War das eine schwere Geburt, diesen einen für den zweiten Platz in der Endabrechnung der Bayernliga Nord und den Einzug in die Relegation gegen die SpVgg Oberfranken Bayreuth nötigen Punkt im letzten Saisonspiel ins Trockene zu bringen, um nicht Ammerthal als Jammertal für den TSV Aubstadt zu verlassen. So aber fand das ganze Projekt, das zunächst ein stimmungsvolles, friedliches zu werden schien, dann eine Nervenprobe wurde, doch noch ein glückliches Ende für die Milzgründer. Wie eine „Macht im Grabfeld“, so der Vereinsslogan, sind sie in diesem idyllisch gelegenen Oberpfälzer Flecken Naturschönheit erst in der zweiten Halbzeit aufgetreten.
Anfangs im Rahmenprogramm
Friedlich und höchst emotional ist es vor dem Anpfiff zugegangen. Da wurden fünf Spieler und der Trainer von den Gastgebern verabschiedet. Die Aubstädter und Juniorenspieler bildeten den farbigen Rahmen. Blumensträuße, warme Worte – und dann der Anpfiff und höchst aggressiv dazwischen funkende Platzherren, als wären die Ausgangssituationen vertauscht. Ins Bild passend der schnelle 0:1-Rückstand der Gäste, viel Nachrennen und Reagieren, während im eigenen Spiel nach vorne überhaupt nichts gelingen wollte. Nur eine vage Chance, dagegen weitere drei Hochkaräter der Mannschaft, die als Tabellenelfter eine Saison lang unter ihren Möglichkeiten geblieben war und bei ihren gut 150 Zuschauern Wiedergutmachung betrieb. Die anderen 60 oder 70 waren Aubstädter Fans, mit Bus und Autos in die Oberpfalz gekommen, um ihrer Mannschaft den Rücken zu stärken.
Ein größerer Rückstand zur Halbzeit wäre möglich und verdient gewesen. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, schwärmte der DJK-Trainer Jürgen Press. „Es muss 3:1 zur Halbzeit stehen. Wir waren spielerisch stark, wir waren taktisch hervorragend. Der Josef ist mit unserer Dreierkette nicht zurecht gekommen“, sagte er in Richtung seines Kollegen Francic. Der entgegnete: „Der alte Fuchs hat mich wieder mal überrascht. Wir sind damit nicht klar gekommen, aber auch geistig war einiges auf einem anderen Niveau als sonst. Wir haben in der Pause dann unsere Konsequenzen gezogen, unter anderem auf eine Spitze umgestellt und auch mehr Geduld angemahnt.“
Virtuell abgerutscht
Das Halbzeit-1:1 des Würzburger FV gegen Bamberg, das dem TSV immer noch gereicht hätte, war kein Trost und keine Hoffnung. Zu dünn war das Eis, auf dem man sich bewegte. Und als kurz nach der Pause die 2:1-Führung für Würzburg die Runde machte, war der WFV virtuell auf dem Relegationsplatz. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das Spiel aber schon radikal verändert. Das Duo Francic/Dinudis hatte sich auf den Risiko-Wechsel Trunk für Noack entschieden. „Es hätte in die Hose gehen können“, gestand Waios Dinudis, der Co-Trainer. Zwei Tage vorher war Trunk (Bänderanriss vom WFV-Spiel) noch beim Training wehmütig um den Platz gehinkt. Hinterher hinkte er wieder, aber wesentlich zufriedener: „Noch zwei Spiele muss es getapet gehen, dann kann ich mich um die Heilung kümmern.“
Fatale Fehlentscheidung
Das mit der Geduld wurde dann nicht so offensichtlich. Aber die Dominanz war zurück und nahm mit jeder Angriffswelle zu. Der letzte Pass stimmte aber immer noch nicht so und bis zum 1:1 vergingen noch einmal 20 Minuten, in denen Aubstadt Tabellendritter war. „Ich habe mit Thomas Schneider meinen besten Mann in die Mitte der Dreierkette gestellt, was er auch mit einer Ausnahme sehr gut machte“, erklärte Jürgen Press zum Ausgleichstor. Allerdings hatte sich seine Mannschaft schon längst hinten eingeigelt und suchte selbst bei Ballbesitz im Mittelfeld immer öfter den Rückpass. Es war die fatale Fehlentscheidung, die die Wende einleitete. Wer weiß, ob die Aubstädter trotz der Überlegenheit, aber bei erneutem Auslassen mehrerer hundertprozentiger Gelegenheiten selbst noch ein Tor produziert hätten.
Dieser Schneider jedenfalls rutschte beim Annehmen eines solchen Rückpasses aus – Francic: „Danke, dass ihr da so gut gewässert habt“ –, Julian Grell stocherte hellwach dazwischen, legte für Martin Thomann auf und der behielt endlich kühlen Kopf – 1:1. Jetzt kam seitens der Gäste von außen die richtige Entscheidung: weiter ganz hoch pressen, nachlegen und den Sack zumachen. Zumal die Grabfelder ihrer hohen Gangart allmählich Tribut zollen mussten. Zunächst machte sich aber das dünne Eis wieder bemerkbar. Ein Ammerthaler Glückstreffer irgendwie und alles wäre vorbei gewesen. Dann kam der nächste DJK-Schnitzer: Ein langer Ball landete bei Torwart Sommerer vor dem Strafraum. Der wollte zaubern, Christoph Schmidt störte ihn dabei, stocherte nach, hatte den Ball und das freie Tor vor sich – 1:2. Der Jubel in dieser 89. Minute und erst recht nach dem Schlusspfiff war spontan. Die Szenen, die folgten, waren vorbereitet bis hin zum Vizemeister-Relegations-T-Shirt wie bei jedem Verein, der Großes feiert. Nur die Schale fehlte.
Freitag daheim gegen Bayreuth
In der ersten von zwei möglichen Runden der Relegation zur Regionalliga Bayern trifft der TSV Aubstadt auf die SpVgg Oberfranken Bayreuth. Das Hinspiel in Aubstadt ist an diesem Freitag, 25. Mai, 18.30 Uhr, das Rückspiel in Bayreuth am Montag, 28. Mai, 18.30 Uhr. Der Sieger des Duells ist Regionalligist, sofern 1860 München gegen den 1. FC Saarbrücken den Aufstieg in die Dritte Liga schafft. Scheitern die Löwen, ist eine zweite Relegationsrunde fällig. In ihr träfe der Sieger des Duells Aubstadt/Bayreuth am Donnerstag, 31. Mai, und Sonntag, 3. Juni, auf den Sieger des Duells Memmingen/Rain am Lech.
Ammerthal: Sommerer – Burger, Schneider, Zischler (75. Knorr) - Wendl, Zitzmann – Dietl (84. Usta), Stauber, Mandula – Lieder, Jonczy. Aubstadt: Mack – Bauer, Benkenstein, Grader, Feser – Leicht, Behr – Noack (46. Trunk), Dellinger (88. Kleinhenz) – Thomann, Grell (75. Schmidt). Tore: 1:0 Jonczy (5.), 1:1 Thomann (65.), 1:2 Schmidt (89.). Schiedsrichter: Ostheimer (Sulzberg). Zuschauer: 222.