In der Kreisliga Rhön etablieren, hat sich die Reserve des Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt nach der Meisterschaft in der Kreisklasse Rhön 2 vor dem Start in die Saison 2022/23 auf ihre Fahnen geschrieben. 115 der insgesamt 210 Spiele, etwas mehr als die Hälfte, sind absolviert, mit insgesamt 436 Toren – ein Schnitt von 3,8 pro Partie. Und beim TSV Aubstadt II sieht es weniger nach Etablieren als vielmehr nach einem Durchmarsch von der Kreisklasse in die Bezirksliga aus.
Die Vorschusslorbeeren (zehn Meistertipps für Aubstadt II, ebenso viele für den FC Strahlungen) wollte Julian Grell, gleichberechtigter Trainer mit David Noack, damals nicht überbewerten. Grell hielt den Ball flach: "Wir tun gut daran, erst einmal kleinere Brötchen zu backen und von Spiel zu Spiel zu schauen." In jedem Fall besitzt der Spitzenreiter einen gesunden Mix aus jungen, talentierten und hoch motivierten Spielern und gestandenen Akteuren mit bis hin zu Regionalliga-Erfahrung.
Aus den kleineren Brötchen sind inzwischen deutlich größere geworden. Der TSV Aubstadt II grüßt mit 40 Punkten (13 Siege, ein Unentschieden, zwei Niederlagen) von der Tabellenspitze. Dahinter lauert mit sieben Punkten Rückstand, aber einem Spiel weniger, der FC Rottershausen. Die Mannschaft um Trainer Alexander Schott hat sich zu einem echten Geheimtipp gemausert. Und hat womöglich einen ganz großen Trumpf in der Hinterhand: Sie kommt in der Rückrunde ausschließlich in den Genuss von Heimspielen. Ihre 14 Partien auf des Gegners Platz hat sie bereits absolviert und mit 30 Punkten fette Beute gemacht.
Warum der FC Rottershausen schon alle 14 Auswärtsspiele absolviert hat
Warum diese ungewöhnliche Konstellation? Nach Ende der vergangenen Saison hatte der Verein mit der Generalsanierung seines Hauptspielfeldes begonnen. "Der Platz wurde zunehmend holpriger, da wollten wir Nägel mit Köpfen machen und haben ihn erst einmal abgetragen und schließlich neu angesät", sagte damals FC-Vorsitzender Jörg Wetterich. Wenn Rottershausen jetzt seinen Sportplatz zu einer Festung ausbaut... Ein 3:0-Erfolg im ersten Heimspiel steht schon mal zu Buche. Deshalb nimmt der FC den aktuell letzten Platz in der Heimtabelle mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis. Das Podium in der aktuellen Tabelle komplettiert der hoch gehandelte FC Strahlungen mit 32 Zählern und liegt mit seinem Ziel ("Top 5") im Soll.
Diesen Titel braucht der TSV Bad Königshofen nicht
Dagegen herrscht einmal mehr dichtes Gedränge im Tabellenkeller. Fünf Mannschaften haben sich unten festgesetzt – mit sechs und mehr Punkten Rückstand zum Mittelfeld. So sehr das Abstiegsgespenst bei diesem Quintett herumgeistert, abgehängt ist noch keiner. Auch nicht der FC Reichenbach/Burglauer/Windheim (erst 14 Spiele), der mit der roten Laterne überwintert. Lange Gesichter gibt es auch beim Vorletzten TSV Bad Königshofen, der sich vom Titel "Remiskönig" (sechs Unentschieden) nichts kaufen kann, sondern lieber ein paar mehr Siege als die bislang zwei gefeiert hätte. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, wenn im März der Startschuss zur Rest-Runde erfolgt.
Die Heimtabelle führt der allein auf eigenem Terrain noch unbesiegte FC Strahlungen mit 20 Punkten in acht Partien an, gefolgt vom TSV Aubstadt II (19) und dem FC Untererthal (18). Von Heimstärke kann dagegen beim VfR Sulzthal (5 Punkte), FC WMP Lauertal (5) und TSV Bad Königshofen (6) am wenigsten die Rede sein.
Der FC Rottershausen entwickelte sich auswärts zum Schreckgespenst. 30 Punkte (neun Siege, drei Unentschieden, zwei Niederlagen) bei einer Trefferquote von 30:14 bescheren ihm die Spitzenposition. Auf Platz zwei folgt der TSV Aubstadt II, der für seine 21 Zähler nur acht Partien (sieben Siege, eine Niederlage) benötigte. In weitem Abstand folgen der FV Rannungen/Pfändhausen/Holzhausen (14) sowie der FC Strahlungen und die SG Oerlenbach/Ebenhausen (jeweils zwölf). Auf des Gegners Platz haben der SV Ramsthal und der FC Reichenbach/Burglauer/Windheim (jeweils 3 Punkte) noch keinen Sieg errungen, sie bilden das Schlusslicht der Auswärts-Rangliste.
