Wer am vergangenen Wochenende am Sportplatz des TSV Bad Königshofen vorbeischaute, bekam für diese Zeit Seltsames zu sehen. Dort waren mit Hütchen und Stangen mehrere verschiedenartige Flächen abgesteckt, die auf ein Zirkeltraining schließen ließen. In der Tat hätte dieses auch stattfinden können für eine ganze Fußballmannschaft samt mehreren Ersatzspielern, wären nicht die pandemiebedingten Einschränkungen. Dem war also nicht so.
Trainer Bernd Knahn ist selbst nicht da
Der Trainer des Fußball-Kreisligisten, Bernd Knahn, hatte seinen Spielern ein hygienegerechtes Training angeboten, bei dem er selber noch nicht einmal anwesend war. Er wäre ja der Dritte im Bund gewesen, was den amtlichen Vorschriften nicht entsprochen hätte. Knahn und der TSV-Vorsitzende Thorsten Eckart, der zugleich Spieler der Mannschaft ist, hatten einen Fußball-Zirkel aufgebaut, den jeweils zwei Spieler rund eine Stunde lang zu durchlaufen hatten.
Immer nur zwei Spieler auf dem Platz
Für jede Station gab es einen Plan mit einer schriftlichen und bebilderten Übungsanleitung, die die Spieler zur Verfügung gestellt bekamen und nach der sie die Stationen durchführen konnten. "Die meisten Übungen kannten sie schon aus dem Alltagstraining", erklärt Knahn. Dennoch sei er gespannt gewesen, wie diese von seinen Schützlingen angenommen und eingeschätzt würden: "Wir haben ein Stationstraining mit neun Stationen aufgebaut. Die Spieler trainierten in dem Parcours jeweils paarweise eine Stunde lang. Insgesamt haben 14 von diesem freiwilligen Angebot Gebrauch gemacht und am vergangenen Wochenende somit in sieben Gruppen hintereinander daran teilgenommen, so dass immer nur zwei Spieler auf dem Platz waren."
Die Idee, paarweise zu trainieren und dass sich die Spieler sowohl ihren Trainingspartner als auch die Uhrzeit selber aussuchen konnten, hatte Thorsten Eckart. Trainingsbetrieb herrschte demnach etwa acht bis neun Stunden auf dem Platz. Diese Trainingseinheiten hat Knahn selber aus seiner jahrelangen Erfahrung heraus zusammengestellt. Auch Thorsten Eckart hat einige Ideen dazu beigetragen. Eine der Übungen aus dem Aufwärmprogramm gehe sogar auf Mark Verstegen zurück, den ehemaligen Co-Trainer von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Er habe diese Übungsserie, die sich Movement Preps nennt, anlässlich der Vorbereitung auf die WM 2006 nach Deutschland gebracht.
An sechs Stationen steht die Ballarbeit im Fokus
Der Parcours ermögliche, so Knahn, ein absolut kontaktfreies Training mit garantiertem Mindestabstand von eineinhalb Metern, "das wir in ähnlicher Form schon bei der ersten Welle durchgeführt haben und das durchaus Sinn macht." An sechs der neun Stationen stand die Ballarbeit im Vordergrund mit Dribblings, Ballannahme und -mitnahme, Flachpass, Chip-Ball, Flugball und Torabschluss. Die zwei Spieler seien sich dabei nie näher gekommen als beim Tennis oder Tischtennis.
"Unser Aufwärtstrend nach dem Re-Start hat auch darin seine Ursachen, dass wir schon trainiert haben, als andere noch gar nicht daran dachten. Gerade unsere jungen und die langzeitverletzten Spieler, die wieder zurückkamen, haben da deutliche Fortschritte gemacht", sagt Knahn. In den vier Pflichtspielen im Oktober war der TSV unbesiegt geblieben. Überhaupt hält es der Bad Königshöfer Trainer, der als Aktiver unter anderem beim FC Schweinfurt 05, beim FC Haßfurt, den Würzburger Kickers und in Frankreich bei AJ Auxerre spielte, mit der Selbstverantwortlichkeit seiner Spieler. Was sich auch daran zeigte, dass er sie nicht beobachtete oder gar kontrollierte.
Wiederholung an diesem Wochenende
"Dass der Einladung insgesamt 14 Spieler gefolgt waren, zeigt, dass die Mannschaft das Angebot angenommen hat. Wie ich erfahren habe, ist diese Art von Training während des Fußball-Lockdowns sehr gut angekommen." Dies sei eine zusätzliche Bestätigung, weshalb man an diesem Wochenende bereits die nächste Einheit plane.
"Gewiss", sagt Knahn, "gibt es mit dem kompletten Kader und im Mannschaftstraining interessantere Trainingseinheiten als diese. Aber unter den gegebenen Umständen und Einschränkungen sind sie eine sehr gute Alternative. Wenn man nämlich total und ersatzlos runterfährt, fängt man nach zwei oder drei Monaten bei null an und das muss nicht sein." Seiner Meinung nach sei ein solches Training mit Kindern und Jugendlichen ebenso denkbar und da eigentlich noch nötiger als bei Erwachsenen, weil Heranwachsende unter dem Sportentzug noch mehr zu leiden hätten.
Bewegungsabläufe, die noch nicht automatisiert sind, könnten zudem schneller wieder verlernt werden. "Da kann es schon mal sein, dass dadurch die Leidenschaft für den Fußball nachlässt oder ganz verloren geht und der jugendliche Fußballer sich anderen Dingen zuwendet", befürchtet Knahn.