Zwei Fußballmannschaften mit dem gleichen Problem: Spielermangel. Und die Gefahr, dass vielleicht einmal ganz schnell die Auflösung droht. Um es erst gar nicht zum Crash kommen zu lassen, haben die DJK Windshausen und der TSV Brendlorenzen gehandelt: Sie gehen ab der neuen Saison 2014/15 eine Spielgemeinschaft ein.
„Für uns war es fünf vor zwölf“, sagt TSV-Abteilungsleiter Michael Dietz mit Blick auf die abgelaufene Saison. „Und für uns schon zwei vor zwölf“, so sein Pendant auf DJK-Seite, Matthias Bocklet. Die Lage hatte sich in den vergangenen Monaten für beide Vereine verschärft: Die Mannschaften stellten sich quasi von allein auf, Spieler wollten aufgrund der aktuellen Situation den Verein wechseln oder die Fußballschuhe an den Nagel hängen.
Schleichender Niedergang
Wie kann ein so großer Verein wie der TSV Brendlorenzen mit seiner Fußballmannschaft in eine solche Schieflage geraten? Gerade beim Übergang von der A-Jugend zu den Männern breche, so Dietz, der Großteil der Spieler weg: Studium, Ausbildung, von der sinkenden Kinderzahl ganz abgesehen. Für Dietz gab es den Knackpunkt allerdings schon vor dreieinhalb Jahren: Nach dem Rückzug der Reservemannschaft in der Winterpause der Saison 2010/11 seien die übrig gebliebenen Akteure abgewandert oder hätten aufgehört. Konsequenz: Es ging schleichend bergab, was sich in zunehmend geringer Trainingsbeteiligung widergespiegelt habe. „Manche hätten die Lust und Motivation verloren. Und Leistungsträger haben festgestellt, es geht nicht wirklich voran,“ sah Dietz, dass die Zeit zum Handeln gekommen war.
Marco Pfister ergänzt, dass zudem gerade in Bad Neustadt das Sportangebot sehr vielfältig und die Konkurrenz für den Fußball groß ist. „Nur unter schwersten Voraussetzungen“ hätte man, so Dietz, für die neue Saison eine Mannschaft auf die Beine stellen können.
Da kam der Anruf aus Windshausen wie gerufen. Matthias Bocklet hatte von der Situation in Brendlorenzen gehört und schilderte Michael Dietz das gleiche Lied der DJK: dünner Kader, die Trainingsbeteiligung „ausbaufähig“ und Spieler, die „kurz vor dem Absprung“ standen bzw. aufhören wollten. Beim ersten Telefonat sei man auf gleicher Wellenlänge gewesen.
Einstimmiges Votum bei der DJK
In Windshausen ging es dann ruck zuck: An einem Abend ein einstimmiges Votum der Spieler für eine Spielgemeinschaft, gleich im Anschluss das Ja des DJK-Vorstands. Der Spielerkreis des TSV Brendlorenzen sagte fast einstimmig Ja. Als der Vorstand über der Entwicklung informiert wurde, habe er anfangs erst einmal geschluckt. Dietz zeigte Verständnis für diese Reaktion, habe sie aber von der Notwendigkeit überzeugen können. Wie bringt es Matthias Bocklet auf den Punkt: „Was nützt ein schönes, aber leeres Sportheim und ein Spielfeld, das zur grünen Wiese wird?“
Es werde, so sagt Dietz, in jedem Fall ein Lehrjahr für beide. Er glaubt an eine deutliche Steigerung von „Spaß und Motivation der Spieler“. Und Marco Pfister ist der Überzeugung, dass man so die eigenen Nachwuchsspieler eher gewinnen kann. Jetzt gilt es in nächster Zeit Details abzuklären und die Weichen für den Saisonstart zu stellen. Groß beschnuppern müssen sich die Spieler nicht. Sie kennen sich zum größten Teil sehr gut, es gibt eine Reihe freundschaftlicher Verbindungen.
Und auch Trainer Rudi Pretscher fängt nicht bei Null an. Er hat den TSV bereits in den Runden 08/09 und 09/10 trainiert. Er betritt aber in anderer Hinsicht Neuland: Eine Spielgemeinschaft, „das habe ich in den 30 Jahren als Trainer noch nicht gehabt. Eine reizvolle Aufgabe“, freut er sich und verspricht sich einen „deutlichen Motivationsschub.“ Zu seiner Unterstützung wird ein zweiköpfiges Betreuerteam gesucht. Die erste Mannschaft der SG Windshausen/Brendlorenzen wird in der Kreisklasse spielen, die zweite nach dem Abstieg von Brendlorenzen in der A-Klasse. Gekickt wird in der Vorrunde in Windshausen, in der Rückrunde in Brendlorenzen.