Nachdem alles gesagt war und seine Entscheidung gefallen, stand Dominik Schönhöfer noch mit den Verantwortlichen des TSV Großbardorf am Tresen im Sportheim und man prostete sich zu. Dann ging jeder seiner Wege. Ein letztes Bier im Stehen, danach war das Kapitel TSV Großbardorf für Dominik Schönhöfer beendet. Der 47-Jährige ist – für Außenstehende völlig überraschend – am Montagabend als Trainer des Fußball-Bayernligisten zurückgetreten (wir berichteten). „Wir sind, auch wenn es sich komisch anhört, harmonisch auseinandergegangen“, sagte Vereinsvorsitzender Klaus Lemmer.
Am Samstag nach dem mit 1:2 gegen Aufsteiger DJK Gebenbach verlorenen Spiel hatte es Meinungsverschiedenheiten zwischen Andreas Lampert, einem der sportlichen Leiter des TSV Großbardorf, und Schönhöfer gegeben. Dabei ging es um die sportliche Situation der Grabfeld-Gallier, die mit 29 Punkten nach 19 Spielen auf dem siebten Rang der Bayernliga Nord stehen, und ihre Einordnung.
„Wir wissen zwar beide, dass wir uns in einem großen Umbruchprozess befinden, der sicher auch noch etwas anhält und schwierig zu meistern ist, trotzdem gingen in der Beurteilung der Situation und der sportlichen Entwicklungen unserer beider Meinung doch einigermaßen weit auseinander“, sagte Lampert.
Kontrapunkte sollen unter anderem die Leistungen und Ergebnisse in den Heimspielen gewesen sein. Die Grabfeld-Gallier haben keine ihrer letzten fünf Partien in der Bioenergie-Arena gewonnen. Aber auch, welche Resultate und Auftritte man von der Mannschaft erwarten könne. Einer Mannschaft, die in dieser Saison kaum einmal ein Spiel in Bestbesetzung absolvieren konnte. Schönhöfer selbst bat am Sonntag Klaus Lemmer um eine Unterredung am Montag, bei der die komplette Führungsriege des TSV dabei sein sollte und war: Neben Lemmer seine Stellvertreter Matthias Klöffel und Nico Kirchner, Abteilungsleiter Bernhard Leicht sowie die sportlichen Leiter Gerhard Schüler und Andreas Lampert.
„Ich bin dankbar für die offenen Worte zur Einschätzung der sportlichen Situation und akzeptiere die Meinung der Vereinsverantwortlichen“, sagte Schönhöfer über das Gespräch. Gleichwohl teilte er ihnen mit, keine Möglichkeit zu sehen, „aktuell an ihr etwas zu verbessern.“ Im Laufe der Unterredung, in der es „kein lautes Wort und keinerlei Eskalation“, so Lemmer, gegeben habe, eröffnete Schönhöfer den verdutzten TSV-Bossen seinen Entschluss, den Trainerposten mit sofortiger Wirkung niederzulegen.
„Für uns war das natürlich einigermaßen überraschend, aber wir respektieren seine Entscheidung trotzdem professionell“, sagte Andreas Lampert. Anschließend informierte Schönhöfer selbst die Mannschaft, die während des Gesprächs trainiert hatte. Den Mannschaftsrat hatte er schon zuvor über seine Pläne unterrichtet. „Ich hatte hier dreieinhalb superschöne Jahre als Trainer mit einer tollen Mannschaft und einem tollen Umfeld.
Dies werde ich immer in bester Erinnerung behalten“, sagte Schönhöfer zum Abschied. „Er hat perfekt zu uns gepasst, wir sind menschlich sehr gut mit ihm klargekommen“, bedauerte Lemmer den Abgang des 47-Jährigen. „Wir sind froh, dass wir Dominik hier viele Jahre als Trainer erleben durften“, ergänzte Lampert.
Bis zur Winterpause tragen die langjährigen Assistenztrainer Udo Eckert und Otto Dietz die sportliche Verantwortung. „Zwei sehr gute Leute“, sagte Klaus Lemmer, der ankündigte, mit einer Entscheidung in der Trainerfrage nichts überstürzen zu wollen. „Wir haben ja keine sportliche Notsituation, in der schnell gehandelt werden muss.“ Gespannt ist er freilich, wie und ob die Mannschaft sportlich auf die neue Situation reagiert. Am Samstag gastieren die Grabfeld-Gallier bei der U 23 des FC Würzburger Kickers.