119.).