Beim Toreschießen kann keiner mit dem TSV Aubstadt II mithalten
Beim Toreschießen kann keiner mit dem Spitzenreiter TSV Aubstadt II mithalten. Für ihn hat sich das Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" mit 51 Toren in 16 Partien – ein Schnitt von 3,19 – bezahlt gemacht. Der FC Strahlungen (40 Treffer), die SG Oerlenbach/Ebenhausen (39) und der TSV-DJK Wülfershausen (36) folgen mit Abstand. Wenig erfolgreich in des Gegners Strafräumen waren indes der VfR Sulzthal (18) sowie der TSV Bad Königshofen und der FC Reichenbach/Burglauer/Windheim (jeweils 20) unterwegs.
Für sein Defensivverhalten hat sich der FC Rottershausen die Note "sehr gut" verdient. 14 Gegentreffer in 15 Partien (nochmals zur Erinnerung: 14 davon auswärts !) bedeuten lediglich 0,93 Gegentore im Schnitt. Der TSV Aubstadt II (18) und der FC Strahlungen (20) belegen die Plätze zwei und drei. So ist das Führungstrio in dieser Rangliste unter sich und scheint einmal mehr diese Fußball-Weisheit zu bestätigen: "Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften."
Die "Wundertüte" TSV-DJK Wülfershausen
Die Defensive stärken, das ist mehr denn je beim SV Ramsthal gefragt. Dessen Keeper musste die mit Abstand meisten Bälle aus dem Tor holen – 52 Mal, das sind 3,25 Gegentor im Schnitt pro Spiel. Der FC WMP Lauertal hat den zweitschlechtesten Wert (41). Auf den Platz in den "Top 3" in dieser Kategorie hätte der TSV-DJK Wülfershausen (39) gerne verzichtet.
Wülfershausen gilt ohnehin als die "Wundertüte" in der Kreisliga, die vorne häufig trifft, aber hinten mitunter offen wie ein Scheunentor ist. In jedem Fall sind die Spiele des TSV-DJK ein Garant für hohen Unterhaltungswert und wahre Trefferfluten. Da überrascht es nicht, dass Wülfershausen in das torreichste Spiel "verwickelt" ist, das allerdings beim 3:6 daheim gegen die SG Oerlenbach/Ebenhausen ohne Happy End endete.
Denkwürdiges 4:5 der SG Urspringen-Sondheim/Rhön
Ebenfalls neun Tore fielen in der bislang wohl denkwürdigsten Partie der laufenden Saison, als die SG Urspringen-Sondheim/Rhön daheim gegen den FC Rottershausen nach einer 4:1-Führung nach 62 Minuten noch als 4:5-Verlierer vom Platz ging. Von einer solchen Dramatik weit entfernt verliefen die Spiele, in denen der FC Strahlungen (6:0 gegen den SV Ramsthal) und der TSV Aubstadt II (6:0 gegen den SV Riedenberg) die höchsten Siege errangen.
Als ein Garant für den Höhenflug des FC Rottershausen gilt Julian Göller, früher in Diensten des TSV Großbardorf. Göller führt die Torjägerliste der Kreisliga Rhön mit 14 Treffern an. Er spürt aber ein 13-Tore-Trio im Nacken: Luka Maric (TSV Aubstadt II), Patrick Warmuth (TSV-DJK Wülfershausen) und Nils Halbig (SG Oerlenbach/Ebenhausen). Den fünften Platz teilt sich mit jeweils zehn Treffern das Quintett Markus Neder (FC Strahlungen), Kai Halbig (SG Oerlenbach/Ebenhausen), Enrico Ott, Sascha Ott (beide SV Ramsthal) und Lukas Tartler (FC Untererthal).
Schiedsrichter zücken 473-mal Gelb und zeigen achtmal Knallrot
Wie schaut es mit der Fairness aus? Laut BFV-Statistik gilt der FC Viktoria Untererthal (27 Punkte) als bislang fairste Mannschaft vor dem FV Rannungen/Pfändhausen/Holzhausen (32) und dem TSV Aubstadt II (35). Das Schlusslicht bildet hier die SG Oerlenbach/Ebenhausen (81). Die Schiedsrichter zückten 473-mal Gelb, am häufigsten (50) gegen Spieler der SG Oerlenbach/Ebenhausen. Elf Akteure wurden mit Gelb-Rot und acht mit Rot vom Platz geschickt. Die Referees machten 28-mal von der seit dieser Saison wieder eingeführten Zehn-Minuten-Zeitstrafe Gebrauch.
Zuschauerkrösus FC Strahlungen kann auf seine Fans bauen
Der FC Strahlungen ist einmal mehr der Zuschauerkrösus. Zahlreiche und lautstarke Unterstützung seiner Fans sind der Mannschaft um die Trainer Benedikt Bötsch und Daniel Leicht sicher. Im Top-Spiel gegen Aubstadt II verzeichnete der FC bei seinem 2:1-Sieg 315 Zuschauende. Diese Kulisse wurde allerdings getoppt vom Rückspiel am 13. November, als 350 Zuschauende in Aubstadt einen 2:1-Erfolg des Gastgebers verfolgten.