
Vermutet und befürchtet hatte man es in und rund die Shakehands-Arena schon lange: Dass Kilian Ort womöglich nie wieder Tischtennis würde spielen können, zumindest nicht auf dem Niveau, auf dem er bis zu seiner schweren Rückenverletzung war. Jetzt, da das Eigengewächs des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen seinen Rücktritt erklärt hat, drehen sich viele Gespräche in der Stadt um dieses Thema. Wir haben einige Reaktionen zusammengefasst.
1. Bastian Steger (Mitspieler beim TSV Bad Königshofen)

"Ich kenne Kilian, seit er nach Düsseldorf ins Leistungszentrum kam. Näher habe ich ihn kennengelernt, als ich das erste Mal gegen ihn gespielt habe. Es war das erste Bundesligaspiel der Bad Königshöfer Ende August 2017 bei Werder Bremen, wo ich gleich gegen ihn verlor. Das hat er mir öfter mal unter die Nase gerieben. Danach haben wir noch mehrfach gegeneinander gespielt und es kam auch vor, dass er öfter gewonnen hat. Zum Beispiel bei der deutschen Meisterschaft in Berlin im Halbfinale, als er mich rausgeworfen und danach im Endspiel gegen Timo Boll gespielt hat.
Kilian war ein Spieler mit extrem viel Potenzial, ein intelligenter Typ, der sich sehr viele Gedanken gemacht hat, wie er sein Spiel verbessern kann. Ja, ich hätte ihm noch sehr viel an Potenzial zugetraut. Es gibt wenige, die so mannschaftsdienliche Teamplayer sind wie er. Auf den gemeinsamen Fahrten hatten wir sehr viel Spaß mit ihm. Was er besser als ich konnte? Er hatte immer die eine oder andere Story mehr als ich, hat uns gut unterhalten, war um Längen besser als ich."
2. Daniela Heckenlauer (Tischtennis-Fan aus Saal an der Saale)

"Es hat sich ja angedeutet. Aber jetzt, wo es so weit ist, berührt es mich schon sehr. Mein Mann und ich haben Kilian seit der achten Klasse begleitet und all diese Aufstiege mit gefeiert. Mir ist schon immer sein besonderer Ehrgeiz aufgefallen und dass er selbst sein größter Kritiker war. Es hat mir aber imponiert, wie er sich immer rausgezogen hat, wenn er mal ein sportliches Tief hatte und dabei richtig stark wurde. Bei Auswärtsspielen von ihm waren wir seit der 2. Bundesliga dabei, also seit mehr als zehn Jahren. Wir haben einen Riesen-Respekt vor seiner Leistung."
3. Frank Hofmann (Dauergast bei Spielen des TSV Bad Königshofen)

"Ich habe ihn bewundert, weil er nicht nur ein guter Tischtennisspieler war, sondern sich auch analytisch gezeigt hat. Im Tischtennis besonders beim Doppel als Führungsspieler, obwohl er der Jüngere war. Er hat das Spiel richtig gelesen und geführt, das war fantastisch. Ganz toll, wie er die Größen der Reihe nach geschlagen hat auf seinem Höhepunkt. Er wäre eine Bereicherung gewesen für den deutschen Tischtennissport. Von daher tut es mir richtig weh, dass es gesundheitlich nicht mehr richtig funktioniert. Aber wenn man zweimal ohne Erfolg operiert wird, muss man neue Wege gehen. Ich würde mich freuen, mich mit ihm in Ruhe bei einem Gläschen Wein zu unterhalten. Was er Erfahrung gesammelt hat, das müsste er eigentlich an die Jugend weitergeben: Zum Beispiel, worauf man beim engagierten Training aufpassen und besser machen muss."
4. Werner Angermüller (Kurdirektor von Bad Königshofen)

"Kilian war die Identifikationsfigur für das Team und Tischtennis allgemein in Bad Königshofen. Ich habe so etwas noch nie erlebt, wie sich um ihn ein Team entwickelt hat, damit er diese Karriere machen konnte. Ich habe ihn bewundert, was er mit welcher Konsequenz geleistet hat. Er ist für mich eine Art Vorbild, mit welcher Kraft und Entschlossenheit er sein Ziel verfolgt. Nun versagt ihm der Körper die Möglichkeit, sich als Profi weiterzuentwickeln. Er hat alles dafür gegeben und hat deshalb meinen großen Respekt für seine Entscheidung, das jetzt so kundzutun. Letztendlich ist das eine Zäsur für Tischtennis in Bad Königshofen.
Gleichzeitig bin ich ihm auch dankbar dafür, wie er in Zusammenarbeit mit den Helfern, Andy Albert und seinem Vater Josef, für einen Aufschwung hier gesorgt und andere tolle Menschen hierher gebracht hat. Mit ihnen können wir Weltklasse in Bad Königshofen erleben. Diesen Aufbau und Entwicklung hat Kilian entscheidend geprägt, auch wenn er jetzt nicht mehr daran teilhat. Er hat dieses Tischtennis-Märchen, das es immer noch für mich ist, erst möglich gemacht und so viel Intelligenz, Talente und Werte, dass er auch beruflich erfolgreich sein wird."
5. Udo Braungart (ehemaliger Geschäftsführer des TSV Bad Königshofen)

"Zunächst einmal bin ich schockiert, obwohl es sich angekündigt hat. Nach so einer Operation ist es halt so, entweder es tut sich was in den ersten Wochen oder es wird eine langwierige Geschichte. Er war ja immer beim Stand null. Er war in seiner Karriere immer auf dem Sprung und ist durch Verletzungen wieder zurückgeworfen worden. Kilian Ort hatte einen Riesen-Förderer mit Helmut Hampl in Düsseldorf. Als der weg war, hatte er auch nicht mehr so die Unterstützung in Düsseldorf. Kilian ist offen und ehrlich, man kann sehr gut mit ihm diskutieren. Er ist halt ein intelligenter Bursche. Ich find es elend schade, wie ihm die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Der ganze Hype in Königshofen wurde ja wegen und für Kilian gemacht."
6. Andy Albert (Manager des TSV Bad Königshofen)

"Ich habe gerade Bilder von ihm seit 2010 für jemanden suchen müssen und da wird man schon etwas wehmütig. Ich habe mich ja mehrere Monate damit beschäftigt, dass dieser Tag kommen würde. Wir haben seinetwegen und Christoph Schüller das Projekt Bundesliga gegründet. Und dann erschrickst du, wenn das Telefon klingelt und der Kilian ist dran. Er war ja bei allen Ärzten der Welt, hat sich sogar in Sri Lanka behandeln lassen. Jetzt muss er froh sein, wenn er schmerzfrei sitzen kann. Es ist schade für die Bundesliga, denn er ist das Gesicht von Bad Königshofen. Für die Tischtennisfamilie ist es ein herber Verlust, nicht nur sportlich, sondern auch menschlich, weil er ja wirklich ein netter Kerl ist."